S21: Nach Turmfalken nun auch noch Ringeltauben

Stuttgart 21 - Abrissarbeiten - Artenschutz
"Widerstand der Tiere" gegen den Abriss der alten Bahndirektion:
Nach Turmfalken nun auch noch Ringeltauben

Streng geschützte Juchtenkäfer, Fledermäuse, Turmfalken...
und nun auch noch die Ringeltauben... !
Ein kommentierter Nachschlag von Roland Kimmich:

Heute exklusiv in BILD Stuttgart: "Stoppt jetzt diese Taube S21?"
Bereits in der letzten Woche hatten BILD und Stuttgarter Nachrichten mit Fotos von den brütenden Turmfalken berichtet. Die Bahn stellte daraufhin "vorläufig" die Abrissarbeiten an dem historischen Bau ein. Die ehemalige Bahndirektion (H7) ist eines der wenigen nach dem Krieg noch erhalten gebliebenen denkmalgeschützten Gebäude in Stuttgart! Noch.

Mehr und mehr Fotos und Filmaufnahmen dokumentieren, daß sich auch die sich auf dem Dachgestühl des Gebäudes tummelnden, ein- und ausfliegenden Ringeltauben ihr geschützes Brutgeschäft begonnen haben. Ringeltauben genießen dabei den selben Schutz wie die dort brütenden Turmfalken! (Nicht zu verwechseln übrigens mit den nicht geschützten "normalen Straßentauben"!).

Tierschützer fragen sich, ob dies der aktuelle Grund ist, warum die Bahn im Innern des Gebäudes mit donnerndem Getöse weiter - auch heute wieder - ohne zeitliche Not "entkernen" läßt, Preßlufthämmer das ganze Gebäude erbeben lassen und dadurch auch Staubfahnen in unregelmäßigen Abständen über diese Brutregion hinwegziehen.

Sollen geschützte Turmfalken und Ringeltauben nun durch Krach und Staub kurzfristig vertrieben werden? Offensichtlich soll dadurch weiteres Brüten und evt. weitere "Kinderstuben" verhindert werden: Der inzwischen auch in den eigenen Reihen "angeschlagene" DB-Projektsprecher Dietrich, ein enger persönlicher Freund von Bahnchef Grube, wird sich noch einige Fragen in diesem Zusammenhang gefallen lassen müssen!

Warum haben beispielsweise die dort tätigen Firmen.die strenge Anweisung, auf keinen Fall Journalisten oder gar unabhängige Vogelkundler auf das Gelände zu lassen, die sich ein Bild der Nistplätze von innen machen wollen? Sicherheitsgründe sind es doch sicher nicht!

Ein gestern neben dem Gebäude gefundenes, inzwischen sichergestelltes, bereits angebrütetes, zerstörtes Vogelei (weitere Fotos liegen uns vor) ließ bei Fachleuten am gestrigen Abend schlimme Vermutungen aufkommen.

Wegen den Turmfalken wird angeblich nur noch weit weg von dem brütenden Paar abgerissen. Die wahren Verhältnisse vor Ort beweisen das Gegenteil.
Und der von der Bahn angekündigte "Sichtschutz" dient sicherlich nicht der Sicherheit der brütenden Vögel! Unbeobachtet läßt sich wohl schneller arbeiten.

Im übrigen: Warum hat die Bahn diese Tiere bisher verschwiegen?
Die beauftragten Firmen mußten diese doch schon lange gesehen haben. Zumal schon vor einiger Zeit fast alle sich in der Umgebung befindlichen Bäume gefällt wurden und nicht nur die Ringeltauben in ihr Ausweichquartier, eines der letzten älteren Gebäude mit passendem Dachstuhl, umziehen mußten. In und an Neubauten haben Tiere sowieso keine Chance mehr.

PS: Da Ringeltauben geschützt sind und manchmal durchaus auch auf Balkonen brüten, sollte man wissen, daß man die Eier nicht einfach wegnehmen darf! Siehe dazu HIER.

Zu obigem Hinweis siehe Stuttgarter Nachrichten, heutige Printausgabe, auch online von heute: "S-21-Sprecher Dietrich gerät unter Druck"

Kontakt:
Roland Kimmich, ferpress@t-online.de
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