Rede von Dr. Werner Sauerborn, Aktionsbündnis gegen S21, bei der 192. Montagsdemo am 7.10.2013
Plädoyer für ein Drittes Bürgerbegehren gegen Stuttgart 21
Martin Poguntke von den Theologen gegen S21 hat vor einigen Montagen auf dieser Bühne unter Euer aller Applaus einen wichtigen Satz gesagt:
„... Und irgendwann – kein Mensch weiß, durch welchen Tropfen – wird für irgendeinen der politischen Akteure das Fass überlaufen, und er wird sich Vorteile davon versprechen, sich von S21 zu distanzieren. Dann beginnt das Projekt politisch zu sterben.“
„durch einen Tropfen, keiner weiß durch welchen...“ das heißt: einer unserer vielen Ansatzpunkte und Strategien wird den Ausstieg einleiten, wird das Fass zum Überlaufen bringen.
Diese Wirkung hat der eine Tropfen aber nur, weil das Fass voll ist, weil es eben all der anderen Tropfen, all der anderen Strategien, Ansatzpunkte und Argumente bedurfte.
Das heißt: Keine unserer Anstrengungen war umsonst oder ist widerlegt, weil wir S21 bisher nicht gestoppt haben.
- Auch wenn wir auf dem Rechtsweg bisher nicht durchgekommen sind, auch wenn die Gerichte sich in beschämender Weise vor den entscheidenden Fragen der Verfassungskonformität, des Vertragsbruchs, der Leistungsfähigkeit gedrückt haben, werden wir den Rechtsweg weiter gehen - ohne Illusionen, aber beharrlich und engagiert!
- Auch wenn all die Argumente, die sich im Nachhinein fast immer als richtig erwiesen haben, bei den Verantwortlichen weiter auf taube Ohren stoßen, werden wir nicht aufhören, die unterdrückten Wahrheiten ans Tageslicht zu bringen, wie es Ingenieure22, der BUND u.a. beim Grundwassermanagement, bei der Turmgründung oder jetzt wieder beim Thema Kostenlüge/Azer-Liste tun.
- Auch wenn unser ziviler Ungehorsam, die Baustellenfrühstücke, das Anketten an die alten Bäume, Teilabriss und Baumfällungen nicht verhindert haben, dieser Weg ist nicht falsch, wir müssen ihn friedlich und mutig weiter gehen.
- Auch das Thema direkte Demokratie hat uns nicht weiter gebracht, ist für uns vielmehr mit geradezu traumatischen Erfahrungen verbunden - und doch dürfen wir es als BürgerInnen- und Demokratiebewegung nicht aufgeben.
Wir haben drei Erfahrungen hinter uns:
- zwei von uns in Stuttgart initiierte Bürgerbegehren, die administrativ abgewürgt wurden, obwohl wir beim Stimmensammeln weit übers Ziel hinausgekommen waren. Beim zweiten BB läuft noch der Rechtsweg,
- und die uns aufgezwungene Volksabstimmung, als große Erfahrung von Ohnmacht gegenüber den postdemokratischen Manipulationsmöglichkeiten, gegenüber Zahlen und Versprechungen, die sich fast ausnahmslos als Lug und Trug erwiesen haben, den Herren Kretschmann und Schmid aber immer noch als Rechtfertigung für S21, letztlich zum Überleben ihrer Koalition dienen.
Als Bürgerbewegung können wir das Thema direkte Demokratie nicht denen überlassen, die es zu Schanden reiten. Deswegen haben wir die Initiative für ein Drittes Stuttgarter Bürgerbegehren zum Ausstieg ergriffen.
Auch wenn aus rein juristischen Gründen der Ansatzpunkt für die geforderte Vertragskündigung die Kostenexplosion sein muss, soll das BB den ganzen Frust und Ärger über dieses Projekt aufgreifen: Leistungslüge, Stadtzerstörung, Brandschutz und Sicherheit, und vor allem das riesige S-Bahn Chaos, was jetzt noch schön ergänzt wird mit unverschämten Preiserhöhungen der DB.
Kein Thema wird durch das BB in den Hintergrund gedrückt,
nicht der Leistungsbetrug
nicht der zivile Ungehorsam
nicht die Anhörungen
... im Gegenteil: alle bekommen Rückenwind!
Seit Wochen wird in vielen Gruppen diskutiert.
An diesem Donnerstag (10.10.) findet die nächste Veranstaltung um 19.00 Uhr im Forum 3 statt, zu der alle eingeladen sind, die Infobedarf haben und die sich engagieren wollen.
Es soll ein Projekt des GANZEN Widerstands werden. Es gibt schon eine Unterstützerliste mit vielen bekannten Namen, die genau das zeigen soll. (Hängt auch an der Mahnwache)
Wir haben namhafte Vertrauensleute für das 3. Bürgerbegehren gewonnen, darunter auch einige unserer Grandseigneurs. Die wollen wir dann in einer Pressekonferenz vorstellen (deswegen verraten wir sie Euch heute noch nicht).
Wenn alles gut läuft, soll Mitte nächster Woche das GO! kommen, so dass Eisenhart von Loeper auf der Demo am 19.10. die Kampagne eröffnen würde.
Wir wollen die Denkrichtung ändern! Wir wollen zeigen: Der Käs' ist noch lange nicht gegessen!
Lasst uns das anpacken – bis wir das Fass zum Überlaufen gebracht haben!
…ich unterstütze das 3. Bürgerbegehren gegen
Stuttgart 21.
Prof. Dr. Hans Dieter Blanek, Radebeul
Pingback: Unterstützer eines 3. Bürgerbegehrens gegen Stuttgart 21 | Bei Abriss Aufstand
Eine schöne Arbeits- und Geldbeschaffungsmaßnahme besonders für die Anwälte der S21 Gegner. Das ganze trägt schon masochistische Züge, diese Lust an der vorhersehbaren Niederlage. Aber irgendwie muß man sich ja in der Presse halten. Ob das den Zielen eas nützt wage ich doch sehr zu bezweifeln.
@Hans: Es ist angesichts des Kapitals das hinter S21 steht und dieses Projekt durchziehen möchte zwar möglich, dass wir uns eine blutige Nase holen, angesichts der klaren Argumente, die gegen S21 sprechen und der enormen Opfer, die uns dieser Schildbürgerstreich abverlangt ist es der Widerstand Wert und sei es nur um nach Vollendung von S21 sagen zu können, dass wir nicht wie die Lämmer zum Schlachthaus getrottet sind.
Unverständlich empfinde ich hingegen den blinde Glauben vieler S21 Befürworter an die Versprechen der Bahn: Das Leistungsmärchen, das Arbeitsplatzmärchen, die Vergötterung der Ingenieurskunst (zumal die Ingenieure noch unter extremem Preisdruck stehen!) die Illusion, dass von den frei werdenden Flächen irgendjemand anderes als Banken und Grundstücksspekulanten profitieren könnte und der Vorstellung, dass ein paar tausend Fluggäste, die pro Jahr vom Filderbahnhof profitieren Stuttgart zur Weltstadt machen.
Und das alles obwohl die Bahn schon mehrfach beim schönrechnen der Kosten und verschleppen von Information ertappt wurde.
Pingback: Grünes Licht fürs Dritte Bürgerbegehren, oder auch: GO! | Bei Abriss Aufstand