Pressemitteilung der Expertengruppe Bürgerbahn statt Börsenbahn im Bündnis Bahn für
Alle
Schluss mit S 21 - jetzt!
Offener Brief ehemaliger Fraktionskolleg(inn)en an Kretschmann
Zwei frühere Kolleg(inn)en des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann, die ehemalige Landtagsabgeordnete Rosemarie Glaser und der ehemaliges Landes- und Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Jürgen Rochlitz, fordern ihn in einem „Offenen Brief“ auf, endlich den „Käs“ zu beenden. Kretschmann solle Schluss machen mit der Unterstützung von S21 durch das Land Baden-Württemberg. Der Brief wird unterstützt vom Bündnis „Bahn für alle“, das sich für einen konsequenten öffentlichen Personennahverkehr auf der Schiene einsetzt und in dem viele Umweltverbände organisiert sind.
Der Zeitpunkt zum Ausstieg sei günstig, so Rochlitz und Glaser in ihrem Offenen Brief: Drei Tage vor der Landtagswahl jährt sich die Atomkatastrophe von Fukushima zum fünften Mal und auch der dreißigste Jahrestag von Tschernobyl ist in diesem Frühjahr.
Aus diesen Katastrophen hätten die GRÜNEN die richtigen Schlüsse gezogen, doch eine konsequente Energiewende müsse in Stuttgart noch vollzogen werden durch den Ausstieg aus S21. Denn dieser Bau und seine folgende Infrastruktur erfordere deutlich mehr Energie als die weitere Nutzung des Kopfbahnhofs. Mit den zu verbauenden Beton- und Stahlmassen würde S 21 zum Hauptklimakiller im Südwesten.
Die früheren Kolleg(inn)en erinnern an die Vielzahl von Defiziten des geplanten Tiefbahnhofs, der hemmungslos Ressourcen verbrauche und damit alles andere als ein Projekt der Nachhaltigkeit sei, wie es die Zeit erfordere:
- Das Maß für den hemmungslosen Ressourcenverbrauch sind die ständig steigenden Kosten, die das im Bürgerentscheid gesetzte Kostenlimit inzwischen mehrfach übersteigen.
- Die Bau-Einzelheiten versinken – wie beim Berliner Flughafen – in einem Sumpf ungelöster Probleme, darunter die Längs-Schräglage des Bahnhofs, ein Brandschutz ohne Menschenschutz, unvollkommenes Grund- und Abwassermanagement, unwägbare Kollateralschäden durch die Geologie in den Tunnelbereichen usw.
- Gerade ein allseits beliebter Ministerpräsident müsse kein Projekt gewähren lassen, dessen Basis ein Schildbürgerstreich ohnegleichen sei.
Wieso fast alle Medien, die verantwortlichen Parteien und Ministerien und leicht über 50 Prozent der Wahlbevölkerung Baden-Württembergs beim Volksentscheid glauben konnten, dass ein achtgleisiger Tiefbahnhof 50 Prozent m e h r Eisenbahnbetrieb leisten sollte als ein 16- oder 17-gleisiger Kopfbahnhof, bleibe den Märchenspezialisten überlassen. Tatsächlich wurde rechnerisch und an Hand historischer Belege längst nachgewiesen, dass in S 21 deutlich weniger Züge abgefertigt werden können als im bestehenend Kopfbahnhof.
Ein Ausstieg aus S 21 sei sicher kostenträchtig, doch lägen die Vermeidungskosten deutlich unter den Kosten des Gesamtprojekts, würde es fortgesetzt. Orientierung biete die von DB-Chef-Grube genannte Summe für den Ausstieg von 6,8 Milliarden Euro. Den Menschen in Stuttgart blieben Jahre des Grauens mit einer ewigen Baustelle erspart. Es bliebe ihnen ein funktionsfähiger Kopfbahnhof erhalten, der natürlich wieder ansehnlich und funktionstüchtig gemacht werden müsste.
Orientieren könne sich Kretschmann auch an dem Fall der in den 90er Jahren für nötig gehaltenen zwei Sondermüllverbrennungsanlagen, die aber durch ein Umdenken Richtung mehr Vermeidung und Recycling überflüssig wurden. Heute sei es eine vernünftige Bahnpolitik mit einem Integrierten Taktfahrplan auf der Basis des Kopfbahnhofs, die S 21 überflüssig mache.
Dass Leute aus der Anti-S 21 – Bewegung an Kretschmann appellieren (müssen)
S 21 zu stoppen, was wir aus eigener Kraft nicht hinbekommen, ist Zeichen unserer Schwäche.
Kretschmann ist doch gerade deshalb an der Macht, weil er als Machtbasis auf einen breiten Konsens statt auf Polarisierung baut.
Jetzt kann ihn niemand mehr zwingen, seine Position in unserem Sinne zu verbessern.
Das hätte im Frühjahr/Sommer 2011 passieren müssen, als Kretschmann in seiner Funktion als Ministerpräsident zugelassen hat, dass die Bahn weiterbaut und bindende Verträge abschliesst, für die bei einem Ausstieg die Allgemeinheit aufkommt.
Damit hat er die BefürworterInnen gestärkt und die GegnerInnen geschwächt.
Leider waren bei den Blockaden der Baustelle damals immer nur ein paar Dutzend Leute. Und die wurden in der öffentlichen Meinung ausgegrenzt.
…..klingt doch niedlich. 5 Jahre zuschauen, stolz sein, daß zum ersten Male in der Geschichte einer der ihrigen es zum MP geschafft hat, und dann feststellen….oh je. S 21………Lösung: Geldmangel trifft auf Planmängel. Dann Chefwechsel durch
Parteiwechsel. Bis zum nächsten Desaster geduldig mit dem kleineren Übel ausharren. Das ist der Lauf in unsrer Lobbykratie.