Feinstaub in Tiefbahnhöfen: „Stuttgarter Werte werden alles in den Schatten stellen.“

Arno Luik in der KONTEXT-Wochenzeitung vom 24.04.2019

… Die Züge kommen nach langen Tunneln in den Bahnhof, die sind bis zu 30 Kilometer lang, 23mal länger als in Zürich. Und deswegen gibt es dann einen sogenannten Kolbeneffekt: Die Züge schieben die kontaminierte Luft in die Haltestation rein. Absehbare Folge: Dort wird die Luft viel, viel höher verdreckt sein als im sehr verdreckten Bahnhof Zürich. Rößler: „Da sich der Feinstaub zu einem erheblichen Teil aus Eisen, also Abrieb der Räder und Schienen und anderen Metallen, den Bremsscheiben, zusammensetzt, ist zu befürchten, dass diese relativ schweren Partikel an die tiefste Stelle des Tunnelsystems absinken beziehungsweise von den fahrenden Zügen dorthin geblasen werden, wo sie sich immer stärker konzentrieren." … Und noch etwas: Feinstaub ist nicht gleich Feinstaub. Es gibt gefährlichen und besonders gefährlichen. Zünden Sie in einem geschlossenen Raum eine Kerze an, dann knallen die Feinstaubwerte kurz nach oben. Doch dieser Feinstaub ist lange nicht so gesundheitsschädlich wie Eisenbahn- oder Autofeinstaub. Deren schwere Giftpartikel gelangen schneller über die Nase bis in die Lunge, sie gelangen auch eher ins Blut – sie können also eher Herz- und Kreislauferkrankungen auslösen.

Der Tiefbahnhof ist schon im Normalbetrieb unzumutbar

Der Tiefbahnhof Stuttgart: ein Hochrisikobahnhof der ganz besonderen, nein, der unverantwortlichen Art: Es gibt keinen funktionierenden Brandschutz – das ist bekannt. Aber dass er schon im Normalbetrieb unzumutbar ist – das ist bisher nicht bekannt. Seit Jahren weist Eberhard Happe, ehemaliger Bahndirektor, auf dieses Problem der Feinstaubbelastung durch das Abbremsen hin – vergebens. Das sei „ein ganz heikles Thema", aber es werde „einfach nicht zur Kenntnis genommen". …

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„Kopf bleibt oben“: Magda Bubetz gestorben

Foto: Alexander Schäfer

Dieses Demo-Schild mit doppelter Bedeutung war jahrelang bei jeder Demo gegen S21 zu sehen - nun ist seine Erschafferin und Trägerin Magda Bubetz an Ostern gestorben.

Weitere Fotos von Magda Bubetz mit ihrem Schild auf dem Twitter-Kanal von Alexander Schäfer.

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Ein weiteres unnützes Großprojekt

Rede von Harry Stürmer, Bürgerbewegung Satorralaia aus Donostia-San Sebastian, auf der 461. Montagsdemo am 15.4.2019

Hallo,

ich komme aus dem Baskenland, konkret aus der kleinen Stadt Donostia-San Sebastián, 180.000 Einwohner, an einer schönen Bucht am Atlantischen Ozean gelegen. Ich freue mich sehr, heute endlich mal in Stuttgart zu sein, um an einer eurer berühmten Montagsdemos teilnehmen zu können.

Vor drei Jahren haben uns Maggie, Elsbeth und Pierre schwer beeindruckt, als sie auf einer Veranstaltung bei uns in Donostia in der Zentralbibliothek Koldo Mitxelena über Stuttgart 21 und den langjährigen Widerstand dagegen berichtet haben. Ich soll euch allen übrigens viele liebe und solidarische Grüße von den Mitgliedern unserer Gruppe Satorralaia ausrichten.

Der Name Satorralaia ist baskisch und bedeutet soviel wie fröhlicher oder munterer Maulwurf.

Der Name bezieht sich auf unser Nahverkehrssystem, das eigentlich momentan (noch) ziemlich gut funktioniert – eine Verbesserung könnte leicht durch eine bessere Bus-Bahn Koordination erreicht werden, sowie durch den Ausbau der Zweigleisigkeit auf den eingleisigen Streckenabschnitten bei der Bahn.

Das öffentliche Verkehrssystem besteht aus zwei Teilen: regionale sowie innerstädtische Busse, deren Flotte in den letzten Jahren kontinuierlich erneuert wurde – mit Hybrid-Fahrzeugen und seit zwei Jahren auch mit mehreren 100 % elektrischen Bussen, die in der baskischen Firma Irizar hergestellt werden. Der andere Bestandteil ist ein Regionalzug, eine Art S-Bahn der baskischen Gesellschaft Euskotren. Diese S-Bahn hat zwei Linien: einmal den Küstenzug von Donostia nach Bilbao, und zum zweiten eine Verbindung vom französischen Grenzort Hendaye über Donostia bis zu dem industriellen Ort Lasarte im Westen von Donostia. weiterlesen

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25 Jahre S21: Mit ein bisschen Mut würde man S21 heute beenden!

Pressemitteilung der Parkschützer vom 17.4.2019

25 Jahre S21: Mit ein bisschen Mut würde man S21 heute beenden!

Stuttgart, 17.4.2019: Zum bevorstehenden 25. Jahrestag der Verkündigung der S21-Pläne im Stuttgarter Landtag am 18.4.1994 fordert die Bürgerbewegung gegen S21 eine mutige Entscheidung von Bahn, Stadt und Land: Umstieg 21 statt S21.

„Mit dem Wissen von heute hätte man S21 nie begonnen“ zitiert Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, den jetzigen Bahnchef Lutz und dessen Vorgänger Grube. „Da ist es absurd, 25 Jahre an laufenden Fehlentscheidungen auch noch zu feiern. Mit ein bisschen Mut würden Lutz, Kretschmann und Kuhn das Projekt heute beenden! Denn heute weiß jeder, dass dies das einzig Vernünftige ist angesichts der massiven Planungsmängel, angesichts der vielen Bauprobleme und angesichts der exorbitanten Kosten. Jeder Tag, den Bahn, Land und Stadt die Entscheidung weiter hinausschieben, ist ein verlorener Tag für Stuttgart und bedeutet noch mehr verlorenes Geld für die marode Bahn. Mit dem Konzept Umstieg 21 gibt es einen guten Ausweg aus der Sackgasse, in der man sich seit 25 Jahren befindet. Von Umstieg 21 würden alle Beteiligten profitieren.“

Beim Konzept 'Umstieg 21' werden die vorhandenen S21-Baustellen genutzt, um den Stuttgarter Hauptbahnhof in einen zukunftsfähigen, klimaschonenden Verkehrsknoten umzubauen: Ausreichend Gleis-Kapazität für den integralen Taktverkehr (Deutschlandtakt), ein zentraler Busbahnhof sowie eine Fahrrad- und Carsharing-Station unter dem Bahnhof. Außerdem wird mit Umstieg 21 sofort viel städtischer Boden frei für dringend benötigten Wohnungsbau (die sogeenannten C-Areale in Stuttgart-Nord). Und der S-Bahn-Ringschluss vom Neckartal über den Flughafen bis nach Herrenberg wäre unter Nutzung eines bereits gebauten S21-Viadukts möglich.

Details zum Konzept Umstieg 21 finden Sie unter: https://www.umstieg-21.de/

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„Denkmal des Wahnsinns“ – Claus Peymann über S21

Das ist wirklich ein Denkmal des Wahnsinns hier, das ist wirklich – man hält es nicht für möglich – sozusagen der Fortschritt in die vollständige Perversion verwandelt. Also schlimmer kann‘s ja nicht sein. BER in Berlin, unter dem alle leiden, wird ja zum Pardies dagegen. Also architek- tonischer Amoklauf; die Aufklärung, der Fortschritt wird zur Perversion. Das ist einfach unglaublich. Dagegen ist Kafka ja irgendwie ein Weihnachtsmärchen ... Man kann im Grunde nur hohnlachen. Alles übersteigt meine Phantasie – diese Schreckenswüste hier –, als ob die Menschen wirklich keine Rolle spielen.“


(Claus Peymann | Peymanns Leben für das Theater | Dokumentation SWR 2018)

 

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Die 462. Montagsdemo am 29.04.2019

Die 462. Montagsdemo findet am 29. April 2019 ab 18 Uhr auf dem Kleinen Schlossplatz in Stuttgart statt. Ab 18.40 Uhr beginnt der Demozug, ausgehend vom Kleinen Schlossplatz in die Theodor-Heuss-Straße (in Fahrtrichtung), dann nach rechts in die Bolzstraße, weiter nach links über die Königstraße (rechte Seite der Baumallee) in Richtung Arnulf-Klett-Passage, weiter nach links auf den Gehwegbereich vor der Mahnwache. Dort endet die Demonstration mit dem Schwabenstreich.

Redner:

  •  Dr. rer.nat. Hans Peter Münzenmayer, Technikhistoriker; "Die Gleisführung zum Stuttgarter Hauptbahnhof - ein technisches Meisterwerk"

Mto: Wut, Witz, Widerstand!
Musik:
Gerd Schinkel; Liedermacher, Autor und Sänger aus Köln
Moderation: Michael Kaufmann, Badener gegen S21

 

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Samstags-Demo am 11. Mai 2019: KlimaSkandal S21 stoppen!

Flyer (neue Version vom 24.4.) als PDF-Datei

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Video der 461. Montagsdemo

 

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Der S21-Tunnelbrand und seine Folgen für den Brandschutz

Rede von Dipl.-Ing. Hans Heydemann, Ingenieure22, auf der 461. Montagsdemo am 15.4.2019

Liebe Mitstreiter,

letzten Mittwoch hat´s jetzt auch im S21-Tunnel gebrannt – das unfertige Stuttgart 21 hat sozusagen schon mal eine Feuertaufe erlebt, sechs Jahre vor Fertigstellung und Inbetriebnahme.

Aus der Rettungszufahrt beim Wagenburgtunnel quollen am Mittwoch während des Feierabendverkehrs dichte schwarze Rauchschwaden; die Bewohner des Kernerviertels wurden aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten, Lüftungs- und Klima-Anlagen sollten abgestellt werden, um das Einsaugen von Brandrauch zu vermeiden. Gleichwohl beeilten sich offizielle Stellen zu verkünden, zu keinem Zeitpunkt habe irgendeine Gefahr für die Bevölkerung bestanden; der Messtrupp der Feuerwehr habe keine erhöhten Werte in der Umgebungsluft feststellen können. So stand es in der Zeitung.

Was war geschehen? Den Berichten zufolge ist in Wangen im S21-Tunnel eine Betonspritzmaschine ausgebrannt; vermutlich infolge eines technischen Defektes. Doch wie konnte die Maschine überhaupt in Brand geraten sein?  Hydrauliköl und Dieselkraftstoff haben – anders als Benzin – Zündtemperaturen von weit über 200 °C; eine achtlos weggeworfene Zigarette oder ein Kurzschlussfunke  reichen dafür nicht aus. Da muss also schon etwas Größeres gewesen sein. Die wirkliche Ursache werden wir wohl nie erfahren. Warum war die Rettungswache der Tunnelbau-Unternehmen nicht sogleich zur Stelle, um den Brand schon in der Entstehung zu bekämpfen? Stattdessen entwickelte sich ein Großbrand, der den ganzen Tunnel stark verraucht hatte. Der Brandrauch zog durch die rund fünf Kilometer lange Tunnelröhre Richtung Innenstadt und trat aus der 40 Meter höher liegenden Rettungszufahrt am Wagenburg-Portal aus. Zeitungsberichten zufolge konnten sich die im Tunnel befindlichen 40 Arbeiter unverletzt in Sicherheit bringen – glücklicherweise! weiterlesen

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„Nur ein toter Fisch wird vom Strom fortgetragen“

Nichts Böses ahnend ... oder O Santa Justizia!

Eigentlich hatte Ernest nicht damit gerechnet, festgenommen zu werden, als er an jenem Samstag wieder einmal mit zwei anderen Aktivist(inn)en auf dem Dunantsteg beim Neckartor mit Plakaten und Bannern „Heute Giftstaub Alarm!“ gegen die Feinstaub-Misere protestierte. Zwar hatte er schon eine Aufforderung zum Antritt einer Ersatzhaftstrafe wegen Verstoß gegen das Demonstrationsmeldegesetz erhalten (wir haben darüber berichtet). Aber dass er nur zwei Tage nach seiner Verurteilung die nächste Haftstrafe antreten sollte ... Sonst hatte Justizia sich ja immer alle Zeit der Welt gelassen – diesmal schien sie es recht eilig zu haben. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Die Verhaftung

Da die Beamten keinen Haftbefehl dabei hatten und ihn anscheinend nur zufällig bei seinem Protest entdeckten, wurde er nach der Festnahme zuerst in die Polizeiwache Hahnemannstraße gebracht. Vorher begleiteten sie ihn nach Hause, damit er noch einige notwendige Dinge mitnehmen konnte.

„Es war schon kurios“, erzählt Ernest. „Der Beamte wollte auf keinen Fall vor der offenen Wohnungstür warten. Er verfolgte mich auf Schritt und Tritt, ließ mich nicht aus den Augen, als ob ich vor ihm Reißaus nehmen könnte. Augenscheinlich befürchtete er eine “Verfolgungsjagd über die Dächer von Stuttgart“. In der Hahnemannstraße wies man ihn in eine Zelle ein, wo er übernachten musste, um erst am nächsten Tag in die JVA gebracht zu werden. Eine fürchterliche Nacht stand Ernest bevor: Nur mit einer dünnen Decke versehen, musste er sich auf ein bettähnliches schwarzes Plastikgestell, dessen Unterlage am Körper klebte, hinlegen. „Das allein war schon eine Tortur“, meinte Ernest. Man muss sich die Zellen vorstellen, um nachzuvollziehen, was es bedeutet, dort einzusitzen: Ein relativ kleiner Raum, grau-weiß, mit Bett. Das Fenster vergittert. Abgeteilt durch eine Betonwand der Toiletten-Abtritt: eine Mulde mit Loch und Wasserspülung. Das „Geschäft“ muss man jeweils im Stehen erledigen. Am nächsten Morgen wurde er dann in die JVA Stammheim gebracht. Auf ein Frühstück hatte er vorher dankend verzichtet. weiterlesen

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„Stuttgart 21, Die Anstalt und die Rolle der klassischen Medien“

Montag, 15. April 2019, 19:30 Uhr, WKV Stuttgart

5 Jahre DIE ANSTALT - es werden ausgewählte Themenbeiträge der politischen Kabarett-Sendung „Die Anstalt“ gezeigt und im Anschluss u.a. mit Dietrich Krauß, Joe Bauer und Cornelia Lanz diskutiert. Diese drei lesen zur Buchvorstellung aus "Die Rache des Mainstreams an sich selbst " (Dietrich Krauss, Hrsg.), musikalische umrahmt von David Stützel

Im Buch zum 5. Geburtstag schreiben Macher und Mitstreiter, Fans und Kritiker über das Phänomen Anstalt. Mit Max Uthoff, Claus von Wagner, Dietrich Krauß, Mely Kiyak, Norbert Blüm, Gabriele Krone-Schmalz, Hans Hoff, HG Butzko, Joe Bauer, Cornelia Lanz u.v.a. erschienen im Westend Verlag.

Eintritt: 6 € – Karten können im VVK beim Württembergischer Kunstverein erworben werden.

Mehr Infos: http://m.zufluchtkultur.de/news/mo-15-04-2019-19-30-uhr-wurttembergischer-kunstverein-buchvorstellung-die-rache-des-mainstreams-an-sich-selbst/

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S21-Tunnelbrand vom 10.4.2019: Fragen über Fragen türmen sich auf

Die Gemeinderatsfraktion SÖS-LINKE-PluS stellt einen umfangreichen Antrag zum Brand einer Betonspritzmaschine und schreibt:

Der Brand vor zwei Tagen in einem im Bau befindlichen S-21-Tunnel hätte eigentlich gar nicht passieren können. Auch ein ICE-Brand ist - gemäß einer früheren offiziellen Einschätzung der Bahn - eigentlich nicht möglich. Unbegrenzter Optimismus bis hin zu Naivität scheinen Voraussetzung von Großprojekten zu sein.

Neben den Fragen nach entstandenen Schäden am Tunnelbau mit finanziellen und zeitlichen Folgen interessiert uns, welche kurz- und langfristigen
Gefahren durch emittierte Giftstoffe entstehen. Ferner, ob das Tunnelbau-Unternehmen seiner - per Planfeststellungsbeschluss vorgeschriebenen - Verpflichtung nachgekommen ist, eine sogenannte "Rettungswehr" zu stellen. Wenn die Brandstelle tiefer als 200 Meter im Tunnel liegt, ist die sogenannte „Grubenwehr“ zuständig, die mitsamt Ausrüstung vom Auftragnehmer für den Tunnelbau zu stellen ist.

Die städtische Feuerwehr ist während der Bauzeit nur für die ersten 200 m Tunnel zuständig. Als sie am 10.4.2019 zum Brand ausrückte, konnte sie - laut Presseberichterstattung - allerdings zunächst wegen der starken Verrauchung nicht zur Brandstelle im Tunnel gelangen.

Der Antrag mit dem Titel "Wie gefährlich war das Brandgeschehen im S-21-Tunnel am 10.4.2019?" enthält 22 Fragen. Wir haben ihn hier als PDF-Datei verlinkt.

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