Auch am heutigen Dienstagmorgen gab es das bewährte „Frühstück am Bauzaun“, diesmal am Tor zum Abbruchgelände am Südflügel. Die ersten Teilnehmer der Kundgebung trafen zeitgleich mit dem ersten LKW ein, der eine riesige Mulde (Container für Bauschutt) brachte. Bis um 6:30 Uhr waren 25 Gegner und Gegnerinnen des Projekts S21 gekommen und hielten ihre Demonstration vor dem Bautor ab. Mit Botschaften auf Kleidung und Transparenten, in Diskussionen und mit einer Ansprache gaben sie ihrem Abscheu über den Frevel des Südflügelabbruchs Ausdruck. Grundlage der Kundgebung war der Artikel „Requiem für einen Bahnhof“ aus der Stgt. Zeitung vom 14. Januar. Der Satz „Und nun sehen wir der Zerstörung dieses letzten vollständig erhaltenen, bahnbrechenden Stuttgarter Beitrags zur modernen Architektur zu“, wurde auch an diesem Morgen durch die dumpfen, manchmal ohrenbetäubenden Schläge des Abbruchbaggers zur traurigen Bestätigung. „Der großen Komposition werden in diesen Tagen – buchstäblich – die Flügel gebrochen. Die Stadt, unbelehrbar wie eh und je, immer noch allzeit bereit, ihre wertvollsten Baudenkmale ungerührt einer rein technokratischen Fortschrittsdenke zu opfern, hat auch diesmal auf Durchzug gestellt, als … ihre eigenen Bürger gegen diese Schandtat protestierten“, wurde zitiert und von den DemonstrantInnen mit Unmutsäußerungen begleitet. Immer noch sind es Bürger und Bürgerinnen Stuttgarts, die es sich in Eiseskälte - sei es bei den Montags- oder anderen Demos, bei Kundgebungen im Park oder wie heute am Bautor des Südflügels - nicht nehmen lassen, ihre Meinung zu sagen. Sie wehren sich mit vielen Argumenten gegen ein menschen- und naturverachtendes und zudem unwirtschaftliches und auf Kosten der Steuerzahler rücksichtslos durchgeboxtes Projekt.
Die heutige Kundgebung am Bautor wurde durch die Polizei beendet, die den TeilnehmerInnen als neuen Versammlungsplatz die Stelle am Tor zum GWM zuwies. Bis auf drei Demonstranten, deren Personalien festgestellt wurden und die einen Platzverweis bekamen, verließen alle das Tor zum Südflügel. Eine dichte Kette von Polizisten erlaubte es dann den vier LKWs, die Baustelle zu befahren und den Schutt aufzunehmen – wohl gemerkt: historische Bausubstanz! Um sicher zu stellen, dass die Demonstranten nicht wieder LKWs oder die Baustellenzufahrt verstellen würden, wurden sie durch eine Kette von Polizisten und mehrere Polizeifahrzeuge bis zum Südausgang des Bahnhofs gedrängt. Hier stellten sich dann die Polizeifahrzeuge quer, so dass die Straße noch eine Zeit lang versperrt war. Um 8:10 verließen die letzten Demonstranten die Straße am Schlossgarten.