Rede von Tom Adler, Demoteam, auf der 698. Montagsdemo am 4.3.2024
Meine Damen und Herren, liebe Freund*innen,
die Ereignisse der letzten Wochen bestätigen heftiger als gedacht, wie „abgrundtief und bodenlos“, wie schwankend der Grund ist, auf den die politischen Mehrheiten und die Immobilien- und Baukonzerne immer noch ihr Projekt setzen wollen, ständig begleitet von arglistiger Täuschung der Öffentlichkeit und frecher haltloser Propaganda. Denn durchs faktenblinde Weiterbauen sollen wenigstens die Milliardenprofite gesichert in die Konzern-Kassen gelenkt sein, nachdem alle Stuttgart-21-Verheißungen wie Seifenblasen geplatzt sind.
„abgrundtief + bodenlos – Stuttgart 21, sein absehbares Scheitern und die Kultur des Widerstands“ – so lautet der Titel des Standardwerks über das zerstörerische Projekt Stuttgart 21 und unsere Protestbewegung. Unser Freund, unser unermüdlicher Mitstreiter Winfried Wolf hat es uns gewidmet, „den Aktivistinnen und Aktivisten gegen Stuttgart 21, als einer Bewegung für das Recht auf Stadt, für Demokratie und Urbanität und für den aufrechten Gang: ‚Oben bleiben‘!“.
Den „aufrechten Gang“ ist Winnie Wolf sein ganzes politisches Leben lang gegangen. Winnie, der radikale Sozialist, Antikriegsaktivist und Verkehrspolitiker, hat unserer Bewegung seine beindruckenden Fähigkeiten von Anfang an – und das war bei ihm 1996 – zur Verfügung gestellt. Er hat wertvolle Impulse gegeben, auch in Phasen, in denen bei uns die Zuversicht am Schwinden war.
Ihr wisst: er durfte dieses „absehbare Scheitern“ des abscheulichen, Klima, Bahn und Stadt zerstörenden Tunnelprojekts nicht mehr erleben. Wir vermissen ihn schmerzlich, seine Kompetenz, seine Hilfsbereitschaft, seine klugen Reden auf unseren Kundgebungen.
Liebe Freund*innen, warum erinnern wir gerade heute an ihn? Genau heute, am 4. März vor 5 Jahren hat Winnie hier gesprochen. Er hatte sich damals gewünscht, seinen 70.Geburtstag an diesem 4. März mit uns in Stuttgart zu feiern, erst bei unsrer 455. Montagsdemo gegen Stuttgart 21, danach drüben im WKV.
Wir im Demoteam waren uns sicher: das hätte er sich auch für seinem 75.Geburtstag heute gewünscht. Um uns Mut zu machen. Um uns zu sagen: „Hört nicht auf, eure Stimme in der Öffentlichkeit zu erheben – damit auf das „absehbare Scheitern“ des abscheulichen Tunnelprojekts tatsächlich sein Ende folgen wird – und das „Oben-Bleiben“ des Bahnverkehrs im Kopfbahnhof! Und legt euch nochmal besonders ins Zeug, damit am 18. März eure 700ste Montagsdemo vor dem Hbf Zulauf hat!“
Liebe Freund*innen, zur Erinnerung an den „visionären Maulwurf“ Winfried Wolf hat Klaus Gietinger, der Regisseur des „Trojanischen Pferds“, dieses schöne, humorvolle Video gemacht – hier ist es, zur Erinnerung und zum 75. Geburtstag unseres Mitstreiters und Freunds Winfried Wolf!
