Wir veröffentlichen hier einen Beitrag von Peter Müller, Mitglied der Mahnwache, bei dem es zwar nicht um Stuttgart 21 konkret geht, aber wie Peter Müller vor Kurzem sagte: "Das Bahnprojekt, in dem so vieles schief läuft, hat mich widerständig gemacht. Ich habe gelernt zu kämpfen und dafür sensibel zu werden, was alles unehrlich und gelogen ist und vertuscht wird. Ich habe keine Scheu mehr, mich an Behörden zu wenden und wie ein Stachel immer wieder auf Unrecht aufmerksam zu machen. Das hat mich S21 gelehrt."
So wie Müller geht es vielen von uns. Uns wurden die Augen geöffnet, der Schleier von einem gutgläubigen Vertrauen in Politik, Politiker und Wirtschaft wurde weggezogen. So sieht auch Peter Müller seit Jahren vieles um ihn herum mit einem immer besser geschulten Blick und mit großen Fragezeichen. Er telefoniert, er schreibt an Behörden, Ämter und Ministerien. Manchmal bekommt er Antworten, manchmal nicht.
Über seinen aktuellen "Fall" hat er einen Bericht verfasst, der auch perfekt zum "entsorgten" Sanctuarium im Killesberg Park passt. Dass Bäume in Stuttgart ein Teil der Stadt- und sogar auch der Park-Möblierung sind, die man zu jeder (Jahres-)Zeit für die Holzindustrie nutzbar machen kann, wissen wir zur Genüge. Die Liste der Beispiele ist endlos und in der City zeugt jeder Baumstumpf von diesem Vorgehen. Ohne Sinn und Verstand.
Peter Müller schildert seinen "Fall":
"Anfang April begannen rund um unser Haus in Stuttgart-Freiberg sogenannte Baumpflegearbeiten. Obwohl die Bäume bereits blühen und frische Blätter austreiben und obwohl in den Bäumen bereits Vögel brüten, wurden die Kronen etwa auf die halbe Größe zurückgeschnitten. Ein Baum wurde sogar komplett gefällt. Dabei nisten in den betroffenen Bäumen auch seltene und geschützte Vogelarten, wie der Grünspecht. Am Wochenende fand ich zwischen den abgesägten Ästen ein kaputtes Vogelnest mit zerbrochenen Eierschalen.
Seit Freitag, dem 13. April, kämpfte ich sozusagen an allen Fronten mit Telefon und Internet gegen diesen Wahnsinn. Umweltministerium, obere Naturschutzbehörde, untere Naturschutzbehörde, Baugenossenschaft, Oberbürgermeister, Stadtbauamt und Friedhofsamt sind nur einige Behörden, denen ich teils mehrfach, teils sogar penetrant auf die Nerven gegangen bin.
Am Montag, 16. April, wurde wieder gesägt. Also setzte ich mich wieder ans Telefon bzw. an den PC und warf den Verantwortlichen Untätigkeit vor. Auch an diesem Tag habe ich einige Behörden bis zu fünf Mal angerufen. Anscheinend hat diese Hartnäckigkeit und die Drohung, die Medien einzuschalten, nun gewirkt. Vielleicht aber hat es auch geholfen, dass ich ständig mit der Kamera in der Hand um die Arbeiter herumgegangen bin und Aufnahmen gemacht habe. Seit Dienstag ruhen nun die Kettensägen und die Mitarbeiter des ausführenden Unternehmens beschränken ihre Tätigkeit auf das Schreddern der abgesägten Äste. Der Hubsteiger wurde abholbereit am Straßenrand abgestellt und am Mittwoch mit einem Tieflader abgeholt. Die Umweltmeldestelle beim Umweltministerium, der ich auch mehrfach per Mail und per Telefon auf die Pelle rückte, sicherte mir zu, dass ich nach "Klärung der Vorwürfe" eine schriftliche Stellungnahme erhalten würde. Man darf also gespannt sein.
Mit dieser Meldung möchte ich allen Mitstreitern Mut machen. Sicher werden wir nicht immer und auch nicht gleich Erfolg haben - aber Widerstand lohnt sich in jedem Fall!
Widerständige Grüße,
Peter Müller"
Ich kann die Erfahrungen von Peter Müller nur unterstreichen. Mich hat die S21-Sauerei auch stark gemacht – ich schrecke da vor nichts mehr zurück. Was bei der Sache allerdings brutal ist, dass ich dabei immer mehr stinkende Tatsachen erfahre! Aber das geht wohl nicht anders, und wenn immer mehr Menschen – auch die jüngeren – mutig und selbstbewusst sich auf den Weg machen und genau hinschauen, dann lassen wir uns auch nicht mehr von den Dummen regieren!
Danke, Peter, für deinen Einsatz!
Danke für deinen Bericht!
Danke für die Veröffentlichung zum Mutmachen!
Jeder tut an seinem Platz, was er kann.
So werden wir OBEN BLEIBEN!