Ein Saufgelage für die Bäume – oder die Kunst, den öffentlichen Raum zu beeinflussen

Ein Beitrag von Sibylle S. (leider in der Redaktion hängengeblieben; wir bitten, die verspätete Veröffentlichung zu entschuldigen.)

Liebe Baumfreundinnen und -freunde,
laut Stuttgarter Zeitung vom 03.09.14 soll ab Montagnachmittag ein „Symposium S21“ stattfinden, bei dem Künstler am Killesberg Bäume aus dem Stuttgarter Schlossgarten (gerodet im Februar 2012) „zu Skulpturen schnitzen“. Schirmherr der Veranstaltung ist das „Bürgerforum S21“, ein auf Empfehlung der sogenannten Schlichtung unter Heiner Geißler und vom damaligen OB Schuster initiiertes Forum. Artikel in der STZ

Am 16. Juni 2012 hätten beim sogenannten Holzforum S21 im Stuttgarter Rathaus Bürgerinnen und Bürger angeblich über die weitere Verwendung der Bäume entschieden. Deutlich hervorgebrachtes Veto wird nicht erwähnt. Ebensowenig, dass es sich dabei insgesamt um max. 15 Personen handelte, die überhaupt anwesend waren, davon max. drei dem „S21-Gegner-Lager“ zugeschriebene. Es gab 30.000 registrierte Parkschützer sowie etliche von der Staatsanwaltschaft registrierte Baumschützer, denen Wohl und Würde der Stuttgarter Schlossgartenbäume essenziell etwas bedeuten. Dieser Tage fallen wieder die ersten Kastanien. Bereits zum vierten Mal jährt sich der Schwarze Donnerstag, bei dem 2.3000 Menschen für das Wohl der alten Bäume und ihrer Stadt Leib und Leben riskiert haben. Nach dem Befinden und der Meinung dieser Menschen wurde bis heute nicht gefragt! Stattdessen rühren Stadt, Land und Bahn weiterhin in den Wunden, wie man es kaum zynischer, als mit dieser Aktion, tun könnte!
Die Ereignisse des 30.09.2010 sowie des 15.02.2012 haben nicht nur Hunderte von Menschen verletzt, sondern auch schwer traumatisiert. Angesichts des dramatischen Hintergrundes erscheint es besonders pervers, den Zuschlag einem Verein mit Namen „Geld und Geist“ zu erteilen, der die Absicht hat, das Holz weiter zu zerstückeln und zu zersägen. Ebenso pervers wie entlarvend ist das doppeldeutige Motto der Veranstaltung „Gefällt“, unter dem die Bäume diese Wochen bearbeitet werden sollen. Sollen die Künsler beweisen, dass aus der Zerstörung etwas Schönes werden muss, so, wie es die Betreiber gern mit dem Tiefbahnhof glauben machen wollen? Also aus einem von sensiblen Menschen als Baummassaker empfundene Geschehen soll Kunst werden? Wahrlich eine manipulative Kunst auf zweifelhaftem und unsensiblem PR- und Werbeagenturniveau. Ebenso empörend, mit welchem Aufwand ein „Beteiligungsverfahren“ so dargestellt wird, als entsprächen Stadt, Land und Bahn dem ausdrücklichen Wunsch der Bürger, um friedens- und „sinnstiftend“ zu wirken.

Das Symposium (ein aus dem Griechischen stammender Begriff für ein Saufgelage, Gastmahl) findet statt von Montag 8 bis Samstag 13.9., jeweils von 14 bis 18 Uhr und endet am Samstag 13.9. um 16 Uhr mit einer Vernissage. Währenddessen kann das Publikum der Arbeit der Künstler auf einem Parkplatz an der Parlerstraße auf dem Killesberg zuschauen. Anschließend soll es einen Stammtisch geben, an dem Bildhauer und Zuschauer ins Gespräch kommen. Bewusst will man die Kunst so in den öffentlichen Raum zurückholen“. Wer dabei helfen möchte, ist ausdrücklich herzlich eingeladen.

Aufgrund fehlender Information und rechtzeitiger Beteiligung, sind viele Baumfreundinnen und -freunde entsetzt über die Nachrichten, mit welcher Takt- und Respektlosigkeit mit den gefällten Bäumen, und indirekt natürlich auch mit ihnen, umgegangen wird. Um weiterer Demütigungen vorzubeugen, können sich interessierte Bürgerinnen und Bürgern an die Verantwortlichen bei Stadt, Land, Region und Bahn wenden. Die Zuständigen sind nicht immer gleich die Verantwortlichen. Diese lassen sich z. B. durch direkten Kontakt per Telefon und/oder E-Mail einfach erfragen.

Vielleicht kommen Interessierte mit dem/der einen oder anderen der Damen und Herren ins Gespräch. Vielleicht verstehen Verantwortliche ebenso wie Künstler, dass auch „Frieden für die Bäume“ ein erstrebenswerter Zustand für die Stadt und Region Stuttgart sein könnte, der sich mehr friedensstiftend auf die Menschen auswirkt, als sogenannte „Dialog“veranstaltungen.

Viele, die den 30.09. bzw. den 15.02. miterlebt haben, empfinden das Erlebte als Gewalt und Unrecht gegenüber Menschen und Natur. Das Umzukehren gelingt nicht durch vorgegebene Wohltätigkeit gegenüber Kindergärten oder Menschen mit Behinderung. Das wäre keine Sinnstiftung, sondern Missbrauch zu PR-Zwecken. Das Geld übrigens, zusätzlich noch reine Steuerzahlermittel, also mindestens 200.000 € plus, könnte tatsächlich sinnvoll eingesetzt werden, für naturpädagogische Projekte, Umwelt und Artenschutz, Luftreinhaltung … Artikel in den StN

Lasst die Bäume in Ruh

­Eine unverbindliche Auswahl möglicher Ansprechpartner, deren Büros sicher parallel zum „Symposium“ vom 8.-13.9. besetzt sind:
Für die Stadt Stuttgart
Fritz Kuhn, Oberbürgermeister. 
 Marktplatz (M) 1
70173 Stuttgart
Telefon: 0711 216-0
Fax: 0711 216-60686
E-Mail: poststelle.lhsst@stuttgart.de

Alexander Kotz, CDU
Telefon: 0711 216-60662
E-Mail: alexander.kotz@tuttgart.de
Tel. privat: 0711 463741
Tel. Büro: 0711 48603230, 40
Mobil: 0172 7334064

Peter Pätzold, Fraktionsvorsitzender DIE GRÜNEN
Tel.: 0711 216-60724
E-Mail: peter.paetzold@stuttgart.de
Tel. privat: 0711 6406442
E-Mail: info@peterpaetzold.de

Martin Körner, Fraktionsvorsitzender SPD
Tel.: 711 216-60669
E-Mail: martin.koerner@stuttgart.de

Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin Mitte,
Tel.: 0711 216-60229
Fax: 0711 216-9560229
E-Mail: V.Kienzle@stuttgart.de

Land:
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Ba-Wü
Tel.: 0711-2153-0
E-Mail: poststelle@stm-bwl.de

Gisela Erler, Staatsrätin für Bürgerbeteiligung und Zivilgesellschaft
Tel.: 0711-2153-0
poststelle@stm-bwl.de

Ministerium für Finanzen und Wirtschaft
Dr. Nils Schmid, Minister f. Finanzen u. Wirtschaft
Schlossplatz 4, Neues Schloss

70173 Stuttgart
0711/123-0
0711/279-0
poststelle@mfw.bwl.de

Ingo Rust, SPD, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft u. Finanzen
Mitglied des Kuratoriums der Denkmalpflege
Tel: 07062 267878

Daniel Renkonen, MdL (Grüne), Sprecher für S21
Tel.: 0711 2063-653
daniel.renkonen@gruene.landtag-bw.de

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Eine Antwort zu Ein Saufgelage für die Bäume – oder die Kunst, den öffentlichen Raum zu beeinflussen

  1. alex sagt:

    Schön Thematisiert – leider zu spät als dass es noch irgendwie wirken könnte.

    Auch die Wahl des Ortes dieser Show ist bezeichnend – direkt in Sichtweite von etlichen „verpflanzten“ Bäumen – welche zudem da oben direkt an den „Bonatzweg“ gesetzt wurden. Spiele werden gespielt …

    Ich konnte bisher nicht rausfinden wer diesen Ort des Baumzerstückelns gewählt hat – die Künstler selbst waren es angeblich nicht. Zwei davon sind aus Stuttgart – einer davon stand selbst schon auf der Bühne der Gegner – selbst er hat offensichtlich kein großes Interesse an den Bäumen gehabt – ausser dass er sie jetzt zerstückelt. Er war sich auch nicht bewusst drüber dass er nur den Kopf heben müsste um ettliche der verpflanzen Bäume zu sehen. Egal für ihn … wie für viele. Leider – dabei waren gerade diese Lebewesen eine sehr große Kraft für viele Leute – sie wurde (nicht nur von diesem Künstler) einfach aufgegeben und vergessen.

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