S21-Baumaßnahmen: Enormes Risiko für das Mineralwasser!
Interview mit Prof. Thomanetz
Das Interview führte Wolfgang Isele von der Bad Cannstatter Initiative gegen Stuttgart 21
Prof. Thomanetz, international gefragter Experte für Altlasten, sieht ernst zu nehmende Risiken für das Mineralwasser. Er fordert: Keine Eingriffe in den Stuttgarter Untergrund durch die geplanten Bau-Maßnahmen von Stuttgart 21, bevor nicht die Ergebnisse des MAGPlan Ende 2014 vorliegen. Geplantes Grundwassermanagement könnte durch Änderung der Druckverhältnisse, die bisher das Mineralwasser geschützt haben, zum GAU führen – einer Verunreinigung des Stuttgarter Mineralwassers durch im Grundwasser mitgeführte chemische Schadstoffe aus Altlasten.
Am Samstag nutzten mehrere hundert Demonstranten den Tag der Offenen Tür des Umweltministeriums, um Umweltminister Untersteller als Chef der oberen Wasserbehörde an seine Verantwortung für den Schutz des Mineralwassers in Stuttgart zu erinnern.
In einem jetzt veröffentlichten Interview spricht Prof. Thomanetz, ehem. Leiter der Abteilung Sonderabfall/Altlasten am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart, von ernst zu nehmenden Risiken für das Stuttgarter Mineralwasser.
In dem Interview mit einem Vertreter der Bad Cannstatter Initiative gegen Stuttgart 21 stellt er die Frage, wie es sein kann, dass die Anfang der 90er Jahr in einem Gutachten des Geologischen Landesamtes ausgewiesen Schutzzone für das Mineralwasser nach Initiierung des Projektes S21 genau an der Stelle des geplanten Tiefbahnhofs eine breite Schneise ohne prioritären Schutz ausweist – eine der vielen behördlichen Ausnahmen, die erst Baumaßnahmen an dieser Stelle möglich machen.
Prof. Thomanetz erinnert außerdem daran, dass bereits bei früheren Baumaßnahmen im Stuttgarter Untergrund – wie beispielsweise beim Bau der Stadtbahn in den 70er Jahren – die Schüttung einzelner Mineralquellen um bis zu 40% zurückging.
Eine besondere Gefahr sieht er in der Verbindung zwischen den verschiedenen Grund- und Mineralwasser führenden Stockwerken. Dies könne dazu führen, dass durch bauliche Eingriffe Verschmutzungen in den oberen Grundwasserschichten, wie sie in Stuttgart gegeben sind, nach unten in das Mineralwasser gelangen. Gerade weil man derzeit noch keine richtige Vorstellung von den Grundwasser-Strömungsverhältnissen und den Verunreinigungen im Stuttgarter Talkessel habe, führe die Stadt Stuttgart seit 2010 mit Millionenaufwand und Unterstützung der EU eine Untersuchung des Grundwassers durch, um mögliche Schadstoff-Einträge durch Altlasten zu identifizieren und zu beseitigen. Die Ergebnisse sollen bis 2014 vorliegen. Prof. Thomanetz: „Das Grundwassermanagement müsste eigentlich auf die Ergebnisse bis Ende 2014 warten. Zu fragen wäre: Wieso geht man dieses Risiko ein?“
Das für die geplanten Baumaßnahmen am Tierbahnhof notwendige Grundwassermanagement könnte nach Ansicht von Prof. Thomanetz die Druckbedingungen ändern, die bisher das Mineralwasser vor Verunreinigung geschützt haben. Ein solches Szenario wäre ein GAU für das Mineralwasser. Er bezweifelt, dass dieses Szenario in Betracht gezogen wurde.
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