Widerstand gegen Baumfällungen in Feuerbach

Wie viel Baumfrevel kann ein Mensch ertragen? Am heutigen Mittwoch und in diesem Augenblick, wo der Artikel geschrieben wird, werden Bäume am Feuerbacher S-Bahnhof gefällt! Die Sägen kreischen, es ist Baummord. 150 alte Bäume sollen es am Ende sein, die für eine Logistikfläche geschreddert werden.
Tut keiner was dagegen? Doch, es waren heute Morgen ab 7:00 Uhr ca. 30 Parkschützer vor Ort und haben Widerstand gegen die Baumfällungen gezeigt: mit Flyern, mit Diskussionen, mit Bannern, mit lautstarkem Protest  und mit einer Sitzblockade. 200 Polizisten waren vorsorglich herbeigeholt worden, um das Bürgerrecht auf freie Meinungsäußerung zu schützen.
Die Feuerbacher Initiative für K21 und Mitglieder anderer Parkschützer-Gruppen stellten und setzten sich den LKWs in den Weg, die um 9:00 Uhr anrückten. Zuvor hatten sich Baumfällarbeiter mit Sägen den Weg durch die Protestierenden gebahnt und waren zu dem seit Tagen abgesperrten Bereich gelangt. „Wir blockieren nicht Menschen, sondern Maschinen“, ist die Prämisse der Baumschützer. Doch was ist, wenn an den Maschinen Menschen hängen? Die Sägen waren für die Feinarbeiten, auf den LKWs standen die Maschinen für das Grobe. Und diese wurden nicht durchgelassen.
Vier Parkschützer blieben entschlossen vor dem LKW sitzen, trotz Aufforderung der Polizei, sich zu entfernen. Sie ließen sich von der Polizei belehren, dass Bau(Un)recht vor Bürgerrecht geht. Es  wurden ihre Personalien aufgenommen und Platzverweise erteilt. Diese Vier setzten sich stellvertretend für 30 000 Parkschützer hin, sie skandierten das, was einst 30 000 Parkschützer dazu bewogen hatte, sich als solche zu outen: Mit dem festen Vorsatz, sich keinen einzigen Baum für das Projekt S21 nehmen zu lassen. Mit dem Vorsatz, für jeden Baum zu kämpfen, da es sich lohnt, sich für die Natur einzusetzen.
Bevor die Aktivisten zum Polizeifahrzeug zwecks Personalienabgabe geleitet wurden, konnten sie  den Polizisten eindringlich mitteilen, warum hier protestiert wird. Es sind eben nicht die „Ewig-Gestrigen“, die hier stehen und sich hinsetzen, sondern es sind die Zukunftsorientierten, die sich für eine lebenswerte Stadt engagieren. Wenn das nicht Zukunft ist?!
Kann man Fällarbeiten verhindern? Nein, aber man kann sie durch Diskussionen, Proteste und andere Aktionen begleiten und somit Zeichen setzen. Jeder, der gegen Baummord ist, kann dies genau an der Stelle tun, wo das Unrecht geschieht. Dies ist eine Form der Bürgerbeteiligung zum Wohle einer lebenswerten Stadt. Es ist eine befriedigende Form der Beteiligung. Zum Beispiel am heutigen Mittwochvormittag.
Aber der Frevel geht weiter, auch in Feuerbach in den nächsten Tagen. Am morgigen Donnerstag, 17. Oktober 2013,  wird es ab 8:00 Uhr eine weitere Baustellenbesichtigung geben, bei der gezählt wird, wie viele Bäume geopfert wurden. Im Namen des Fortschritts.

Passend zum Thema wird hier die Pressemitteilung der DB-AG zu weiteren Baumfällungen in Feuerbach veröffentlicht (nur damit keiner meint, mit den 150 Bäumen sei die Umweltzerstörung in Feuerbach beendet) :
http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/auf-der-baustelle/anwohner-und-verkehr/s21-anwohnerinformation/
"Nachtarbeiten im Bereich des Bahnhof Feuerbach Baumfällarbeiten
vom 21. Oktober bis 25. Oktober 2013 jeweils von 01:00 bis 05:00 Uhr
kommt es im Bereich vom Bahnhof Feuerbach zu Lärmbelästigungen durch Baumfällarbeiten.
Damit der Zugverkehr so wenig wie möglich beeinträchtigt wird, können diese Arbeiten nur in den nächtlichen Zugpausen durchgeführt werden.
Wir sind bemüht, die von den Bauarbeiten ausgehenden Störungen so gering wie möglich zu halten. Trotzdem lassen sich Beeinträchtigungen und Veränderungen im Bauablauf nicht gänzlich ausschließen. Dafür bitten wir um Verständnis.
Eine Genehmigung für diese Arbeiten wurde durch das Eisenbahnbundesamt erteilt."

 

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6 Antworten zu Widerstand gegen Baumfällungen in Feuerbach

  1. Bahnfahrer sagt:

    4 stellvertrend für 30.000 – es sollte doch so langsam klar sein, daß sich die „Parkschützer“ damit selbst unglaubwürdig machen. Wo sind denn diese 30.000???

  2. Gisela sagt:

    „Die Trauerweide bleibt erhalten.“ Das kann ja wohl nicht wahr sein, dass sie dann so amputiert wird.

  3. Michael sagt:

    Sie sollten aber auch berücksichtigen, dass ein Großteil Ihrer Wohnungseinrichtung auch nur infolge vorangegangenen Baummordes in Ihrer Wohnung steht.

    Auch für dieses Holz wurden Bäume ermordet, auch wenn diese ggf. in einem Forst standen.

    Mord bleibt Mord! Wieso kampieren Sie dann eigentlich nicht unter freiem Himmel, sondern sind Nutznießer dieses Massenmordes an Bäumen?

  4. Anette von der Parkwache sagt:

    Die Rodungen in Feuerbach sollen morgen Donnerstag, 17.10. ab ca. 7:30/8:00 weitergehen. Diese Woche wird tagsüber gerodet, nächste Woche nachts.

    mehr Infos siehe
    http://www.parkschuetzer.de/statements/163620

  5. Bahnfahrer sagt:

    mein Kommentar wurde leider nicht veröffentlicht – daher nochmal:
    4 stellvertrend für 30.000 – es sollte doch so langsam klar sein, daß sich die “Parkschützer” damit selbst unglaubwürdig machen. Wo sind denn diese 30.000???

    • Johanna sagt:

      Bahnfahrer: Auch virtuelle Parkschützer sind Parkschützer!
      Alle würden ja in Feuerbach garkeinen Platz finden, so dass eben stellvertretend nur eine kleine Auswahl erscheinen kann.

      Auf der Parkschützerseite können Sie nachlesen, dass es sogar über 34.000 eingetragene Parkschützer gibt.

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