Die 542. Montagsdemo findet am 14. Dezember 2020 ab 18 Uhr auf dem Marktplatz in Stuttgart statt. Nächsten Montag wird kein Demonstrationszug stattfinden, dafür gibt es im Anschluss an die Kundgebung eine Musiksession auf dem Marktplatz, die mit dem Schwabenstreich beendet wird.
Redner:
- Ebbe Kögel, Dozent für Regionalgeschichte, Autor und'Anstifter'; "Die lokalen Mühen der Ebenen für eine neue Verkehrspolitik "
Motto: Ihre Lügen - unser Zorn!
Musik: „Kate’n’ Crazy“, Gitarre, Kontrabaß und Gesang
Moderation: Jürgen Horan, Kernen 21
Vorweg mal will ich das Geständnis ablegen, dass ich ein 125%-iger Kulturbanause bin.
Das Thema Kinos lässt mich kalt.
Interessant am Metropol fand ich aber die Feststellung, dass der alte Bahnhof schon kurz nach seiner Eröffnung zu klein war und auf jene 8 Gleise erweitert wurde, die ~180 Jahre später für „das neue Herz“ des des inzwischen internationalisierten Bahnverkehrs vorgesehen sind.
Und schon in den 1920er-Jahren waren die 8 Gleise schon wieder nicht mehr ausreichend,
und der heutige Hbf mit der doppelten Gleiszahl wurde in Angriff genommen.
Ich bin knapp 70 Jahre jung + bin von diesem
besten, hochintelligent konstruierten Hbf noch ab- + angefahren, als auf den KBS 740 +
785 noch die Dampftraktion vorherrschte.
Ca. 1965 habe ich auf dem Balkon über dem
Rosensteintunnel die letzte 01 nach Nürnberg
verabschiedet, und neben diesem Balkon WAR für mich der Hbf der Hauptanziehungspunkt in
S -WAR! Heute ist mein Bahnhof nur noch eine
halbverweste Leiche, ein Zombie.
Wenn ich von besagtem Balkon auf die neue Bahnbrücke hinunterblicke, taucht vor meinem
geistigen Auge sofort wieder das Citybahn-Konzept des VCD von ca.1994 auf, eine diplomreife eisenbahntechnische Arbeit.
Sie verbleicht in Schubladen, wenn sie nicht
längst eingestampft worden ist.
Der zerbombte – ja, es sieht da tatsächlich aus wie nach einem Bombenangriff – Hbf ist nur ein Grund, warum ich mich seit Jahren nur noch äusserst ungern in S herumtreibe, die gesamte Innenstadt möglichst meide.
Auch die von mir früher gerne zu Fuss begangene „Green Route“ von Ostheim durch die Villa Berg, den Unteren Schlossgarten über die diversen Fussgängerstege nach Cannstatt führt heute durch ein verwüstetes „Kriegsgebiet“.
Wenn ich diese Verwüstungen, die der total ausgerastete Kapitalismus in meiner Heimatstadt angerichtet hat, sehe, dann kommen mir zuerst Brechreiz + in der Folge
schwer beherrschbare Wut und weissglühender Hass auf. Also bleibe ich zum Schutze der kläglichen Überreste meines inneren Friedens
da lieber weg.
Bevor die Gentrifizierung Stuttgarts begonnen hat, gab es hier auch noch Anlaufstellen für
Menschen wie mich, die prinzipiell ohne Lederhut + 4-Taschen-Jacke nicht aus dem Haus
gehen.
Da waren z.B. das „Old Ascot“, wo man damals
ganz selbstverständlich zum Guinness eine
Toscano, das ist eine besonders würzige Zigarre, geniessen und sich so „kultiviert“
aufwärmen konnte.
In der Bolzstr. gab es das Zum-Zum, wo man für vernünftige Preise sehr solide speisen
und die Verdauung mit einem Slivovic + einer
Zigarre ingangsetzen konnte.
Es gab das „Litfass“, wo zu Tortellini mit Knoblauchsoss + Speck ebenfalls Guinness ausgeschenkt wurde, und überall standen ganz selbstverständlich Aschenbecher auf den Tischen.
Auch der Biergarten im Oberen Schlossgarten war in seinen Anfängen noch seriöse, solide
Gastronomie.
Und was hat es in Ostheim&Gablenberg alles
für gastronomische Attraktionen gegeben – HAT!
Heslacher Waldheim + Bärenschlössle sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Und am Hch-Baumann-Kiosk, der früher sogar von Graureihern besucht wurde, ist die Wurst kalt + das warme Bier unbezahlbar.
Grade mal das „Brückle“ im abgelegenen Plieningen hat sich über die Gentrifizierung hinweggerettet.
But the present yesterday ist today the past,
an Stuttgart is rapidly fading (in Anlehnung an Bob Dylan formuliert, fading = schwächer werden,ausbleichen).
In S kann man nur noch rumhetzen, Modefummel kaufen, das Geld zum Fenster rausschmeissen,
und wenn man sich bei ungemütlichen Wetter nach einem guten Bier + einer Toscano sehnt,
schnellstens nachhause flüchten.
Und dann habe ich mit dieser Stadt noch ein ganz spezielles Problem: Es laufen + fahren da mehr Uniformen herum als Menschen.
Und die Menschen, die es auch noch gibt, haben mir einen Kapitalistenfreund + S21-Förderer als OB an den Hals gewählt.
Also entweder in S zuhause bleiben oder mit dem Auto im Radfahrertempo in die Natur hinaus flüchten!
Ich bin mir insoweit mit Herrn Nopper einig, als ich auch meine, Stuttgart hat zu Recht ein miserables Image.
Die Unterschiede zwischen mir + einem CDU-Anhänger bestehen nur darin, WORAN wir uns stören!
Sir Bauer, vergessen Sie diese Stadt!
Sie liegt im sterben + wird an S21 zugrundegehen!
Auch dieser ist kein anonymer Brief, deshalb
aabel-s@gmx.de