„Glaube nicht alles, was du denkst“ oder: Das objektive Bild von G20

G20 und die Berichterstattung. G20 und die Aufarbeitung. G20 und kein Ende ... Während "unsere" Politiker schon wieder in aller Welt umherdüsen, ist für sie G20 abgehakt. War da was?? Zurück bleibt eine - je nach Mentalität - verstörte, irritierte, aufgebrachte, zornige Bevölkerung. Und zurück bleiben mehr als tausend Fragen. Doch frei nach dem Motto "Ich weiß zwar nicht, welche Frage gestellt wird, aber ich habe die Antwort", werden  in Interviews und Talk Shows bereits martialische Statements abgegeben.

Fragt man die, die dabei waren? Nee, die sind ja nicht "objektiv". Wer mitten drin war, der kann nur persönlich sein. Nee, das wollen wir nicht. Dabei sind gerade die persönlichen Berichte von  den Hamburg-Fahrern und von denen, die im Schanzenviertel wohnen, wichtige  Mosaiksteine zur Meinungsbildung.

Zusammen mit anderen S21-Gegnern war Dieter Richter in Hamburg gewesen und berichtete auf der vergangenen Montagsdemo davon (siehe Video unten). Auch Peter Müllers persönlichen Bericht haben wir unten abgedruckt. Dass ein Zuhörer am Montag Richters Bericht als "äußerst unsachliche Information" empfand (siehe Kommentar), mag der Tatsache geschuldet sein, dass Augenzeugenberichte immer persönlich sind, jedoch beim Gegenüber auf eine inhaltlich andere Erwartung treffen können.

"Glaube nicht alles, was du denkst" (Byron Katie) ist eine Mahnung, die man sich ab und zu - im eigenen Interesse - ins Gedächtnis rufen sollte. Zu schnell könnte man in dem  G20-Getöse den Überblick verlieren, könnte grad meinen, ganz Hamburg sei in Schutt und Asche gefallen, ausgelöscht durch "den Mob", den die hochgerüstete Polizei nicht zu stoppen in der Lage war,  da sie nicht mehr wusste, wen sie schützen sollte - die Politiker oder sich selbst; die Bevölkerung und die Demonstranten jedenfalls nicht.

Dass Hamburg und das Schanzenviertel noch stehen, zeigt ein Bericht auf den "Nachdenkseiten" (Link unten). Es sind Augenzeugenberichte von denen,  die ganz dicht am Geschehen waren, nämlich Geschäftsleute im Schanzenviertel. Und es tut gut, die erstaunlich sachliche Darstellung der Nacht  zu lesen. Sie schildern schmerzhaft präzise die Vorgänge, denn sie haben sehr genau hingeschaut. Aber sie sind ohne Hass.

Die "Nachdenkseiten" geben auch indirekt eine Antwort auf die  Frage "Was hat das denn mit Stuttgart 21 zu tun?" Zwar ist der Schwarze Donnerstag, der 30.9., nun fast sieben Jahre her, aber wir erinnern uns, dass Politiker und Medien auch damals unsere Gehirne vernebeln wollten, indem sie geradezu gebetsmühlenartig ihre Sicht der Tatsachen in die Köpfe der Menschen zu hämmern versuchten. Es hat nicht geklappt, denn zu viele haben selber gesehen (Augenzeugen) und zu viele haben am eigenen Körper gespürt (Betroffene), was geschehen ist. Damals wollten Medien, Politiker und Juristen auch vorschreiben, was zu denken ist, aber wir haben es nicht geglaubt. So hat Hamburg viel mit S21 zu tun.

In den "Nachdenkseiten" geht es um eine Stellungnahme von Geschäfts- und Gewerbetreibenden des Hamburger Schanzenviertels, die sich "... genötigt sehen, in Anbetracht der Berichterstattung und des öffentlichen Diskurses, unsere Sicht der Ereignisse zu den Ausschreitungen im Zuge des G20-Gipfels zu schildern." Sie sagen nicht, dass "nichts" war, aber sie stellen Bezüge her und Relationen. Denn sie haben detailliert beobachtet, wer was gemacht hat. So bekommt "das Chaos" ein Gesicht.

Hier die Stellungnahme auf den "Nachdenkseiten" bezüglich G20-Gipfel und Schanzenviertel.

https://www.facebook.com/CantinaPopularHamburgo/posts/2009834439251557

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.