Jetzt liegt also das KPMG-Gutachten zu den S21-Kosten den Medien vor (siehe z.B. Stuttgarter Zeitung) und - oh Wunder - es bleibt 100 Mio. Euro unter den "schlimmsten" Befürchtungen der Bahn in Höhe von 6,8 Mrd. Euro. Wer hätte das gedacht?
Nun, es bestand ja auch die Möglichkeit, dass der Auftrag an KPMG lautet: Findet alle Risiken und macht so die Zahl von 10 Mrd. Euro Gesamtkosten plausibel, dann sind wir das nervige Projekt los und die Grünen in Stuttgart und Baden-Württemberg können sehen, was sie mit der Bauruine machen, die sie munter vorangetrieben haben. Das wäre eine elegante Lösung gewesen, aus dem S21-Schlamassel rauszukommen. Und dass es ein Schlamassel ist, das ist Bahn-intern schon seit Jahren bekannt, keiner hat Bock auf dieses politisch durchgedrückte Projekt.
Nun aber zurück zum Wert von Bahn-Gutachten: Bereits im Jahr 2013 gab die Bahn ein S21-Kostengutachten in Auftrag, damals an PriceWaterhouseCooper (auch so ein Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer mit dem beliebten Geschäftsmodell „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“). Die ZEIT schrieb damals über das Gutachten im Artikel "Hohes Risiko":
Wie unabhängig diese "Plausibilitätsbegutachtung" zu Stuttgart 21 war, ist allerdings fraglich. Aus dem Bericht der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC), der der ZEIT vorliegt, geht hervor, dass sich das Gutachten lediglich "auf die von der DB AG zur Verfügung gestellten Unterlagen" stützt. Ob die Angaben richtig oder vollständig sind, wurde gar nicht überprüft. Die Prüfer selbst sehen deshalb ein "höheres Risiko", dass "wesentliche Fehler" und "rechtswidrige Handlungen" nicht aufgedeckt worden seien. Wie aussagekräftig ist aber ein Testat, das komplett von Dokumenten des zu überprüfenden Unternehmens abhängt und dem die Prüfer selbst nicht ganz trauen?
Dies gilt mit Sicherheit auch jetzt wieder für das KPMG-Gutachten. Mal sehen, ob die Medien diese Sichtweise jetzt, 3 Jahre später, aufgreifen.
Aus Wikipedia über KPMG:
„Anfang 2005 wurde der US-amerikanischen Gesellschaft KPMG LLP und einer Vielzahl hochrangiger Mitarbeiter die Beihilfe zur Steuerhinterziehung in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar vorgeworfen. Die Klage wurde 2007 fallen gelassen, nachdem KPMG die Auflagen in einer Vereinbarung über die Aussetzung der Strafverfolgung erfüllt hatte; im Rahmen dieser Vereinbarung räumte KPMG betrügerisches Verhalten ein, und stimmte einer Zahlung von 456 Millionen US-Dollar zu.[28]
Das Unternehmen erhielt 2005 den Negativpreis Public Eye Award.
Im Skandal um die Bilanzfälschungen bei der Banco Nacional in Brasilien wurde der verantwortliche Prüfer der KPMG, Marco Aurélio Diniz Maciel, 2007 schuldig gesprochen.
Im April 2013 gab der damals für die Abschlussprüfung am Standort Los Angeles zuständige Partner Scott London zu, Insider-Informationen an seinen Freund Bryan Shaw weitergegeben zu haben. Seit 2010 hatte er der Öffentlichkeit noch nicht bekannte Informationen über die KPMG-Kunden Herbalife, Skechers und weitere Unternehmen verraten. Er erhielt dafür im Gegenzug Bargeld und Sachgeschenke.[29][30] London wurde daraufhin entlassen. KPMG musste in der Folge die Prüfungsmandate bei Herbalife und Skechers niederlegen. Shaw und London bekannten sich des Insiderhandels schuldig.[31] Shaw hat nach Angaben der SEC mindestens 1,27 Mio. US-Dollar mit den Insider-Geschäften verdient.“
Ich hatte inhaltlich genau selbiges am 11.10. um 10.09 an info@bei-abriss-aufstand.de . Ergebnis, keine Reaktion. Jetzt lese ich es danach hier. Zufall oder ?? Schade dass sich niemand gemeldet hat.
Lieber Frank Burghart, soweit ich sehe ist der Artikel doch eine Reaktion – auf das KPMG-Gutachten, das viele Leute gelesen haben. Vielen Dank für die aufmerksame Reaktion!