Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kuhn,
Der "Adventsgruß" zum 22.12. kommt von der Initiative "Reiche Stadt-Arme Kinder".
Am 20.12. sagten Sie in Ihrer Haushaltsrede, dass Sie mit Ihrer Schwerpunksetzung auf den Ausbau von Kitas und die Schulhaussanierung "faktisch elternfreundlich" handeln.
Tatsache ist aber doch, dass durch den Rechtsanspruch der Eltern auf einen Kitaplatz die Stadt dringend handeln muss. Hinzu kommt, dass die Stadt mit dem Ausbau im Verzug ist, wenn von den Geldern, die in die beiden letzten Haushalten eingestellt wurden, 30 Millionen noch gar nicht verbraucht wurden.
Tatsache ist auch, dass Schulen über Jahrzehnte nicht saniert wurden und deshalb kein Grund besteht, stolz darauf zu sein, wenn jetzt endlich Dächer und Fenster repariert werden. Ganz zu schweigen von den sanitären Zuständen! Wenn Kinder nicht mehr wagen, in der Schule etwas zu trinken, damit sie ja nicht auf die Toilette gehen müssen - dann sind das doch eigentlich skandalöse Zustände, die selbstverständlich behoben werden müssen.
Unsere Initiative wünscht sich für alle Kinder und Jugendlichen eine Stadt, in der die besten Bedingungen für ein gesundes Heranwachsen und gute Bildungschancen gewährleistet werden. Hier sehen wir einen großen Aufholbedarf. Es muss Ihnen doch auch zu denken geben, wenn in Stuttgart 16.000 Kinder leben, die im Besitz einer Bonuscard sind, also aus Familien kommen, die von Armut betroffen sind.
Seit Jahren fordern wir, dass diesen Kindern ein kostenloses Mittagessen in der Schule ermöglicht wird. Wenn einem Kind im Wachstumsalter von 6-13 Jahren laut Regelsatz am Tag 3,37 Euro für Essen und Trinken zustehen, dann ist selbst der ermäßigte Mittagessens-Preis von 1 Euro zu viel!
Wir sind außerdem der Meinung, dass das Mittagessen als Teil des Bildungsauftrags an allen Schulen kostenfrei sein soll. Es wäre aber ein erster wichtiger Schritt, die Familien mit wenig Geld zu entlasten, indem die Stadt den Kostenanteil von 1 Euro übernimmt.
Deshalb hat es uns besonders enttäuscht, dass im Haushalt dafür kein Geld bereit gestellt wird.
Herr Bürgermeister, das wäre "faktisch elternfreundlich" und kinderfreundlich gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
Gisela Vomhof-Hänisch
(Sprecherin der Initiative "Reiche Stadt-Arme Kinder")