Neuhausen, 30.7.2010
Zwei Tage nachdem die Gegner des S21-Projekts das Züricher Gutachten veröffentlicht haben, präsentiert Frau Gönner jetzt eine kleine „Verbesserung“ der S-21-Planungen: Ein zusätzliches Gleis zum Fernbahnhof unter der Messe rettet nach Meinung der Ministerin das Projekt.
Steffen Siegel. der Vorsitzende der SG Filder: „Das ist eine ganz durchsichtige Inszenierung. die die vielen Probleme auf den Fildern nicht löst, sondern nur ein wenig Zeitgewinn bringen soll.“
Steffen Siegel kritisiert erneut den Planabschnitt Filder 1.3, der bahnbetrieblich völlig daneben sei: mit seinen zu engen Tunneln, den Kreuzungen verschiedener Bahntypen, den an anderen Stellen nach wie vor einspurigen Abschnitten, dem Mischverkehr zwischen S-Bahnen und Fernverkehr, der Flughafen S-Bahnstation, die nun gegen alle gesetzlichen Regeln gleichzeitig auch noch von Fernzügen, die andere Bahnsteighöhen benötigen, genutzt werden soll usw. Siegel: „Das ist Schmierentheater pur. Wie will man denn in ein ernst zu nehmendes Planfeststellungsverfahren auf den Fildern einsteigen, wenn Kritisches jahrelang unter Verschluss gehalten wird und jetzt nur auf Druck von außen reagiert wird und ´mal geschwind` ein Punkt geändert wird.“ Es ist unverantwortlich, so die Schutzgemeinschaft Filder, dass die Landesregierung vor zwei Jahren ein Gutachten erstellen ließ und die für einen flüssigen Bahnverkehr niederschmetternden Fakten der Öffentlichkeit vorenthalten hat – „sogar den eigenen Abgeordneten“.
Seit Anbeginn wiederholen die Planer unentwegt: Noch nie sei ein solches Großprojekt so gut geplant und seriös berechnet worden. Jetzt innerhalb eines halben Jahres erhöhen sich die Kosten für S 21 um ein Drittel und die Kosten für die Schnellbahnstrecke Wendlingen-Ulm um über 40 Prozent. Jetzt bestätigt ein eigenes, geheimes Gutachten schonungslos einen Großteil der Schwachstellen des Projekts und alle Befürworter wiederholen gebetsmühlenartig: `Es ist alles hervorragend geplant und seriös berechnet.`
Steffen Siegel wendet sich mit einem Appell direkt an die Ministerin: „Frau Gönner, wir kennen Sie als ernst zu nehmende Person, lassen Sie sich nicht von diesen festgefahrenen Herren in der Regierung und bei der Bahn zu lächerlichen Durchhalteparolen hinreißen, bremsen Sie die Bautätigkeiten in Stuttgart wenigstens so lange, bis auf den Fildern ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt wurde und treten Sie ein in einen echten, ergebnisoffenen Dialog mit den Kritikern.“
Bisher wurden die Befürchtungen der Kritiker immer bestätigt, erinnert die SG Filder und fragt: „Wenn am Ende auf den Fildern weder der Nahverkehr noch der Fernverkehr funktioniert, es Rückstaus bis in den Hauptbahnhof gibt und die Strecke Wendlingen-Ulm aus Geldgründen auf den St. Nimmerleinstag verschoben wird – wer von den Planern und befürwortenden Poltikern will dann noch die Verantwortung für das öffentliche Verkehrs-Desaster auf den Fildern und in Stuttgart übernehmen?