Schmähbrief Nr. 46 zum 29. Juni 2015
Also, der Siggi wieder! Schreib ich's halt auf. Dem Siggi, sagt der Siggi, geht grad des Geschwurbel um Griechenland ziemlich auf die Nerven, also diese G'scheithansl von ARD und ZDF und der hechelnde Oberlehrer Stoiber, wie Sonntagnacht beim Gunter Jauch. Da hat der Siggi in die Kulturseit'n von der Stuttgarter Zeitung (29.6.) neig'schaut, gewissermaßen Erholung. Und da liest er den Beitrag von der Katharina Hahn. Jessas, meint der Siggi. Sie stellt da die Frage, ob der Schriftsteller (sie selbst is ja ein weiblicher, also Schriftstellerin) zu „jedem politischen Thema seine Meinung kundtun soll.“ Sie antwortet mit einem Nein, weil es ja eine rhetorische Frage is. Und dann gleich Günter Grass – der Titel vom dem Artikel: Im Schatten von Günter Grass – weil: sie hat sich ein Foto von ihm aufgehängt, nachdem er gestorben war, denn sie hat ja „Die Blechtrommel“ und Katz und Maus“ so gern mög'n. Aber, der Günter Grass, hätt er Geleg'nheit gehabt, auf obige Frage zu antworten, hätte „vermutlich nicht gezögert, sondern das gebotene Forum genutzt, um seine politische Meinung kundzutun, frei von Zweifeln und Selbstironie“.Da schau her, meint der Siggi, und meint, dass der Beitrag von Frau Hahn eher und beinah blöd is.
Was ich am besten kann ist eindeutig Schreiben“, meint sie, und um diese Prahlerei ein bissel abzufedern setzt sie in Klammern, weil selbstironisch, dass sie ganz gut Paella machen könne. Also, weil sie „eindeutig das Schreiben“ könne, „predige“ sie lieber zu Hause. Also nicht in der Öffentlichkeit. Scheinbar hat der Günter Grass gepredigt. In der respektablen Internetzeitung KONTEXT , gedruckt als Beilage in der TAZ vom 22./23. Oktober 2011, wird sie, also die Hahn, zum Thema Stuttgart 21 befragt, und sie, ohne Zeifel und Selbstironie: „Viele wünschen sich so sehr, dass alles bleibt, wie es ist.“ Sie fand damals die Occupy-Wall-Street-Demonstrationen „für sinnvoller, als alte Bahnhöfe zu schützen.“ Da befand/ befindet sie sich ja in guter Gesellschaft mit dem Herrn Leibinger oder dem Herrn Steinbrück oder dem damaligen Junge-Union-Vorsitzer, der schon 2010 den älteren Herrschaften in dem S21-Protest vorgehalten hat, dass sie den jungen Menschen keine Perspektive gönnten. Die Katharina Hahn hat dann noch den Protest gegen des S21-Dings als „Aufbrüchle“ beziffert, aber des Occupy-Dings als „Aufbruch“. Obwohl, den Siggi schauderts, dass er dran erinnern muss, dass des „Aufbrüchle“ sich gegen Machenschaft'n richtet, die auch in der großen Finanzwelt unterwegs sind.
Der Siggi erinnert sich jetzt lieber, nachdem die Frau Hahn ihre Sicht der Dinge veräußert hat, an die Beiträge von Leuten (auf der Bühne des S21-Protests) „die eindeutig das Schreiben“ beherrschen, z. B. den Wolfgang Schorlau oder dem Heinrich Steinfest seine Reden und auch seinen Roman „Wo die Löwen weinen“, die Herren Pispers, Priol, Schramm, nicht zuletzt Peter Grohmann (jetzt weniger die Bürgerbriefe) und seine Reden oder den Joe Bauer oder auch den Konstantin Wecker, usw. Jetzt, warum wünscht sich ein politisch interessiertes Publikum das Schriftsteller(innen)-Wort auf der politischen Bühne? Weil's halt schreiben können, mit ein bissel Poesie das politische Anliegen mit neuen Worten und manchmal viel Witz aufhellen, manchmal mehr als die politische Analyse. Und weil's manchmal prominent sind, weil's, dem Dings-sei-Dank, hierzulande Respekt kriegen (und sich auch Mafiosi gern mit der Kultur schmücken
Aber, es hat eben ein klein wenig Gewicht, wenn sich eine solche Prominenz gegen ein Projekt stellt, das mit so vielen Worten so schmutzig beworben wird – bis zum heutigen Tag.
Der Siggi beteuert, dass er kein Poster von dem Günter Grass daheim hat, aber dem seine Hexameter gegen die Israel-Politik hat er sich aufgehoben, wo's doch alle die mangelnde literarische Qualität bemängelt haben mitsamt dem Vorwurf vom Antisemitismus! Dem Siggi war das damals Anregung für literarisch wertvolle Verse gegen den S21-Schmarrn (Schmähbrief Nr.20). Schon schad, dass der Günter Grass nicht mehr gegen die Politik von der Frau Merkel oder seinem Parteifreund Gabriel predigen kann.
An scheana Gruaß vom Siggi!