Etwa 8.000 Wohnungen sind vom Grundwassermanagement (GWM) betroffen. Während am Samstag viele S21-Kritiker vor der Filderhalle gegen den Filderdialüg protestierten, traf sich eine Gruppe Betroffener aus dem Kernerviertel in einem gemütlichen, von herrlichen Bäumen eingerahmten Höfle in der Kernerstraße, um sich über die Auswirkungen der Einleitung von Grundwasser in ihrer Gegend zu informieren. Dieses Grundwasser soll mit der Technik des GWM aus dem ehemalingen Mittleren Schlossgarten abgepumpt werden und mittels eines 13 km langen Rohrsystems durch dicke, blaue Rohre an anderer Stelle wieder infiltriert werden. Wenn sich nach vielen Jahren Risse in den Häusern zeigen, ist es schwer, der Bahn nachzuweisen, dass Stuttgart 21 die Ursache dafür ist. Es ist daher wichtig, den jetzigen Zustand gutachterlich feststellen zu lassen. Viele Betroffene wollen sich zusammenschließen, mit Informationen vernetzen und ihre Bedenken der Stadtverwaltung zukommen lassen, nicht zuletzt auch den OB-Kandidaten. Dafür ist jetzt der Zeitpunkt richtig. Wer sich an dieser Aktion beteiligen möchte, weil selbst betroffen - als Hausbesitzer oder auch als Mieter - kann sich in den Verteiler von Frank Schweizer eintragen lassen: fhschweizer@web.de
Am Ende der Info-Hocketse mit fachkundigen Referaten wurde eine Reihe von Bildern projiziert. Klaus Gebhard hatte sie auf der Grundlage der Internet-Seite der Projektbetreiber biss21 in mühevoller Arbeit erstellt und mit einem genauen Straßenplan unterlegt, so dass jeder herausfinden kann, ob sein Haus von der Untertunnelung betroffen ist. Festzustellen ist dabei, dass viele Gebäude von beidem bedroht sind: von der Untertunnelung und vom Grundwassermanagement.
Informationen zum Hintergrund:
Warum Grundwassermanagement?
Um eine Baugrube, die unter dem Grundwasserspiegel liegt, trocken zu bekommen, muss man das Grundwasser abpumpen. Wenn von unten nicht zu viel Wasser nachläuft (was im gegebenen Fall passieren könnte) kann man das tun. Das Abpumpen alleine ist aber noch kein Grundwassermanagement.
Wenn sehr viel Grundwasser abgepumpt wird, so sinkt der Grundwasserspiegel in einem sehr großen Umkreis (Wasser läuft aus der Umgebung nach). Dadurch entstehen im gesamten Bereich der Grundwasserabsenkung folgende Gefahren und Risiken:
- Bodeninstabilität, Setzungen, Auswaschungen, etc. im Untergrund, bis hin zu Hangabrutschung; Gebäude und Straßen können Risse bekommen, einstürzen oder komplett in den Boden einbrechen (vor allem durch Auswaschungen entstehen neue Hohlräume und instabile Stellen; je mehr Wasser gepumpt wird, desto größer ist das Risiko).
- Pflanzen - vor allem Bäume - vertrocknen
- Das Druckverhältnis zwischen verschiedenen Wasser führenden Schichten verändert sich, die Wasservorkommen können auf- oder absteigen und dabei insbesondere chemische Verunreinigungen mitnehmen.
Im konkreten Fall bestehen für das Mineralwasser folgende Gefahren:
- Ein Mineralwasserdurchbruch im Abpumpbereich: Große Mengen Mineralwasser würden dann im Schlossgarten zu Tage treten statt bis zu den Cannstatter Quellen weiterzulaufen. Die Cannstatter Quellen würden dadurch mehr oder weniger versiegen, die Baugrube könnte nicht trockengelegt werden.
- Durch einen Druckabfall im Mineralwasser kann Grundwasser ins Mineralwasser gelangen. Da das Grundwasser im Stuttgarter Talkessel chemisch stark belastet ist (Per, Tri, Teere, alles stark krebserregend) wäre das Mineralwasser damit verseucht.
Um diesen Gefahren und Problemen entgegenzuwirken, wird das Grundwassermanagement betrieben: Das Wasser wird im Bereich der Baugrube abgepumpt, wird aber nicht einfach in die Kanalisation geleitet, sondern in der Umgebung wieder in den Boden geleitet (talabwärts oder in Schichten die tiefer liegen als die Baugrube). So soll der Bereich mit abgesenktem Grundwasserspiegel, d.h. die Gefahrenzone, möglichst klein gehalten werden. Allerdings entstehen dadurch neue Gefahren der Ausspülung dort, wo das Wasser in den Boden geleitet wird. Auch dadurch kann sich der Boden setzen oder gar einbrechen, Hänge können abrutschen.
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