Auch wenn auf der gestrigen Montagsdemo kein Hinweis zum Frühstück am Bauzaun erging, so soll dieser Bericht einer Aktivistin doch zeigen, dass es nach wie vor jeden Dienstagmorgen Protest und Demonstrationen gegen S21 am unmittelbaren Baufeld gibt.
"Gegen 6:30 Uhr hatten sich etwa 25 K21-Befürworter vor dem Bauzauntor am Nordflügel versammelt. Unsere Gruppe teilte sich daraufhin auf, da sich einige ein Bild von den Abrisstätigkeiten am H7-Gebäudekomplex machen wollten. Der Blick vom Dach des Parkhauses gleich neben dem H7 ermöglicht einen überschaubaren Einblick, wie hier – verborgen im Innenhof – der Abriss weiter voranschreitet. Auch das Turmfalkenpärchen konnten wir beobachten.
Anschließend hielten wir uns in der Jägerstraße auf dem Bürgersteig auf, hauptsächlich vor der Zufahrt zum H7-Innenhof. Zwei von uns verteilten den „Tunnelblick“ und bemühten sich darum, mit Passanten ins Gespräch zu kommen.
Um 7:30 Uhr bog ein Polizeifahrzeug in die Jägerstraße ein und hielt vor der IHK an. Etwa zwei Minuten später stieg der Einsatzleiter der Hundertschaft Stuttgart aus und kam direkt auf uns zu. Seine Kollegin bezog vor der Polizeiwanne Stellung und begann sogleich, unsere Gruppe zu filmen. Der Einsatzleiter verlangte in recht barschem Ton unsere Personalausweise, da wir eine Ordnungswidrigkeit begangen hätten. Er machte uns auf einen PKW aufmerksam, der auf unserer Seite am Straßenrand hielt und dem wir angeblich die Zufahrt zum H7-Innenhof versperrten. Wir bemühten uns, dem Einsatzleiter die Sachlage zu erklären, zumal für uns nicht einmal ersichtlich war, dass wir den PKW an der Einfahrt hinderten. Der Aufforderung des Einsatzleiters: „Gehen Sie zur Seite, Sie haben eine Ordnungswidrigkeit begangen“, kamen wir unverzüglich nach, versuchten aber auch weiterhin, den Tatbestand einer Ordnungswidrigkeit in Frage zu stellen. Trotz alledem wurden die anderen sechs PolizistInnen aus dem Polizeiwagen bemüht, unsere Personalien festzustellen. Um 7:48 Uhr traf ein weiteres Polizeifahrzeug ein, und auch diese Polizisten wurden mit der Feststellung unserer Personalien wegen Ordnungswidrigkeit eingesetzt. Zusätzlich erhielten wir einen schriftlichen Platzverweis ausgehändigt, der sich bis 20:00 Uhr auf den Bereich der Jägerstraße bezog.
Erwähnt werden muss auch, dass die Polizistin zwischenzeitlich immer wieder Videoaufnahmen von uns anfertigte. Einige von uns wurden vor der Rückgabe ihrer Personalausweise zu dem vor dem IHK parkenden Polizeifahrzeug zitiert, wo sie nochmals mit Ausweis in Brusthöhe gefilmt werden sollten. Als sie dies ablehnten, filmte die Polizistin zunächst nur die Ausweise, die Personen dann aber noch einmal einzeln heimlich.
Fünf der Betroffenen gingen nach diesem Vorfall direkt zum Polizeirevier Wolframstraße. Sie erteilten dem diensthabenden Leiter Bericht über das Fehlverhalten der Polizei. Es wurde von ihm zugesichert, den Vorfall mit dem Einsatzleiter zu klären, vor allem, was den Sachverhalt einer angeblichen Ordnungswidrigkeit anbetrifft."