Matthias Roser wollte dieses Kulturdenkmal erhalten und startete eine Petition zum vollständigen Erhalt des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Stimmen aus aller Welt, die sich für den Erhalt dieses bedeutenden Baudenkmals ausgesprochen haben, sind an der Ignoranz der Verantwortlichen abgeprallt. Auch ein Eintrag als Weltkulturerbe wurde von der Stadt Stuttgart abgelehnt. Immerhin nach sieben Jahren bekommt Roser eine Antwort vom Bundestag.
(Quelle Kontext) "Dieser Bahnhof ist zukunftsfähig." Dieses Signal wollte die Bahn bei ihrer Feierlichkeit zum 65. Bahnhofsgeburtstag aussenden. Regierungspräsident Manfred Bullinger trug den Bahnhof ins Denkmalbuch ein als "Kulturdenkmal besonderer Bedeutung" in allen seinen Teilen. "Der Bau ist ein Wahrzeichen, das mit Recht wegen seiner architektonischen Bedeutung für seine Zeit unter Denkmalschutz steht", unterstrich Oberbürgermeister Manfred Rommel. Ulf Häusler, der Präsident der Bahndirektion, schrieb in der Festschrift: "Wir sind uns der Bedeutung dieses Schutzes für die Nachwelt bewusst."
Sieben Jahre später begann dieses Bewusstsein zu schwinden. "In allen offiziellen Dokumenten war damals mit keinem Wort davon die Rede, dass der Bau für den Tiefbahnhof massakriert werden sollte", empört sich der Kunsthistoriker: "Ich war fassungslos, als ich erfuhr, dass man wichtige Teile ernsthaft abreißen wollte." Er erließ einen Aufruf "Rettet den Hauptbahnhof". Zu den Unterzeichnern gehörten weltberühmte Architekten wie Richard Meier, Robert Venturi, Denise Scott Brown, David Chipperfield, Ricardo Bofill oder Günter Behnisch; Wolfgang Voigt und Winfried Nerdinger, stellvertretender Direktor und Leiter der beiden wichtigsten deutschen Architekturmuseen; die Vorsitzenden der Bundesstiftung Baukultur und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Michael Braum und Gottfried Kiesow; und der frühere Präsident des Landesdenkmalamts, August Gebeßler.
Seitdem gibt es eine dreisprachige Internetseite, die den Bau, seine Geschichte und den Aufruf - inklusive die Chronik der Zerstörung - dokumentiert, den Fachleute aus aller Welt unterschrieben haben. 5.000 Menschen zeichneten Rosers Petition an den Deutschen Bundestag, die jetzt nach sieben Jahren beantwortet wurde. Matthias Roser hat Stuttgart inzwischen verlassen.
Antwort nach sieben Jahren auf Petition gegen S 21
Von Jörg Nauke
Auszüge aus der StZ:
Vor sieben Jahren reichte der Kunsthistoriker Matthias Roser beim Bundestag eine Petition ein, auf dass das Parlament Stuttgart 21 stoppen möge – bekanntermaßen ohne Erfolg. Jetzt ist die Petition beantwortet worden.
Während der Bearbeitung der Bürger-Forderungen, die auf der Online-Plattform des Petitionsausschusses 3.133 Unterstützer gefunden hatten, weiterhin 5.000 Unterschriften erhielten und in 50 inhaltsgleichen Eingaben thematisiert wurden, waren in Stuttgart sowohl der Nord- als auch der Südflügel abgerissen, der Querbahnsteig um 120 Meter verlegt und in diesem Bereich die Gleise entfernt worden. Und die Bahn hat den Kostenrahmen für das 2008 noch 3,1 Milliarden Euro „günstige“ Projekt mittlerweile auf 6,5 Milliarden Euro erhöht, für weitere 300 Millionen Euro gibt es noch keinen Finanzier. Immerhin: In Berlin ist man „sich bewusst, dass das Petitionsverfahren wegen gründlicher Prüfung des Anliegens und intensiver Beratungen längere Zeit in Anspruch genommen hat“. Dafür bittet der Ausschuss „um Verständnis“ ...
Im Grundsatz hat die Bundespolitik das Projekt sehr wohl als ihres betrachtet und Weichen gestellt. So hatte Kanzlerin Angela Merkel etwa am 15. September 2010 in einer Regierungserklärung die Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 als Abstimmung über das Bahnprojekt bezeichnet und betont: „An Stuttgart 21 entscheidet sich die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und Europas.“ ... Den ganzen Artikel der StZ lesen Sie HIER