Lieber Unermüdliche,
bei dem Versuch zu verstehen, was in den letzten Wochen den Stuttgartern und ihrer Stadt angetan wurde und noch angetan wird, bleibt einem, auch aus der Ferne, der Verstand stehen. Wohl wissend, dass sie kein einziges der vielen Versprechen, die den Bürgerinnen und Bürgern gemacht wurden, einhalten können, fahren die Verantwortlichen mit ihrem Tun fort. All diese Fortschrittsversprechen sind das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind. Wann, wenn nicht hier, soll man von Vandalismus sprechen, Vandalismus unter dem Deckmäntelchen einer erschlichenen Legitimität.
Deswegen seid ihr hier. Deswegen wird seit Jahren unentwegt dagegen protestiert und demonstriert. Deswegen wird ein staatliches und wirtschaftliches Handeln eingefordert, das den sozialen, wirtschaftlichen und ethischen Grundlagen unserer Stadt dient und sie nicht rechthaberisch beiseite wischt.
Die Bäume für immer verschwunden, das international anerkannte Baudenkmal, der Bonatzbau, in weiten Teilen unwiderbringlich zerstört, viele kleinere Denkmäler werden in Depots verschwinden oder an kaum sichtbare Stellen verlegt.
Aber gerade deshalb ist es wichtig, dass ihr, dass wir sichtbar und hörbar bleiben. Dass klargemacht wird, dass der Sinn des Lebens mehr ist, als nur Geld von links nach rechts zu bewegen, egal was dabei zugrunde geht. Wir wollen, dass die Bedürfnisse aller Berücksichtigung finden. Wir wollen nicht geschichtslos oder gesichtslos werden. Wir wollen, dass der wirtschaftliche und soziale Fortschritt allen dient und wir nicht zur Verfügungsmasse einiger weniger werden, die glauben, die Stadt, der Staat, ja selbst die Ethik gehöre ihnen und sie könnten damit tun und lassen, was sie wollen.
Eine von freien Bürgerinnen und Bürgern bestimmte demokratische Gesellschaft soll die Geschicke bestimmen, nicht ein von allem losgelöster Fortschrittsglaube, der nur um seiner selbst willen handelt.
Lasst uns deshalb, auch mit dem unfassbaren Verlust im Gepäck, den die Stadt Stuttgart erlitten hat, weiter nach vorne schauen und vernünftig handeln um den Zielen näher zu kommen, deretwegen wir hier sind.
Oben bleiben!