Peter Grohmanns Wettern der Woche am 7.2.2022
Richtig: Wir Pazifisten müssen uns wieder mehr mit den Kriegsspielern beschäftigen, z.B. mit Achtung – Panzer! Das 1937 erschienene Sachbuch des begeisterten Nazis und Panzergenerals Heinz Guderian lehrt die Möglichkeiten motorisierter Kriegsführung, zeigt, wie durch konzentrierten Einsatz von Panzern mit Infanterie und Luftwaffe Kriege gewonnen werden. Bei Guderian hat's mit der Blitzkrieg-Taktik aber nicht geklappt, doch Hitlers General mit dem Konzept der „Führung von vorne“ nahm 1939 immerhin noch die Siegesparade der Roten Armee mit der deutschen Wehrmacht in Brest-Litowsk ab. Nu ja ja, nu ne ne, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau gern sagte: Die alten Geschichten.
Josef Виссарионович Stalin und das ZK der KPdSU ließen bekanntlich (oder doch nicht bekannt?) in jener Zeit fast alle ihre Kritiker über die Klinge springen – Massenmord meist ohne Prozess – Kommunisten unters Fallbeil. Die nicht sprangen, klatschten genossenschaftlichen Beifall, der bis heute nachhallt. Die deutsch-sowjetische Waffenbrüderschaft hatte selbst den Judenpogromen standgehalten: Werch ein Illtum! Auch die Kommunisten in den deutschen KZ's interessierten die Kommunisten des ZK nicht
Wladimir Putin kann Deutsch, kennt Goethe, Grohmann und Jandl und weiß um die Irrtümer der Geschichte. Aber im Gegensatz zu mir hat der Russe studiert und liest beim Kerzenschein im Kreml Guderians Panzer-Lehrbuch. Das sollten die hochdeutschen JournalistInnen auch tun. Stattdessen rätseln sie, warum es Wladimir nicht bei 100.000 Panzern belässt (und nicht „losschlägt“). Die neuen Kriegsberichterstatter in spe wissen genau, dass erst mit 150.000 Kettenfahrzeugen die „volle Truppenstärke“ erreicht ist. Erst wenn das Eis der Ukraine fest genug sei, wettern sie winterfest, könnte der Moskauer Machthaber augenzwinkernd Druschba rufen und zur Attacke blasen. Man weiß: Der neue T-14 „Armata“-Panzer ist eine wahre Wunderwaffe.
Andere Militärberater kommen zu anderen Schlüssen: Der hinterhältige Wladimir könnte die neuesten russischen Kampfflugzeuge mit den Hyper-schallraketen „Kinschal“ vielleicht in der Nachbarschaft der USA stationieren...
Es gibt keine Zukunft des Reiches ohne den Nationalsozialismus, sagte Guderian, Chef des Generalstabs des Heeres. Naja, sag' ich da. Der Hitlergeneral war nach 1945 maßgeblich am Aufbau der Bundeswehr beteiligt (und von wegen Entnazifizierung in der DDR: Zu den Nazi-Karrieren in der Ostzone gibt es ein Schweige-Gelübke).
Heute wissen wir wenigstens: Es gibt keine Zukunft im Krieg. Und wahr ist auch mein letzter Satz: Olaf Scholz hat in den USA keine Zeit, etwas zu den schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen im Fall Assange zu sagen. Es gibt Wichtigeres.