Nachdem am vergangenen Donnerstagnachmittag die After-Work-Protestierer für Aufmerksamkeit am Gebäude H7 und an der Baustellenzufahrt zum ehemaligen Nordflügel gesorgt hatten, gab es wenige Tage später, nämlich am Dienstagmorgen, 24. April, einen weiteren Protest am Bauzaun. Hier der Bericht vom Frühstück am Bauzaun des Nordflügels am Dienstag, 24. April 2012, von 6:30 bis 8:30 Uhr.
"Etwa 20 Personen versammelten sich am letzten Dienstag um 6:30 vor der Baustellenzufahrt am abgerissenen Nordflügel. Sie entrollten ein Banner mit der Forderung „Baustopp selber machen – Wir wi(e)dersetzen uns“ und hielten weitere Transparente hoch. Schnell begann eine Diskussion über die Probleme des Bahnprojekts S21, an der sich auch Passanten beteiligten.
Gegen 7:00 erschienen zwei LKWs auf der Heilbronner Straße, einer davon mit aufgebautem Kran, der andere ein Sattelschlepper. Diese hielten aufgrund der vor der Baustellenzufahrt Stehenden vor der Einmündung am LBBW-Rondell an. Kurze Zeit später rückte die Polizei in drei Fahrzeugen (Polizeiwannen), zwei VW-Bussen und einem PKW an. Während sich gegen 7:10 der LKW mit dem Kran langsam auf die Baustelleneinfahrt zubewegte und dort aufgrund der Blockade zum Halten gezwungen wurde, blockierte eine kleine Gruppe von Protestierern den Sattelschlepper. Etwa 15 Polizisten stellten sich daraufhin in der Nähe des Bautores auf. Die Blockierer vor dem Sattelschlepper wurden vom polizeilichen Einsatzleiter aufgefordert zu weichen, um sich keinen Platzverweis einzuholen. Sie kamen dieser Aufforderung nach und gesellten sich zu den anderen Blockierern vor dem Baustellentor. Der zweite LKW rückte nach Anweisung der Polizei dicht auf den ersten auf, um keine weitere Lücke zum Blockieren entstehen zu lassen.
Um 7:17 erfolgte eine polizeiliche Durchsage mit dem Hinweis, dass es nur diese eine Aufforderung gibt, dass die dann noch sitzen bleibenden Demonstranten den Versuch der Nötigung begehen und mit der Aufnahme der Personalien rechnen müssten. Es wurde kein Platzverweis bei dieser Durchsage ausgesprochen. Daraufhin begaben sich alle Blockierer an die Seite.
Um 7:20 Uhr fuhren der LKW mit Kran sowie der Sattelschlepper dicht hintereinander auf das Abrissgelände am Nordflügel. Der Sattelschlepper wurde mit Baugeräten zum Abtransport beladen. Die Einsatzleitung der Polizei verließ um 7:55 Uhr das Gelände, während sich die Bereitschaftspolizei gleichzeitig in ihre neben dem Bauzaun geparkten Polizeiwannen zurückzog.
Während der gesamten Aktion verteilten die Demonstranten an die zahlreichen Passanten das Informationsblatt "Tunnelblick" sowie die "Stuttgarter Erklärung". Um 8:30 Uhr löste die Gruppe ihre Veranstaltung auf, zu diesem Zeitpunkt wurde der Sattelschlepper noch beladen.
Die Protestaktion verlief zur Zufriedenheit der Demonstranten, da sie die Öffentlichkeit erreichten. Die berufstätigen Passanten, die an diesem Ort zugegen waren, wurden Zeuge der Aktion und konnten auch durch das Verteilen von Info-Materialien die (Hinter-)Gründe der Aktion erkennen. Sehr wichtig war den Protestierern zudem, S21 im Kontext der gegenwärtigen Krisenpolitik der Bundesrepublik und der EU zu verdeutlichen. Eine Teilnehmerin: "Wir müssen begreifen, dass Stuttgart 21 ein Mosaikstein im großen Finanzpoker ist und ich finde es sehr wichtig, wenn eine Gruppe unserer Widerstandsbewegung an den Protestveranstaltungen in der Finanzmetropole Frankfurt vom 17. bis 19. Mai teilnimmt."