Zypern: Hilfreiche Gesamtschau – ergänzt um Eindrücke zur traurigen Rolle unserer Medien

Heiner Flassbeck hat gestern Abend auf seinem Blog einen Beitrag veröffentlicht. Es ist eine treffende Analyse der jetzigen Situation im Euroraum und in Europa. Albrecht Müller hat – sozusagen zur Erklärung des skizzierten Desasters, “Anmerkungen zum Totalversagen der Mehrheit der deutschen Medien in der Eurokrise/Zypernkrise” hinzugefügt.

Auszüge:

Zypern oder: wie man ein kleines Land und eine große Währungsunion zugleich zerstört

Nachdem nun zum ersten Mal seit Einführung des Euro Kapitalverkehrskontrollen auf unbestimmte Zeit eingeführt werden, wird der in den Augen vieler Menschen entscheidende Vorteil einer Währungsunion, nämlich über eine international anerkannte, sichere Währung zu verfügen, für die Zyprioten beseitigt und damit gleichzeitig das Vertrauen aller übrigen Menschen, die mit dem Euro umgehen, in diese Eigenschaft der Währung stark beschädigt. (...)

Gar nicht zu denken wagt man an die dauerhaften politischen Schäden, die mit dem von Deutschland angeführten Rigorismus beim Diktat der Gläubigerländer angerichtet worden sind und werden. (...)

Man verlangt aus heiterem Himmel und ohne eine ernst zu nehmende sachliche Begründung sechs Milliarden Beteiligung, was für ein Land mit einem Bruttoinlandsprodukt von sage und schreibe 17 Milliarden Euro einfach nicht ohne katastrophale Folgen zu stemmen ist. Das wäre so, als würde man in Deutschland eine Beteiligung von 800 Milliarden fordern, das ist mehr als das zweifache des Steueraufkommens. (...)

Aber man will ein Exempel statuieren. Man will die Gelegenheit nutzen, den russischen Anlegern in Zypern eine Lektion zu erteilen (welche eigentlich?) und ein für allemal in einem kleinen Land aufräumen. Dass dabei das Wichtigste zerstört wird, was eine gute Währung ausmacht, nämlich Vertrauen im In- und Ausland, begreifen weder die Regierungen noch die EZB. (...)

Anmerkungen zum Totalversagen der Mehrheit der deutschen Medien in der Eurokrise/Zypernkrise von Albrecht Müller

Die Medien haben die Aufgabe, die Politik kritisch zu begleiten. Nur dann haben wir eine Chance, dass die Probleme einigermaßen zutreffend analysiert werden und annähernd sachlich richtige Lösungen der schwierigen Probleme gefunden werden. Von Anfang der Finanzkrise an hat die Mehrheit der deutschen Medien und vor allem die weit verbreiteten und bestimmenden Medien von der Bild-Zeitung bis zu SpiegelOnline keine eigene Meinung gehabt und sich bis ins Detail, bis in den Wortgebrauch und die Gestik an die Wortführer und Verantwortlichen in der Politik angelehnt. (...)

Die deutsche Politik behandelt Partner im Euroraum wie Gegner, fast wie Feinde. Sie maßt sich an, anderen den Weg zu weisen und sie zu gängeln. Typisch dafür ist die Überschrift bei SpiegelOnline: „Merkel ist sauer auf Zypern“ ... Den ganzen Artikel lesen Sie HIER

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4 Antworten zu Zypern: Hilfreiche Gesamtschau – ergänzt um Eindrücke zur traurigen Rolle unserer Medien

  1. -Sascha! sagt:

    hey Petra!

    super soetwas hier auf baa als ganzen artikel zu lesen! und vielen dank für Deine tägliche presseschau. ist bestimmt ein haufen arbeit. Ich greife gerne darauf zurück!

    gruß
    -Sascha!

  2. Julian sagt:

    Ja die Presseschau ist super.
    Vielen Dank für die Arbeit!

  3. frank sagt:

    Hier auch noch ein Artikel auf Telepolis dazu:
    HIER
    Und auch von mir ein Dank für die Presseschau!

  4. K. Neumann sagt:

    Der grosse Irrtum: die deutsche Arbeitshausmentalität, die nach Frau Merkel und Herrn Schäuble ganz Europa beglücken soll. Das kann nie funktionieren und kann auch nie vom Gedanken eines Miteinanders her gewollt sein wie auch der einheitliche EZB Zinssatz von Anfang als Missgeburt zum Totengräber der Eurozone wurde, weil er übersehen hat, dass er die wirtschaftsstarken Länder bevorzugt und die wirtschaftlich schwachen zum Schuldenmachen verführt, denn Schuldenmachen ist ja so günstig.

    Europa ist eine Völkergemeinschaft mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in der Mentalität und wirtschaftlichen Entwicklung. Das lässt sich nicht in einer einheitlichen Währung mit einem für alle gültigen Zinssatz
    glatt bügeln, hier etwas dazu, zwar konservativ aber trotzdem zum Nachdenken HIER

    Wir stehen vor Problemen, die sich autokratisch nicht lösen lassen, sondern nur mit Psychologie und unterschiedlichen Währungen, die der Mentalität der Menschen in den Volksgruppen gerecht werden. Da muss man dann auch in den Ländern selbst schauen. Z. B. Italien könnte in zwei Wirtschaftszonen mit unterschiedlichen Währungen zerfallen, die miteinander in Konkurrenz stehen, ohne dass das Land zerfallen muss. Was man sich im Norden leisten kann, das geht halt im Süden nicht. Wer sich das im Süden leisten möchte, was es im Norden gibt, baut das Entsprechende im Süden auf oder geht in den Norden und umgekehrt. Die Wirtschaftszonen müssen den Mentalitäten entsprechen. Der einheitliche Lebensstandard, den die EU für ganz Europa anstrebt ist nicht zu leisten, auch nicht durch Ausgleichszahlungen, sondern ist vielmehr Einladung zum Betrug. Dazu wird mit diesem einheitlichen Zinssatz die Erfordernis der unterschiedlichen geldpolitischen Lenkung der wirtschaftlichen Entwicklung in den Regionen zerstört.

    Auch hier gilt, was Schumacher zur Industriewirtschaft gesagt hat: small is beautiful. Je kleiner die Einheiten, desto geringer die Schäden.

    Europa muss zerfallen, ohne dass es sich auflöst.

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