Rede von Dieter Reicherter, Vorsitzender Richter am Landgericht a.D., auf der 746. Montagsdemo am 24.2.2025
Liebe Freundinnen und Freunde,
wieder einmal führen sich die Verantwortlichen in Stuttgart auf nach dem Motto: „wir sind die lustigen Holzhackerbuam“, und schaffen mit der Säge Fakten. Ohne Sinn und Verstand und vor allem ohne Notwendigkeit wurde die Fällung von 134 Bäumen – darunter sogar 51 nach der städtischen Baumschutzsatzung besonders geschützte – beschlossen. Leider nützt dieser besondere Schutz gar nichts, denn die Stadt hat sich von ihrer eigenen Satzung befreit. Sie hat Bäume, die schon dort sind und nicht gefällt werden, zum Ersatz für die gefällten Bäume deklariert. Dünnere Bäume hat sie hochgestuft mit der Begründung, die würden bald den erforderlichen Stammumfang von 80 cm erreichen.
Daran glauben müssen die Bäume für die Maker-City bei den Wagenhallen auf dem C1-Areal, also wieder im Zusammenhang mit dem Wahnsinnsprojekt Stuttgart 21. Übrigens handelt es sich um ein „ökosoziales Pionierprojekt“. Dort hatten sich eine rege Kulturszene sowie der Stadtacker und Schrebergärten entwickelt. Alles wurde als Kulturschutzgebiet unter besonderen Schutz gestellt. Dann wurden die Künstlerinnen und Künstler vertrieben, ihr Dorf plattgemacht und die Container City entfernt.
Jetzt folgen die Eingriffe in die Natur. Der Stadtacker muss weg, weil dort gebaut wird. Er soll auf das Gelände der Schrebergärten umziehen. Deshalb wird den dortigen Pächtern gekündigt. Also brauchen die Schrebergärten eine andere Fläche. Auf dieser ist ein wild gewachsener Wald, in der Fachsprache Tiny Forest genannt. Der wird abgeholzt. Die Eidechsen sollen eingefangen und in Ersatzhabitate in anderen Stadtteilen umgesiedelt werden. Dafür müssen dort die Flächen von der Vegetation befreit und eidechsengerecht hergerichtet werden. Dadurch verlieren die dortigen Schrebergärtner ihre Grundstücke. weiterlesen →