Rede von Klaus Hemmerle, Schauspieler, Regisseur und Theatermacher, auf der 157. Montagsdemo am 21.1.2013
Liebe Freunde der Wahrheit und des gesunden Menschenverstands, liebe hartnäckige, unverdrossene und unverfrorene Montags- demonstranten,
ich erinnere ich mich an meine erste Montagsdemo an einem kalten Frühlingstag vor fast drei Jahren, auf einem kleinen Holzpodest drüben vor dem Nordflügel, der jetzt abgerissen ist. Ich erinnere mich an die Euphorie, an das ungläubige Staunen über das nicht wieder- zuerkennende, das ‚andere Stuttgart’.
Sie alle, die heute wieder oder immer noch hier sind, haben ihre eigenen persönlichen Eindrücke gespeichert von dem Wechselbad der Gefühle, das wir in den vergangenen drei Jahren durchlaufen haben: von ohnmächtigem Zorn hin zu der Hoffnung, so viele zu sein, tatsächlich etwas bewirken zu können; von Freude über die Kreativität des Protestes bis zu fassungsloser Empörung, als die Staatsmacht die Eskalation suchte; von Verunsicherung und Enttäuschung, als sich bei Schlichtung und Stresstest erwies, wie raffiniert und zu allem entschlossen die Hydra ist, mit der man sich da angelegt hat, bis zur Resignation nach der von vornherein chancenlosen Volksabstimmung, der darauf folgenden Schleifung des Bahnhofsgebäudes und der Verwüstung des Schlossgartens.
Eine Zeitlang war umstritten, wie wichtig es ist, diese Montagsdemonstrationen fortzusetzen. Es war schwer, daran zu glauben, dass diese Form des Protestes noch einen Sinn hat. Ich denke an all das zurück mit großem Respekt vor den vielen von Ihnen, die unverdrossen und hartnäckig jeden Montag oben geblieben sind, auch in Zeiten, als alles aussichtslos schien!
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