Peter Grohmanns Wettern der Woche am 27.7.2021
Ich schaue keine ARD- und ZDF-Propaganda, da sitzen die Lügner und Leugner, da jubelt's im rot-grün-versifften Sendesaal mit Monitor und Georg Restle, da riecht's nach Hegel und Kant, nach Weltspiegel und Panorama. Früher wollten alle wissen, was sie erwartet – heute haben die meisten schon von der Gegenwart genug. Zum Beispiel die Pflegekräfte. In keinem anderen Beruf gibt es höhere Krankenstände, Nervenzusammenbrüche, mehr Frust und mehr Corona-Ansteckungen – Variante egal. Im Gesundheitssektor sägt man schon lange am eigenen Arm und ist da ganz nah bei der ARD und AFD. Kürzen, ändern, wenig gendern. Es ist gerichtsbekannt, dass öffentlich-rechtliche Programme für eine umfassende Grundversorgung zuständig sind. Nur die gewährleistet das Recht und die Freiheit, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu informieren. Keine Frage, dass es da hinten und vorne hapert, dass nervtötende Werbung zunimmt und den Informationsfluss und -Genuss mindert, dass Kontroversen auf Krücken daherkommen.
Vielleicht sieht das die neue Programmdirektorin der ARD, Christine Strobl (seine Frau) genau so – aber gemeinsam mit ihren Kofferträgern plant sie die ersten Amputationen: Der Weltspiegel soll in die „Todeszone“', also ins Spätnachts-Programm abgeschoben, die Sendungen sollen reduziert, manche ganz abgeschafft werden.
Derlei Pläne finden mit Sicherheit den Beifall einer aktuellen Kampagne, die mit Millionen Aufklebern zur Selbstverpflichtung aufruft: „Ich schaue keine ARD / ZDF-Propaganda“. QuerdenkerInnen und AFD sind begeistert – der nächste Schritt ist da die Abschaffung der Rundfunkgebühren. Das Wohlwollen reicht tief ins rechte bürgerliche Milieu. Ganz allgemein ist sich die kritische Öffentlichkeit zu oft zu fein ist und zu schade für klare Sicht und Protest: Die planvoll vorbereitete Marginalisierung beginnt bei der Auslandsberichterstattung und widerspräche allem, was die Zuschauer von der ARD als Informationssender Nr.1 erwarten: Hintergrundberichterstattung und seriösen Journalismus, und zwar auf publikumsattraktiven Sendeplätzen.
Die Abschaffung des Rundfunkbeitrags und die Umwandlung der Öffentlich-Rechtlichen in ein Bezahlfernsehen steht ganz oben auf der Agenda von Rechten und Konservativen. Einerseits. Andererseits ist vom Aufbruch zu neuem bürgerlichen Selbstbewusstsein nicht viel übriggeblieben – man ist schneller eingeschnappt, klagt über gegängelte Medien, stochert bei Russia Today und sammelt die Kacke von Regenwürmern: Das hilft dem Bauern aufs Pferd und ist gut gegen Düngemittel- und Pharma-Sündikate.
Wahlkampf droht. Und Überschwemmungen großen Ausmaßes für Leib und Seele durch millionenschwere Kampagnen, damit alles so bleibt, wie es ist.
Außer bei ARD und AFD.
Beste Grüße: Peter Grohmann