zum 14. Juli 2014
Jetzt hat der Sigi noch ein paar Wörterl zu dem „in jeder Hinsicht unterirdischen Bahnhof“ (Süddeutsche Zeitung vom 2. Juli) anzumerken, weil – ja was jetzt?! Weil: so eine Bohrmaschine von dem Herrenknecht gegenüber so einem Menschbesucher auf den Fildern, da wo jetzt der drittlängste Tunnel von Deutschland angebohrt wird (mit dem Segen von der Gattin von dem sozialdemokratischen Nils-Schmid- und Infrastrukturfreak) schon was zum Anstaunen is, wie überhaupts die deutsche Inschenörskunscht. Da kriegt eben auch der Sigi eine Gänsehaut. Weil: So eine Stadt bei lebendigem Leib umzupflügen zur „größten Baustelle Europas“, Sakrament!Überhaupts, wegen den ganzen Superlativen in dieser depperten Möchtegernmetropole, was manch einen schon an„turnen“ könnt. Und „Einkaufsstadt schlechthin“ (Breuninger-Chef) und Milaneo und Europaplatz auch. Studieren könnten die Kinder heut schon, wie schlawiniert wird im Ländle und Mütter und Väter nicht hinschaun; Letztere höchstens am Stammtisch.
Es passiert ja so vui auf der Welt, meint der Siggi, dass du gar nicht mehr hinschaun möchst auf das Schmierentheater vor der Haustür oder auf die Grinsonkel vor der Bohrmaschine (StZ 1.7.) Aber, nachdem wir schon mal Papst waren, und jetzt auch noch Weltmeister (Fußball), da können wir uns auch Drohnen oder Stuttgart 21 leisten, allerdings nicht die maroden Eisenbahnbrücken, die wo dann 30 Milliarden kosten, wenn überhaupts. Vielleicht, das ist jetzt so ein Nebengedanke, sind die Würdenträger in Bund und Land und Stadt so sehr für das Unterirdische, weil man ja nicht weiß, ob so eine Drohne von woanders mal herkommt in diese ganze Selbstzufriedenheit
In einem PR-Interview in der Zeitschrift „mobil“ vom 6. Juni 14 (liegt in den ICE aus, kannst du einfach mitnehmen; die Kosten übernimmt dein Ticket) wandert die Kathrin Müller-Hohenstein (ihr erinnert's euch, die hat doch immer die dämlichen Berichte aus dem Campo Bahia geschwurbelt, wo die deutschen Kicker die Hax'n hochgelegt haben), also die Kathrin spaziert da mit dem Rüdiger Grube, der wo bekanntlich Bahnchef is, durchs leere Berliner Olympia-Stadion, und verbinden Bahnwerbung und Fußballwerbung mit Sprüchen über Werte. Der Grube z. B.: „Mir sind Werte wie Glaubwürdigkeit, Authentizität und Respekt wichtig ...“ Da schau her!
Das Süddeutsche-Zeitung-Magazin vom 11. Juli berichtet von tödlichen Unfällen an Oberleitungen, weil die Sicherheitsvorkehrungen der DB aus Kostengründen jahrelang verschlampt wurden. Der Bahnbeamte, der die Schlampereien kritisiert, wird gemobbt; schreibt auch einen Brief an den Grube, kriegt aber keine Antwort. Reschpeckt!
Zwei Millionen für besseren Schutz veranschlagte die DB pro Jahr. Deswegen hat's lang gedauert, bis nach dem achten tödlichen Unfall das überarbeitete Sicherheits-Dings genehmigt wurde. Zwei Millionen; lächerlich, sowas verputzt S21 an einem Tag! Drei Millionen kriegt der authentische Rüdiger Grube im Jahr.
Den Ortsunkundigen sei gesagt, dass das Brandschutzkonzept der DB für den „in jeder Hinsicht unterirdischen Bahnhof“ (SZ, s. o.) noch nicht genehmigt ist. Deshalb wird auch gebohrt, weil die Herrschaften auf die „normative Kraft des Faktischen“ setzen. Die zitiert auch der Christopher Clark in seinem Buch „Die Schlafwandler“, wenn er fragt, ob man den Ersten Weltkrieg nicht hätte vermeiden können. Das ist freilich jetzt eine andere Baustelle! Man könnt aber viel vermeiden, würd man die Leut nicht so „glaubwürdig“ bescheißen. Und demokratisch sowieso. Aber schön is es schon, wenn das Publikum im Maracana den Boss von der ehrenwerte Gesellschaft FIFA auch bei der Siegerfeier auspfeift!
Bei diesem turbulenten Projekt braucht man eine Portion Grundhumor“, meint der Uwe Konrath von der städtischen Baugesellschaft aus Karlsruhe, wo es „nur“ um einen Tunnel unter der Innenstadt geht; inzwischen mit zweijähriger Verspätung und lächerlichen 300 Millionen Euro. (StZ vom 11. Juli) Für das Bahnprojekt Stuttgart 21 gibt’s den grundhumorigen Wolfgang Dietrich.
Es grüßt euch der Siggi.