Gier und Profit haben Namen

Peter Grohmanns Wettern der Woche am 19.4.2021

 

"Achthundert inhaftierte Gülen-Anhänger und Parteigänger der bald vollends verbotenen HDP sind in einen Hungerstreik getreten." Mal ehrlich, so eine Meldung interessiert doch "keine Sau",wie meine Omi Glimbzsch ohne Rücksicht auf Sitte und Anstand sofort sagen würde. Und niemand in Zittau oder der echten Politik tät' außerdem einen Finger rühren wegen der katastrophalen hygienischen Verhältnisse und der Gesundheitsversorgung in den 113 Lagern an unseren demokratischen Außengrenzen. Mehr zu Nawalny beim nächsten Wettern, in der Hoffnung, dass bis dahin wenigstens North Stream 2 gekippt wird. Das hilft dem Klima und der Armutsbekämpfung genauso wie die 1,2 Millionen Euro, die das OLG München beim ehemaligen bayerischen Justizminister Alfred Sauter sicherstellte. Arrest fürs Vermögen statt für Sauter - schade. Ich hätte ihn gern in einem Übergangswohnheim gesehen, vielleicht sogar in einem Vierbettzimmer mit den Spezialisten von Wirecard.

Schlimmer geht immer: Denn jetzt gerät neben der CDU/CSU auch noch die Wirtschaftsprüfungsfirma Ernst & Young - Umsatz 2020: 37 Milliarden USD - durch Kontext ins Zwielicht: EY wird von Prüfern des Wirecard-Skandals nachlässige Arbeit und Pflichtverletzung vorgeworfen. Derlei Armuts- und Arbeitszeugnisse prallen natürlich von den EYern ab wie ein Regenguss im April am Kleppermantel von Friedrich Merz.

Der gedachte künftige Finanzminister im Kabinett Habeck/Bärlauch war doch kürzlich noch Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist für BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt. Da muss sich doch was machen lassen, Frieder, etwa unter dem BlackRock-Motto: Unser Ziel: Ihr Wohlstand. Also Cum Ex und weg. BlackRock hat für diese Zwecke fünf akkreditierte Lobbyisten mit EU-Parlamentszugang und bestimmt mit, wie EU-Gesetze aussehen.

Noch ein anderes Beispiel: Etwa zum Patentrecht blockiert die EU bislang erfolgreich einen gemeinnützigen Vorschlag der Regierungen Indiens und Südafrikas bei der Welthandelsorganisation. Das meine große Schwester TAZ am 7.4.2021: "Es gibt unterschiedliche Arten von Massenmord. Eine heißt 'Patent'. In einer Welt extremer sozialer Unterschiede entscheiden Patente, wer überleben darf. Deswegen haben jene, die in einer globalen Pandemie wiederholt verhindern, dass die Patentrechte für Covid-19-Arzneien, Impfstoffe und medizinische Produkte ausgesetzt werden, Blut an den Händen. Das ist keine Übertreibung, das ist tödlicher Ernst." Und jetzt, Ursula, mach' dein C weg. Teilzunehmen am Impfgeschäft ist der Traum aller Haie. Die öffentliche Hand zahlt Milliarden für die Forschung - und die Konzerne streichen den privat definierten Profit des fertigen Produkts ein. Wir sehen: Demokratie hat Nachteile, etwa, wenn die Demokratinnen die Barrikaden verlassen.

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