Die Bahn hat ein Gutachten zu den geplanten Baumverpflanzungen im Mittleren Schlossgarten anfertigen lassen. Dieses Gutachten hat sich der Arbeitskreis "Baumpaten" der Parkschützer vorgenommen und kommt zu drastischen Ergebnissen.
Hier auf die Schnelle ein paar zentrale Aussagen, die wir so auch an die Medien geschickt haben:
- Der Baumgutachter kommt zu dem Schluss, dass 80% der Parkbäume im Mittleren Schlossgarten absolut gesund sind. Bei weiteren 17% wurde eine Schwächung erkannt, die aber durch übliche Pflegemaßnahmen ausgleichbar ist. Das Ergebnis dieses Teils des Gutachtens deckt sich also mit den Beobachtungen der Parkschützer und dem bereits von den Parkschützern vorgelegten Baumgutachten (Web-Links siehe unten). Die Ausnahmeregelung aus Heiner Geißlers Spruch, dass kranke und altersschwache Bäume gefällt werden können, kommt im Mittleren Schlossgarten somit nicht zum Tragen.
- Für 39% der Parkbäume liegt die Erfolgschance einer Verpflanzung unter 50%, auch wenn man die technischen Möglichkeiten voll ausreizt. 26% der Bäume werden eine Verpflanzung nicht überleben. Das sind vor allem die großen Exemplare, die den Charakter des Mittleren Schlossgartens prägen. Und es ist zu beachten, dass der Bereich entlang der Schillerstraße, wo ebenfalls sehr große Platanen stehen, nicht in die Untersuchung eingeflossen ist.
- Bei genauerer Analyse fällt auf, dass sich der Gutachter durchgängig nicht an die Regel gehalten hat, nach der ein Ballen mindestens den zehnfachen Durchmesser des Stammdurchmessers haben soll.
Anmerkung dazu aus dem Baumgutachten der Parkschützer: Die ZTV-Großbaumverpflanzung (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für das Verpflanzen von Großbäumen und Großsträuchern) ist insofern verbindlich, als dass auf sie in der DIN 18 916 „Vegetationstechnik im Landschaftsbau, Pflanzen und Pflanzarbeiten“ für das Verpflanzen von Großbäumen mit mehr als 30 cm Stammumfang (Durchmesser ab ca. 10 cm) verwiesen wird. Dort wird unter Punkt 3.4.1 „Ballen und Wurzelwerk“ darauf hingewiesen, dass der Wurzelballen mindestens das 10-fache des Stammdurchmessers (in 1 Meter Höhe gemessen) betragen soll. - In 74% der Fälle, die der Gutachter als chancenreich einstuft, wird eine zu kleine Rundspatenmaschine vorgesehen. Es ist also bei diesem Vorhaben von einer deutlich höheren Ausfallquote auszugehen, die dann bei 84% liegt. Alle Großbäume werden keine Überlebens-Chance haben.
- Ob die Plattformtechnik überhaupt sinnvoll ist, außer die Öffentlichkeit zu beruhigen, steht sehr in Frage. Das hohe Gewicht der in dieser Art ausgegrabenen Bäume, im Einzelfall ist hier von mehreren 100 Tonnen auszugehen, lässt nur erwarten, dass diese Bäume verschoben werden sollen. Es ist jedoch vollkommen unvorstellbar, wie dieses Vorhaben mit den Belastungen durch die Baulogistik dieser Großbaustelle zu vereinbaren ist. Es ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass eine Verpflanzung innerhalb des Mittleren Schlossgartens wegen der geplanten Absenkung des Grundwassers einem zusätzlichen Problem ausgesetzt wäre.
- Der Gutachter der Bahn, Bodo Siegert betreibt auch eine Firma zur Baumverpflanzung mittels Plattformtechnik (http://www.nuernberger-baumpflege.de/informationen/neu-grosbaumversetzung-durch-plattformtechnik). Den Parkschützern wurde bekannt, dass Herr Siegert als Gutachter eine Ingenieursprovision im zweistelligen Prozentbereich des Auftragsvolumens erhält, die gesamte Großbaumverpflanzung ist mit einem Millionenbetrag angesetzt.
"Der Gutachter der Bahn missachtet verbindliche Vorschriften wie die ZTV-Großbaumverpflanzung und erhält dafür auch noch eine kräftige Provision", sagt Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer. "Das von der Bahn vorgelegte Gutachten zeigt erneut, dass die Bahn mit allen Tricks arbeitet: Die bis zu 30 Meter hohen wunderschönen Platanen entlang der Schillerstraße wurden erst gar nicht untersucht. Der Gutachter schlägt eine Verschiebetechnik vor, von der zwar seine Firma profitiert, deren Einsatz im Mittleren Schlossgarten aber fern jeder Realität ist. Wäre er handwerklich korrekt vorgegangen, müsste er zugestehen, dass 84% der Bäume die Verpflanzung nicht überleben werden. Wenn man das Gutachten genau liest, wird klar, dass die Bahn den Schlichterspruch von Heiner Geißler gar nicht umsetzen will. Es handelt sich hier vielmehr um ein üppig honoriertes Gefälligkeitsgutachten, mit dem Bahnchef Grube der Öffentlichkeit Sand in die Augen streuen will. Die zwei bereits vorhandenen professionellen Gutachten - eines im Auftrag der Parkschützer, eines in den Schubladen des Finanzministeriums - passen der Bahn wohl nicht ins Konzept."
Wird hier der BUND gegen das Gefälligkeitsgutachten der Bahn juristisch vorgehen? Bitte um Antwort!
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