Presseerklärung: Die schräge Argumentation der Uni Stuttgart zur abgesagten Jahresfeier

Stuttgart, 8. November 2012: Die Universität Stuttgart hat heute mit einer Pressemitteilung ihre Jahresfeier 2012 abgesagt, die für den 16.11. angesetzt war und bei der Bahnchef Grube die Ehrensenatorwürde verliehen bekommen sollte.

Peter Dübbers, der Enkel des weltweit hoch geachteten Kopfbahnhof-Architekten Paul Bonatz, hatte vor 2 Wochen einen offenen Brief an die Uni Stuttgart geschrieben. Darin stellt er den Zusammenhang her zwischen seinem Großvater Paul Bonatz, der 1952 die Ehrenbürgerwürde der Uni erhielt, und der Verleihung der Ehrensenatorwürde an Rüdiger Grube, der für die Zerstörung des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes und für Stuttgart 21 verantwortlich ist.

Peter Dübbers: "Rüdiger Grube ist als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG mitverantwortlich für die Teilzerstörung dieses Wahrzeichens Stuttgarts im Zuge der Vorbereitung für das Tiefbahnhofprojekt „Stuttgart 21“. Er hat das „Jahrhundertprojekt“ zwar nicht erfunden, steht aber eindeutig dahinter und hat die Gelegenheit zum Ausstieg über ehrliche Kosten 2009 bewusst verstreichen lassen."

Außerdem haben sich die Cannstatter gegen Stuttgart 21 und das Wasserforum an Prof. Dr. Wolfgang Kinzelbach von der ETH Zürich gewandt und in persönlichen Schreiben den Zusammenhang zwischen der Mineralwasserbedrohung durch S21 und der geplanten Ehrung von Grube hergestellt. Die Schreiben waren kurz und sachlich. Daraufhin hat sich Prof. Dr. Kinzelbach dazu entschieden, seinen Vortrag zum Thema „Wasser - die kritische Ressource des 21. Jahrhunderts" abzusagen.

Er hat Personen aus dem S21-Widerstand daraufhin mitgeteilt, dass er die Zusage zum Vortrag in Unkenntnis der anstehenden Ehrung und der damit zusammenhängenden Umstände gegeben habe. Er habe inzwischen seine Mitwirkung abgesagt und dem Rektor die Aussetzung der Veranstaltung empfohlen.

Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, bewertet die Absage der Universität Stuttgart: "Die Uni spricht in ihrer Pressemitteilung von einer 'unsachlichen öffentlichen Kampagne gegen diese Ehrung'. Ob sie damit den höflich formulierten offenen Brief von Herrn Dübbers meint? Solch eine Begründung ist jedenfalls äußerst schräg und an den Haaren herbeigezogen. Hingegen ist es sehr ehrenwert, dass Prof. Dr. Kinzelbach die ihm zugetragenen Informationen zu Stuttgart 21, zum bedrohten Mineralwasser und zur Rolle der Bahn ernst genommen hat. Mit seiner Vortragsabsage hat er die richtige Konsequenz daraus gezogen. Hut ab, Herr Prof. Dr. Kinzelbach!"

Eine öffentliche Ehrung von Bahnchef Grube trotz der inzwischen allgemein bekannten Probleme beim Brandschutz, beim Grundwasser und bei den Finanzen von Stuttgart 21 wäre unerträglich.

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3 Antworten zu Presseerklärung: Die schräge Argumentation der Uni Stuttgart zur abgesagten Jahresfeier

  1. Dieter Burkhardt sagt:

    SUPER !! Es gibt sie noch, die guten Charaktere.
    Das macht Mut und Hoffnung!
    DiBu

  2. Petra A sagt:

    Sehr guter Kommentar zu Rüdiger Grube in der StZ:
    Instinktlos: die Ehrung für umstrittenen Bahnmanager

    Dass eine Universität eine Persönlichkeit, die sich um ihre Belange verdient gemacht hat, mit einem Titel belohnt, ist durchaus üblich. Es lohnt sich aber, vorher darüber nachzudenken, welche Wirkung eine solche Ehrung erzeugt. Kurzum: es verwundert, dass die Uni Stuttgart dem Bahnchef Rüdiger Grube ausgerechnet jetzt den Titel eines Ehrensenators verliehen hat. Und zwar für seine besonderen Verdienste um die ideelle und materielle Förderung der Uni Stuttgart.

    Grube mag in Person, aber natürlich auch über das Unternehmen Bahn die Uni „durch Rat und Tat wiederholt und uneigennützig gefördert“ haben und dies erwartungsgemäß auch künftig tun, wie es für den Träger eines Ehrensenatortitels vorausgesetzt wird. Aber Grube ist eben nicht nur Lehrbeauftragter. Er ist in der Öffentlichkeit vor allem der Mann, der das Bahnprojekt Stuttgart 21 als Verantwortlicher vorantreibt – und damit auch die Symbolfigur für den Teilabriss des von Paul Bonatz erbauten Hauptbahnhofs. Dass der Ehrensenator Grube nun aber fast in einer Reihe mit dem Ehrenbürger Bonatz steht, mutet nicht nur dessen Enkel Peter Dübbers seltsam an. Denn die Ehrung ist auch ein politisches Statement. Dies wird gerade in der Heimat von Stuttgart 21 und dem Protest gegen das Bahnprojekt genau registriert.

    Und wenn in so einer heiklen Gemengelage der Festredner auch noch ausgerechnet zum Thema „Wasser – die kritische Ressource des 21. Jahrhunderts“ sprechen soll, dann stellt sich schon die Frage, was sich die Uni dabei gedacht hat. Denn es gibt in dieser Stadt ein paar Reizworte, die praktisch Garanten sind für Proteste. Man muss schon im Elfenbeinturm sitzen, um dies nicht mitzubekommen.

    Online zu lesen HIER!

  3. WWO sagt:

    Prof. Dr. Kinzelbach hat inzwischen seine Mitwirkung abgesagt und dem Rektor die Aussetzung der Veranstaltung empfohlen.
    Bereits die Tatsache, dass diese Verleihung zur Ehrung von einem Professor abgelehnt wird, sollte dIe Uni zu nachdenken anregen. Doch was will man von dieser S21 PROler Uni auch anderes erwarten als Lug & Trug.

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