Dieter Reicherter zu: „Käferteile sind leicht zu beschaffen“ an die StZ

Schreiben von Dieter Reicherter an StZ-Lokalchef Gayer zum Artikel von Wolf-Dieter Obst

Experte: Käferteile sind leicht zu beschaffen vom 16.2.2018

Sehr geehrter Herr Gayer,

Ihr Kommentar „Bärendienst an den Parkschützern“ in der StZ-Ausgabe vom 17./18.2.2018 soll nicht unwidersprochen bleiben. Verräterisch ist Ihr Satz: „Denn spätestens seit dieser Woche dürfte klar sein, dass Käfer- und Kefer-Freunde gleichermaßen mit gezinkten Karten gespielt haben.“

Wer hat Ihnen diese Eingebung eingegeben? Der Geist aus der Flasche? Oder selbstgezinkte Karten? Allen Ernstes: Wieso sollte ein S-21-Gegner eine Flasche mit Überresten seltener Käfer in einem Baum versteckt haben? Hat er sich dabei überlegt, die Naturschutzspezialisten, die die Baumfällungen begleiteten, würden davon ausgehen, die Käfer hätten sich in die Flasche geflüchtet und sich mit dieser Flasche im Baum versteckt? Nach dem Bericht von Herrn Obst standen doch ganz andere Bäume im Verdacht, Juchtenkäfer zu beherbergen. Die entsprechenden Untersuchungen liegen einige Jahre zurück. Der Planfeststellungsbeschluss und die Ausführungsbestimmungen haben schon vor Jahren die entsprechenden Auflagen bezeichnet. Die Anträge an die EU wurden schon vor Längerem gestellt und jetzt positiv beschieden. Was also könnte das Motiv eines Projektgegners sein und wie soll er an die Überreste gekommen sein? Und wie lange soll der Käferkot an der Baumrinde den Umwelteinflüssen und dem Frost getrotzt haben?

Nein! Wenn man schon ohne gesicherte Fakten Spekulationen befeuert, dann müsste man doch zunächst recherchieren, wer Gelegenheit hatte, an diese Käferüberreste zu kommen, und wer ein Motiv für die Tat hatte. Also müssten Sie zunächst klären, wo die Juchtenkäferlarven und sonstige Insektenteile geblieben sind, die bei den Baumfällungen im Schlossgarten am 30.September/1.Oktober 2010 und am 14.2.2012 gesichert wurden, und wer jetzt Zugang zu diesen hatte. Oder könnte es sein, dass die jetzt gefundenen traurigen Überreste bei den Vorbereitungen für die Fällungen im Rosensteinpark von damit Beauftragten gefunden und versteckt wurden, um Probleme zu vermeiden? Und dann müssten Sie sich fragen, wer ein Interesse haben könnte, den Projektgegnern Manipulationen in die Schuhe zu schieben. Etwa die Bahn, um jahrelange Verzögerungen und immense Baukostensteigerungen zu vertuschen? Übrigens: Wenn die Bahn seit vielen Jahren die Probleme und Auflagen beim Schutz der Eidechsen kannte und sich nicht darum scherte, darf sie sich nicht darüber beklagen, wenn es jetzt mit Hektik schwierig und teuer wird.

Wie gesagt, es geht nur ums Spekulieren und nicht um gesicherte Tatsachen. Dann bitte ich aber, den bösen Schein zu vermeiden, zumal ein zeitlicher Zusammenhang mit unserer Anzeige gegen die Bahnverantwortlichen wegen Untreue in Milliardenhöhe nicht zu übersehen ist. Bekanntlich hat der Aufsichtsrat auf Vorschlag des Vorstands der Deutschen Bahn AG im Januar 2018 beschlossen, ohne gesicherte Finanzierung und trotz der immensen Unwirtschaftlichkeit und der baulichen Risiken des Projekts Stuttgart 21 dieses fortzusetzen. Leidtragende sind die Steuerzahler und die Bahnkunden.

Und noch etwas: Gesetze sind dazu da, sie zu befolgen, sagt ein lateinischer Spruch. Niemand hat die Bundesrepublik Deutschland gezwungen, die strengen Artenschutzbestimmungen gesetzlich zu regeln. Aber wenn schon diese Vorschriften rechtswirksam sind, gelten sie für normale Bürger wie für staatliche Stellen. Und dann geht nicht an, über ihre Anwendung nach Belieben zu entscheiden oder sie zu missachten. Genau wie bei den gesetzlichen Vorschriften zu Feinstaub- und Stickoxidwerten Grenzwerte nicht folgenlos überschritten werden dürfen. Und genau wie ein betrunkener Autofahrer sich nicht darauf berufen kann, er habe die Promillegrenze nur um wenige Zehntel Promille überschritten und verdiene es, im Vergleich zu besoffeneren Autofahrern straflos zu bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Reicherter

Althütte

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Dieter Reicherter zu: „Käferteile sind leicht zu beschaffen“ an die StZ

  1. Heidi-Rose sagt:

    Der Deutschen Bahn traue ich langsam alles zu – auch sie könnte da geschafft haben, um wieder mal vom Eigentlichen abzulenken.
    Es ist alles nur noch ein Trauerspiel!!!

  2. Ruch sagt:

    … und Keferteile auch, nur teurer …

  3. Steffen Hans sagt:

    Die Motivation Käferscheisse zu hinterlassen ist bei einem übermotivierten Gegner deutlich größer. Gar nichts zu finden wäre doch für die Bahn das viel bessere Argument gewesen, warum ein übertriebener Aufwand erforderlich war.

Kommentare sind geschlossen.