Rede von Dr. Winfried Wolf, Verkehrsexperte, Journalist und Herausgeber von ‚LunaPark21′, auf der 538. Montagsdemo am 16.11.2020
Wir leben in schwierigen Zeiten. Corona-Epidemie. Wirtschaftskrise. Klimakrise. Und ein drohender CDU-OB, der für all das steht, was den kleinen Leuten das Leben noch schwerer macht. In solchen Zeiten ist es gut, sich auf unsere Stärke zu besinnen: Und das ist: Sagen, was ist.
Oft erscheint es so, dass all dieses Mühen – unser Kampf um Wahrheit – vergeblich sei. Dass nicht wir, sondern die Oberen immer oben bleiben. Es gibt aber Entwicklungen, die zeigen, dass es auch anders kommen kann. Und dass es oft Wenden gibt binnen weniger Tage, die nicht absehbar sind – die jedoch mit dadurch zustande kommen, dass es den Kern einer selbstbewussten Opposition gibt, die sagt, was ist.
Das soll an drei Beispielen aus den letzten drei Jahrzehnten deutlich gemacht werden: deutsche Einheit 1989/90, Stopp des Bahnbörsengangs 2008 und Ausstieg aus der Atomkraft 2011.
Beispiel Nr. 1 – deutsche Vereinigung. Wir schreiben Sommer 1989. In der Bundesrepublik Deutschland ist die regierende CDU mit sich selbst beschäftigt. Das „Cleverle“ Lothar Späth, Ministerpräsident in Baden-Württemberg, plant im Bündnis mit dem CDU-Generalsekretär Heiner Geißler einen Putsch gegen Kohl. Die Sache geht schief; Späth hat die Hosen voll. Kohl feuert Geißler.
Zur gleichen Zeit sagt Erich Honecker am 15. August in Erfurt den denkwürdigen Satz: „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“. Was Michail Gorbatschow kurz darauf mit dem Satz kontert: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Was dann kommt, ist bekannt: Mauerfall. Deutsche Einheit. Kollaps der Sowjetunion.
Was sich damals ereignete, hatte selbst im Sommer 1989 kein Mensch für möglich gehalten. Mehr noch: Nur sechs Jahre zuvor, am 24. Juli 1983, traf sich der CSU-Chef Franz-Josef Strauß mit dem SED-Generalsekretär Erich Honecker. Das Ergebnis: Westdeutsche Banken gewährten der DDR einen Kredit in Höhe von einer Milliarde DM. Das verschaffte der DDR, die bereits damals kurz vor der Pleite stand, eine Atempause von mehreren Jahren.[1] weiterlesen