Drei Turmfalkenjungen von der Westseite. Fotografin: Dagmar Fried (BUND)
Diese Tage sind fünf junge Turmfalken auf dem ehemaligen Bahndirektionsgebäude an der Heilbronner Straße gesund und munter ausgeflogen. Einige von ihnen halten sich noch im Umfeld des Neststandortes auf und lassen sich sogar noch vereinzelt von den Altvögeln füttern.
BUND Regionalvorsitzende Axel Wieland sagt: „Wir sind alle sehr froh, dass die S21-Turmfalken-Affäre ein gutes Ende genommen hat. Sich für den Artenschutz zu engagieren lohnt sich trotz mancher Rückschläge dennoch.“
Wieland appelliert den Artenschutz bei Stuttgart 21 und generell bei allen Bauvorhaben endlich ernster zu nehmen und mehr zu respektieren. Ende April hat die Bahn begonnen, das ehemalige Gebäude der Bahndirektion abzureißen, weil es den Tunnelarbeiten bei Stuttgart 21 im Wege steht.
Bereits wenige Tage nach Abrissbeginn wurden - nach Intervention des BUND -die Abrissarbeiten vom Eisenbahnbundesamt gestoppt, weil auf den Dächern des Direktionsgebäudes gleich zwei Turmfalken-Paare mit ihrem Brutgeschäft begonnen haben.
Nachdem Ende Mai die heikle Brutphase abgeschlossen und die Jungen geschlüpft waren, hat die Bahn die Abrissarbeiten am Gebäudeteil entlang der Jägerstraße wieder aufgenommen, jedoch relativ weit entfernt von den beiden Neststandorten. Dieser vom BUND geforderte Abstand war groß genug, damit die Alt-Falken die Jungenaufzucht erfolgreich beenden konnten. Dabei schleppten sie mehrere Mäuse pro Tag an die Nester, die sie vor allem in den benachbarten Weinbergen des Kriegsberges und der Mönchhalde fingen.
„Während der ganzen 10 wöchigen Brut- und Nestlingszeit waren Aktive des BUND und weitere Turmfalken-Freunde täglich am Direktionsgebäude und haben die Entwicklung beobachtet, fotografiert und gefilmt. Durch diese öffentliche Kontrolle war die Bahn und das Eisenbahnbundesamt gezwungen, auf die Turmfalken Rücksicht zu nehmen“, merkt Gerhard Pfeifer, BUND-Regionalgeschäftsführer, an.
Insgesamt 5 junge Turmfalken – zwei von der Brut im Innenhof, drei von der Brut an der Westseite – bereichern nun die Stuttgarter Stadtfauna. Es bleibt jedoch fraglich, ob Sie zukünftig einen geeigneten Niststandort finden. Durch den Abriss des alten Bahndirektionsgebäudes fällt eines der wichtigsten Brutstätten in der Innenstadt weg“, stellt Pfeifer fest. Laut Aussage von Bahn-Beschäftigten, die dort gearbeitet haben, brüten die zwei Turmfalkenpaare schon seit vielen Jahren dort.