Grundwassermanagement ist nicht genehmigungsfähig – S21-Baustopp bis zur Klärung
Stuttgart. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg hat am Dienstag fristgerecht seine Stellungnahme zum Planänderungsverfahren für das Grundwassermanagement beim Projekt „Stuttgart 21“ eingereicht. Der BUND, der die Stellungnahme mit Unterstützung der Ingenieure22 und des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 erarbeitet hat, hält die von der Deutschen Bahn beantragten Änderungen im Grundwassermanagement nicht für genehmigungsfähig.
„Der noch verbliebene Baumbestand im Schlossgarten wäre im Falle einer Genehmigung der Planänderung stark gefährdet“, erläutert BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender, „und auch im Bereich Hydrogeologie bestehen erhebliche Risiken. Bis zur Klärung dieser Punkte muss es einen sofortigen Baustopp für ,Stuttgart 21‘ geben.“ Die Projektpartner, insbesondere die Landesregierung und die Stadt Stuttgart, müssten ihre Verantwortung wahrnehmen und dafür sorgen, dass alle rechtlichen, naturschutzfachlichen und wasserwirtschaftlichen Aspekte vollumfänglich berücksichtigt werden. „Land und Stadt sind in der Pflicht, beim Planungschaos der Bahn ganz genau hinzuschauen“, betonte Dahlbender.
Durch die stark erhöhte Grundwasserentnahme drohen die noch etwa 700 Bäume im Oberen, Unteren und Mittleren Schlossgarten abzusterben. Die Umstellung der Schlossgartenbäume von der Wasserversorgung aus dem Grundwasser auf Oberflächenbewässerung birgt ein nicht abschätzbares Risiko. Das vorgeschlagene Bewässerungskonzept ist zudem nicht praktikabel, es fehlen jegliche Erfahrungen für ein Vorhaben von diesem Umfang.
Im Bereich Hydrogeologie bergen das Absenken des Grundwassers in großen Teilen der Innenstadt und das Infiltrieren des Wassers in den Untergrund große Risiken, die nicht hinnehmbar sind. „Für viele Gebäude in der Innenstadt besteht die Gefahr von Setzungen und Rissbildungen, weil sich durch die Grundwasser-Absenkung die Standfestigkeit des Baugrundes ändert“, erläutert BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer, „außerdem besteht für die Hanglagen des Kernerviertels und am Killesberg die Gefahr von Hangrutschungen.“
Auch das Stuttgarter Mineralwasser ist in Gefahr. Durch die von der Bahn beantragte Einleitung von Trinkwasser in die geologischen Schichten über dem Mineralwasservorkommen kann es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass sich Trink- und Mineralwasser mischen. „Damit wäre aber das Mineralwasser ,verdünnt‘ und kein Mineralwasser mehr“, so Pfeifer. Durch die Verdoppelung der Grundwasser-Entnahme kommt es zudem zu einer Gewichtsreduktion der über dem Mineralwasserhorizont liegenden Gesteinsschichten. Da das Mineralwasser unter Spannung steht, kann es aufsteigen. Dies wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Schüttungsrückgang der Mineralquellen führen – für die Stuttgarter Mineralbäder würde sich dies katastrophal auswirken.
Nach Überzeugung des BUND hätte im Vorfeld des Antrags eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden müssen. „Die Gesetze sehen bei einer derart großen Entnahmemenge von Grundwasser zumindest eine Vorprüfung über die Umweltverträglichkeit vor“, sagt Brigitte Dahlbender, „die Bahn versucht, sich ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und mit teilweise unvollständigen Unterlagen durch das Verfahren zu mogeln. Die Behörden dürfen nicht auf die Tricks der Bahn hereinfallen. Sie müssen darauf bestehen, das Verfahren im Sinne der geltenden Gesetze durchzuführen.“
Wenn die Bahn dann endlich fertig ist mit der weiteren Verschlimmbesserung wird es keine
Landeshauptstadt-Stuttgart mehr geben.
Alles hee und die „Proler“ sind lustig.
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Derzeit stehen die Zeichen ja wieder auf Konfrontation ( s. HIER ). Ich finde es sehr belustigend, dass die Bahn mit einem „hervorragend geplanten“ Projekt wirbt, was sich in der Realität seit Jahren wegen Fehlplanungen hinauszögert. Erbärmlich!