Pressemitteilung zum 15.10.2011 der Gesellschaft Kultur des Friedens/Society Culture of peace „People of the world, rise up", Stuttgart
Richtigstellung der Teilnehmerzahlen bei der Kundgebung am 15.10.2011auf dem Stuttgarter Schlossplatz. „Demokratie in Bewegung"
Entgegen der verbreiteten Teilnehmerzahlen, die ständig missverständlich in der Presse und in den elektronischen Medien wiedergegeben werden, waren nach Angaben der Veranstalter ca. 3.500 bis 4.000 Teilnehmer auf dem Schlossplatz und nicht wie, von der Polizei angegeben, 1.500. Die Anzahl der Personen wurde nicht, wie von der Polizei zu Beginn der
Kundgebung vorgeschlagen, mit dem Veranstalter gemeinsam überprüft. Teile der Medien, gestützt auf eine dpa-meldung, haben ohne Quellenangabe die Zahlen der Polizei, die ganz offensichtlich falsch sind, übernommen.
Unabhängige und professionelle Beobachter kommen auf die vom Veranstalter angegebene Zahl von bis zu 4.000 Teilnehmern. Wir bitten um Korrektur der ohne Quellenangabe verbreiteten Information.
Die Kundgebung und Demonstration zu dem weltweiten Aktionstag für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Solidarität wurde von der Gesellschaft Kultur des Friedens in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Initiative „Direkte Demokratie" organisiert. Dutzende Regenschirme sind noch als Kunstobjekt vor der LB-BW Bank am Stuttgarter Hauptbahnhof zu sehen: „Millionen für die Banken – wir bleiben im Regen stehen".
Die Abschlussveranstaltung im Schlossgarten war ein „Stuttgarter Woodstock" mit dem US-Sänger Gary White (New Orleans), dem mexikanischen Songwriter Esteban Ceniceros (Los Angeles) und Künstlern aus Holland und Griechenland mit Liveübertragungen von verschiedenen Demonstrationen aus der ganzen Welt auf einer Leinwand.
Zur Genesis und der Weiterentwicklung der „Demokratieoffensive".
Nach der Veranstaltung am 24. Juli im Schlossgarten „S21 ist überall" mit Stimmen aus Athen, Madrid, Kairo mit Konstantin Wecker und Hannes Wader hat eine Delegation der Gesellschaft Kultur des Friedens Kontakte zu den verschiedenen "Demokratieplätzen" geknüpft und für die Vernetzung geworben.
Die spanische Protestbewegung „Democracia Real Ya" hat sich mit den „Empörten" vom Syndagmaplatz (Athen) auf diesen Termin verständigt. Die "Occupy-Wall-Street-Bewegung hat diesem Anliegen einen zusätzlichen Impuls gegeben. In Europa wurde der 15.10. weiterverbreitet. In Deutschland hat sich daraufhin die Gruppe Attac für Koordination und die Frankfurter und Berliner Aktion eingesetzt.
Die Stuttgart Organisationen werden auf vielfältige Weise unter dem Stichwort „Demokratieoffensive" weitermachen. Zunächst mit einer weiteren Kundgebung am 22.10.2011, 15 Uhr im Schlossgarten/Pavillon und anschließender Demonstation zu öffentlich rechtlichen Institutionen.
„Demokratie in Bewegung" soll alle relevanten Bereiche der Gesellschaft durch direkte und echte Demokratie erneuern.
Veranstalter:
Gesellschaft Kultur des Friedens/Society Culture of peace
E-Mail: info@kulturdesfriedens.de
Pingback: [update] Spinnes Eindrücke vom 15. Oktober 2011 in Stuttgart « Tagebuch einer Spinne
Das Ende vom Kapitalismus
Und die Frage: was könnte danach kommen?
Kürzlich wurde ich gefragt, wie ich mir das Ende unserer kapitalistischen Welt eigentlich vorstelle und seitdem lässt sie mich nicht mehr los: die Frage aller Fragen.
Die Finanzkrise, die unsere Erde derzeit erschüttert, betrifft mich nicht. Sage ich. Ich habe keine Aktien, Wertpapiere etc.
Ich gehöre zu den Menschen, die ganz gut leben, leider ohne Rücklagen.
Vom Direktkonto auf den Markt. So kurbel ich zumindest unseren örtlichen Einzelhandel an, denn ich bin ein mündiger Kunde und unterstütze, wo es geht.
Nun also zur eigentlichen Frage. Wird der Kapitalismus gekippt? Gibt es für unsere seit knapp 150 Jahren industrialisierte Gesellschaft vielleicht noch eine andere Lebensform, und wenn ja, wie könnte sie aussehen?
Meiner Fantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt.
Vielleicht mietfreies Wohnen. Keine Mobilität mehr. Aufgrund der hohen Energiepreise sollten wir die Mobilität vielleicht bald eh mal neu definieren.
Vielleicht hat jeder ein Grundeinkommen über, na, sagen wir mal 2000 € pro Monat.
Arbeit wird neu definiert, indem wir, die Gesellschaft, sie nicht mehr als Wert deklarieren, sondern vielmehr als die neue Aufgabe, unseren über Jahre misshandelten Planeten Erde zu retten.
Fragt sich nur; wer soll da noch in die Fabrik, um den ganzen Schmodder zu produzieren, den wir heute noch so dringend brauchen?! Und ginge arbeiten ohne Belohnung? Nein, nicht wirklich. Vielleicht Vollbeschäftigung für alle. Jeder muss mal drei Stunden pro Tag ran.
Wie würde der Zusammenbruch aussehen?
Wir sind völlig überbevölkert, und vielleicht hat da nur der Kaptalismus eine Chance, weil Macht.
Wir könnten voll auf Bildung setzen, denn wo Bildung herrscht, da ist kein Krieg.
Wir könnten unsere Kinder zu guten, verantwortungsvollen Bürgern erziehen (wer jetzt behauptet, dass wir das eh tun, muss sich nur mal in der Realität umschauen und feststellen; wir tun es viel zu wenig). Wir könnten unseren Mobilitätsradius verkleinern. Keine Autos mehr. Für drei Stunden Arbeit muss man ja auch nun nicht wirklich vom Land in die Stadt. Da kann man auch irgendeinen Job machen. Die Erfüllung findet sich dann eh woanders.
Die Vorstellung vom Ende des Kapitalsmus ist natürlich momentan noch völlig utopisch, aber das es so nicht weitergehen kann ist auch klar. Kommunismus ist, finde ich, aber auch keine Lösung. Anarchie geht auch nur mit maximal 10 Leuten, danach wird es unübersichtlich.
Tja, bleibt die Frage: wann kippt der Kapitalismus? Und was kommt danach? Mit der Globalisierung ist das alles schwer vereinbar.
Weiter denken.
Das Ende des Kapitalismus ist noch fern. Wir leben zwar in einer interessanten Zeit, weil sich das kapitalistische System zum ersten Mal in grösserem Ausmaß gegen die eigene Klientel richtet, es also nicht nur eine Frage des Kampfes der Besitzenden gegen die Habenichtse oder umgekehrt ist, sondern die Besitzenden werden durch ihr eigenes System bedroht und verbünden sich mit den Habenichtsen. Dafür gibt es historisch keine richtige Parallele. Sicher ist nur, wenn das so weitergeht, verleiht diese Mischung dem Aufstand eine ziemlich Dynamik. Es vermischt sich die bürgerliche Moral mit ökonomischen Fragen, worauf Parteien keine Antworten haben oder finden werden. In der französischen Revolution gab es so was auch mal, der Unterschied ist nur, dass wir die Erfahrung der Revolution schon haben und nicht erst machen, was heisst, wir haben die Erfahrung von Demokratie und relativer Gleichheit, wir starten also nicht aus dem Off der Geschichte. Aber solche Vergleiche hinken, denn damals gab es einen greifbaren Feind, die Aristokratie. Wer ist denn heute unser Feind? Wirklich die Ackermänner? Das wäre zu leicht. Der Kapitalismus und die Raffgier ist längst in jedem Einzelnen von uns verankert, man denke nur an den Telekom-Aktien-Hype. Geht es nicht letztlich mehr darum, dass die Raffgierigen im grossen Maßstab abgesahnt haben und der Rest zuwenig bekommen hat? Sind wir wirklich schon an dem Punkt, dass die Fragen nach Sinn und Lebensinhalt gestellt werden? Und werden die so gestellt, dass das eine tragfähige Basis bildet oder wollen die bürgerlichen Gutmenschen nur ihr Gewissen beruhigen und zeigen dabei auf die Ackermänner dieser Welt. Haben wir eine Vorstellung, wie sich Gesellschaft in Freiheit organisieren könnte, ist uns überhaupt klar, was es heisst sein Leben in Freiheit zu gestalten? Ich denke davon sind wir als Gesellschaft noch sehr weit entfernt.
Pingback: Occupy Stuttgart – Aktionstag 15. Oktober « Bodenfrost
Worauf wir uns alle schon mal einstellen müssen: Die Zeiten, wo ein serviceorientiertes Leben eine coole Individualtät ermöglicht, könnte für Meisten zuende gehen. Mehr gegenseitige Abhängigkeit, aber auch mehr Solidarität. Mehr persönliche Verantwortung, aber auch mehr Verpflichtungen, insbesondere unangenehme. Härteres Arbeiten für weniger Kohle -Vorbild Argentinien- ,damit aber auch auf der Haben-Seite mehr Anreiz zur Abkopplung und Selbstorganisation.
Auf der website „Occypy wallst.“ war ein interessanter blog über „couchsurfing“ und die Rolle der Unter- und Mittelklasse im Protest. Was dort zu sehen und zu hören ist, wirkt sehr vertraut…