Stuttgart, Ostern 2012, 8./9.April
Der Siggi also wieder. (Diejenigen, die noch nix vom Siggi gehört habn: Den Siggi hats vor vielen Jahren von München nach Stuttgart verschlagn, lebensumständehalber.) Und jetzt drahts eam, dem Siggi, des Herz rum und num wegen dem sog. Baufortschritt für des Dings Stuttgart 21 ... Der Siggi moant ja immer noch, dass des ein kriminelles Dings ist, und in der Demokratie muaßt halt demokratisch bescheißn. .
Jetzt der Sebastian Turner, der OB-Kandidat von der CDU, die wo sich ein neues Outfit sucht, warum also nicht den Werbeprofi Turner; der wanzt sich jetzt bei dene Schlawiner von der PIRATEN-Partei an (StZ vom 4.4.12). Sein Ziel sei, zitiert die StZ, „Stuttgart voranzubringen und dabei das Engagement möglichst vieler Bürger zu wecken, unabhängig davon, welcher politischen Gruppierung sie zuneigen.“
Stuttgart VORANBRINGEN! Ja, was denn noch? Noch mehr voran? Fragt der Siggi. Wo wir doch den „Baufortschritt“ habn, und die Schreddermaschinen im mittleren Schlossgartn, des „alte Glumb“ weg am Bahnhof, den Südflügel, den „Hüttenkruscht“ (Oettinger), - und VORAN mit dem Gerber, dem Caleido, dem Milaneo, dem Bülowcenter, die neue Bibliothek is scho da mit dene blaue Fenster und einem Klo nur im Parterre und grad mal zwei Aufzüg in den neunten Stock. Der Turner tut grad so, als könnt er des Rad neu erfinden. Ist doch schon alles da, auch die vielen Bürger, deren Engagement er „wecken“ will. Ganz schön frech, moant der Siggi, wenn man nachschaut, was in den letzten Jahren an Erweckung dagewesen ist.
Aus dem Turner seiner Sprüchekuchl kam ja „Das neue Herz Europas“, im März 2008, und der damalige Innenminister Rech hat's gleich noch aufgeblas'n, um den Südwesten „als Kraftzentrum in Europa zu platzieren“ plus einer „Erfindung der neuen Herzlichkeit“ (Cannstatter Zeitung vom 8.März 2008) Zwei Jahr später hams den Spruch aus dem Herzl rausgetan und „Die guten Argumenten überwiegen“ neipflanzt mit anderen Sprüchemachern und mit einer satten Million Euro zwecks demokratischer Überzeugung!
Die Stuttgarter Zeitung bewirbt jetzt ihr Buchprodukt „Architekturstadt Stuttgart – Bauten – Debatten – Visionen“. Im Kulturteil (4. April) vermerkt die Autorin Amber Sayah u.a., dass jenes VORAN (s.o.) „aus Stuttgart eine Stadt ohne Charakter“ (macht), „während die wenigen Baudenkmale oder auch nur die stadtbildenden, charaktervollen Bauten, die Krieg und Nachkriegszeit überlebt haben, nach und nach aus dem Stadtbild verschwinden ... Wirklich unverwüstlich sind hier offenbar nur die Verwüstungen ... Die Außenwahrnehmung ist niederschmetternd: Hamburg sei ja schon schlimm genug, aber architektonisch längst nicht so 'zerrüttet' wie Stuttgart, schrieb Hanno Rauterberg Ende 2011 in der ZEIT“...
In Hamburg, erinnert der Siggi, gibt’s das Netzwerk RECHT AUF STADT, höchste Zeit, dass wir uns anschließen, die wo gegen des Stuttgart-21-Dings sind und dem Turner sein VORAN, moant der Siggi. Weil es sowieso noch nie „nur um einen Bahnhof“ ging und geht. Weil dieses VORAN einen Rückschritt darstellt, Rückbau vom Bahnverkehr und der Bewohnbarkeit von Stadt.
Übrigens: Es gibt seit 2008 ein anderes Architekturbuch über Stuttgart: Die entzauberte Stadt/ Plädoyer gegen die Selbstzerstörung, hrsg. von Roland Ostertag beim Peter-Grohmann-Verlag.
Frohe Ostern wünscht euch der Siggi!