Um es kurz vorwegzunehmen: Parkschützer sind wir alle – sowohl die „virtuellen“ als auch die im täglichen Leben Aktiven.
Die Parkschützeridee stammt von Klaus Gebhard. Durch seine Initiative entstand die Internetseite www.parkschuetzer.de, die im Herbst 2009 online ging. Sie bot und bietet den Gegnern von Stuttgart 21 eine Plattform, auf der sie sich austauschen, informieren und vernetzen können. Viele der online registrierten Parkschützer verstanden die Registrierung auch als Verpflichtung, aktiv gegen das Wahnsinnsprojekt und die geplante Zerstörung des Schlossgartens – ja der ganzen Stadt – vorzugehen.
Seit Anfang 2010 scharte sich eine Gruppe von zunächst etwa 40 Leuten um Klaus Gebhard, um die Parkschützer-Idee mit Leben zu füllen.
Da schon im Februar 2010 Baumfällungen befürchtet wurden, organisierten diese Parkschützer regelmäßige Parkpatrouillen und eine erste Mahnwache im Park. Neben diesem ganz direkten Parkschutz engagierten sie sich auch in der Öffentlichkeitsarbeit: Sie warben intensiv für parkschuetzer.de, informierten so oft wie möglich Leute im Park und bauten ein professionelles Presseteam auf. Für diesen Auftritt nach außen hin wählten sie ein Logo – die Baumfaust samt Parkschützer-Schriftzug und ernannten einen Pressesprecher: Matthias von Herrmann.
Die Gruppe wurde von Gangolf Stocker irgendwann 'Aktive Parkschützer' getauft. Sie wuchs kontinuierlich und sie entfaltete jede Menge Aktivitäten gegen Stuttgart 21: Aktionstrainings, Kultur im Park, Aktionen des Zivilen Ungehorsams, Kettensägenaktion auf dem Marktplatz, Probesitzen am ZOB, zum großen Spargipfel waren wir mit einer Banner-Aktion in Berlin vor dem Kanzleramt: „Schmerzfrei Sparen - kein Stuttgart 21". Wir luden zu Flashmobs und organisierten zahlreiche Spontan- und Großdemos vom Schweigemarsch über die Demo am Tag des ersten Baggerbisses, die Demo am 1.10.2010, die Demo zum Schlichterspruch, Den Weihnachtsumzug und den Neujahrsempfang bis hin zur Mappschiedsparty (siehe auch Alte Flyer).
Vor allem über den Verkauf von T-Shirts organisierten die Parkschützer eine eigenständige Finanzierung für ihre Aktionen. Zur Absicherung von Aktivisten gründeten sie den Rechtshilfefonds 'Kritisches Stuttgart'. Sie bieten regelmäßige Info-Veranstaltungen zum Zivilen Ungehorsam und zur rechtlichen Lage an und vermitteln bei Bedarf Anwälte an die Aktivisten. Das Handy des Ermittlungsausschusses wird von aktiven Parkschützern besetzt.
Am 17. Juli 2010 meldeten Parkschützer die Mahnwache am Nordflügel an; seitdem halten sie diese durchgehend rund um die Uhr besetzt – bald ein dreiviertel Jahr! An dieser Mahnwache entstand am 20. Juli die Internetseite www.bei-abriss-aufstand.de. In der ersten Augustwoche ließen wir die ersten Flyer mit Hinweisen auf Veranstaltungen drucken: die „Aktionswoche“ erblickte das Licht der Welt (am 2.4. erscheint Woche 35).
Inzwischen betreiben die aktiven Parkschützer die beiden Seiten www.parkschuetzer.org und www.bei-abriss-aufstand.de sowie den Twitter-Kanal twitter.com/abrissaufstand.
Aus der ursprünglich recht übersichtlichen Gruppe heraus haben sich im Laufe des letzten Jahres immer neue Parkschützer-Gruppen gebildet: die Aktions-Trainer, die Versorger, das Deeskalationsteam, das Presse-Team, jede Menge Bezugsgruppen, die Unternehmer gegen Stuttgart 21, die Blockadegruppe, der AK Jura, die Senioren, die Infooffensive und viele mehr (siehe Kontakltliste des Widerstands).
Immer mehr Widerstandswillige nahmen mit den Aktiven der Parkschützer Kontakt auf, und so erfuhren wir unter anderem frühzeitig von der für den 30.9. geplanten Parkräumung mit anschließender Fällung ALLER 280 Bäume (so war es tatsächlich geplant!). Wir konnten die Mobilisierung schon am Dienstag vorbereiten. Am Mittwoch, 29.9. war die Information so gesichert, dass auf www.bei-abriss-aufstand.de ein erster Alarm online ging.
Ohne die aktiven Parkschützer und die durch sie initiierten Gruppen stünden wir heute vor dem abgeholzten Schlossgarten und einer Bahnhofsruine. Mit Sicherheit hätte das Mappusregime ohne diesen starken und ständig präsenten Widerstand den Südflügel ebenfalls abgerissen. Durch Montagsdemos und Trillerpfeifen alleine wäre das nicht zu verhindern gewesen.
Wir haben Strukturen geschaffen, auf denen alle weiteren Gruppen aufbauen konnten, und wir haben den Zivilen Ungehorsam salonfähig gemacht. Wir haben rund um die Uhr Infomaterial verteilt, Spenden gesammelt, Menschen durch unsere ständige (ehrenamtliche und unentgeltliche!) Präsenz und Gesprächsbereitschaft überzeugt. Wir haben uns in die Alarmkette eingebracht und Nachtschichten geschoben, um unseren Schlossgarten zu bewachen und zu bewahren. Einige von uns haben es fertiggebracht, sich körperlich und finanziell völlig zu verausgaben – der Sache wegen. Wir haben die Menschen motiviert, wenn wir selbst Motivation gebraucht hätten. Einige von uns haben massive Bedrohungen von Bräuchle-Anhängern ausgehalten, ohne Murren und Wehklagen.
Wir alle, jede/r Einzelne von uns, haben dies mehr als ein Jahr lang vollbracht und geleistet und nicht aufgegeben. Und all das mit lauter „fremden Leuten". Es ist sicher nicht übertrieben, an dieser Stelle zu sagen: Das soll uns mal einer nachmachen!
Die Mappschiedsparty war super, die spontane Baustopp-Party (Videos von CamS21) am 29.3. vor der LBBW war gigantisch, hat uns allen unendlich gut getan und für vieles entschädigt. Wir haben einen großen Erfolg gehabt, wurden angefeindet, haben Fehler gemacht, sind auf die Schnauze gefallen, immer wieder aufgestanden und haben weitergemacht. Und wir werden weitermachen, bis wir Stuttgart 21 gestoppt haben.