End-Spiel

Rede von Dr. Norbert Bongartz, Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21, auf der 727. Montagsdemo am 7.10.2024

Liebe, von Seiten der Landesregierung, von der Bahn und von der Stadt mit unserer Kritik an S21 unerhörten Zuhörer-Innen wie außen!

In den letzten Wochen haben sich die Zeichen gemehrt, dass S21 endgültig in der selbst gebauten Sackgasse steckt. Die Planer und übrigen Verantwortlichen haben den Zeitpunkt verpasst, einen Ausweg zu vollziehen, einen Plan B zu entwickeln, wie wir ihn schon 2016 mit unserem Konzept UMSTIEG21 erstmals vorgestellt hatten.

Womit wir seit Jahren alle gerechnet haben: Stuttgart 21 ist am Ende am Ende, denn ohne den Kopfbahnhof wird der Tiefbahnhof nicht funktionieren. Es ist schon verrückt, wenn der hochgejubelte Tiefbahnhof nach seiner Fertigstellung nur die Rolle eines Ergänzungsbahnhofs für den verbleibenden Kopfbahnhof spielen wird.

In den letzten Tagen habe ich in Wahrigs dickem Wörterbuch der deutschen Sprache nachgeschlagen nach Wörtern, die am Anfang mit „End“ beginnen (wie end-lich oder End-Punkt) die mit unserer Sicht auf S21 in Bezug gebracht werden können. Je länger meine Liste der dabei gefundenen Wörter wurde, umso mehr wuchs mein Spaß daran, mit diesen „End-Wörtern“ zu spielen und mein Plan, das Ergebnis hier vorzustellen.

Einen besonderen Reiz ergaben die Wörter, deren erste Silbe mit einem „t“ enden – wie Ent-Täuschung oder Ent-Setzen – wenn diese, nicht nur akustisch, einen Bezug zum bevorstehenden Ende von S21 ergeben. Darum stellen Sie Ihre Ohren jetzt so ein, als ob alle meine Stichwörter am Ende ihrer ersten Silbe mit einem weichem „d“ enden.

Hier also das Ergebnis meines „End-Spiels“: Die für viele anfänglich vielleicht noch faszinierende Idee des Tiefbahnhofs war bald zum zu einem Alptraum ent-artet. Die Ent-Hüllung der vielen Risiken und Gefahren haben – trotz aller End-Gegnungen zur Ent-Zauberung, ja Ent-Larvung dieses Großprojekts geführt. Im Laufe der Jahre unseres ent-schlossenen, schier end-losen Widerstands wurden bei den Demos viele Banner ent-rollt; in unserer flammenden, zornigen Kritik ist uns sicher ent-nervt manch hartes Wort ent-fahren. Doch die für S21 Verantwortlichen haben sich nicht end-blödet, die Wahrheit zu ent-stellen, um uns zu ent-mutigen. Doch werden sie uns nicht ent-kommen.

Mit einem End-Spurt steuern wir jetzt zu auf den End-Punkt des Desasters, letztendlich mit dem Ziel, die von unserer Seite ent-waffnete Landesregierung, die Bahn, die Region und die Spitze der Stadtverwaltung, einer nach dem anderen, auf dieser Bühne zu sehen und zu erleben, dass sie uns nach ihrem jeweiligen Schuldbekenntnis um eine Ent-Schuldigung bitten. Wenn dieser denkwürdige, historische Moment gekommen ist, werden wir uns, ent-spannt, ja ent-zückt zurücklehnen können und – end-gültig – unsere Widerstands-Parole erschallen lassen: Oben bleiben

Dazu hier noch ein kleiner Nachklapp: Vor einigen Tagen sprach ich mit einem befreundeten Nachbarn über die immer noch uneinsichtigen Befürworter von Stuttgart 21, die es immer noch schaffen, die ihnen unbequemen, von uns gegen das Großprojekt vorgetragenen unerhört gebliebenen Tatsachen am liebsten ent-fernen oder ausblenden zu können. Da fiel mir der Freund fast ins Wort mit einer für uns passenden Parole: Ausblender raus!

Ich meine, die Parole „Ausblender raus“ würde auch gut als Zwischenruf auf einer Demo der AfD passen.

Rede von Norbert Bongartz als pdf-Datei

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