Heidelberg, 24. Februar 2011: Einen Scheck in Höhe von 500.000.000 Euro für sinnvolle Bahnausbau- und Bahnrenovierungsmaßnahmen übergibt eine Delegation von Stuttgart-21-Gegnern heute um 16.30 Uhr auf dem Heidelberger Kornmarkt an die Heidelberger Bürger.
Mit dieser symbolischen Scheckübergabe machen die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger darauf aufmerksam, dass die derzeit für das Milliardengrab Stuttgart 21 eingeplanten Mittel in anderen Regionen Baden-Württembergs dringend gebraucht werden. „Während Bundesverkehrsminister Ramsauer in Stuttgart ein für Bahnfahrer sinnloses Projekt vorantreibt, vernachlässigt er in zahlreichen Regionen in Baden-Württemberg die dringend erforderlichen Bahnausbau- und Bahnrenovierungsmaßnahmen“, sagt Klaus Gebhard, Teilnehmer der Stuttgarter Delegation. Und er erklärt: „Über Investitionen in Schieneninfrastruktur entscheidet alleine der Bundesverkehrsminister. Ramsauer darf sich jetzt nicht länger wegducken, er muss endlich seiner Verantwortung als zuständiger Minister nachkommen, er muss Stuttgart 21 zugunsten des Schienenverkehrs in den Regionen jetzt stoppen!“
Für die Heidelberger Bevölkerung wäre beispielsweise der dreigleisige Ausbau zwischen Heidelberg und Mannheim für geschätzte 200 Mio. Euro ein sinnvolles Projekt, ebenso für fast 50 Mio. Euro die Kapazitätserweiterung des Mannheimer Hauptbahnhofs. Dieser braucht dringend ein elftes und ein zwölftes Gleis samt sechstem Bahnsteig. Für gerade einmal 10 Mio. Euro könnten die Bahnsteige zwischen Heidelberg und Bruchsal sowie zwischen Heidelberg und Neckargemünd von 140 m auf 210 m verlängert werden. Dadurch können S-Bahnen in Dreier-Traktion statt bislang nur in Zweier-Traktion fahren – eine deutliche Verbesserung des S-Bahnangebots im Berufsverkehr. Weitere Möglichkeiten: Halbstundentakt Heidelberg-Karlsruhe und Heidelberg – Eberbach sowie eine Anschubfinanzierung für den viergleisigen Ausbau der Strecke Mannheim – Frankfurt, der insgesamt 2,2 Mrd. Euro kostet.
Beim Projekt Stuttgart 21 soll aus einem funktionierenden Kopfbahnhof mit 17 Gleisen ein Tiefbahnhof mit nur noch acht Gleisen entstehen. Wie der Faktencheck im Herbst 2010 belegte, kann der Tiefbahnhof noch nicht einmal die Kapazitäten des bestehenden Kopfbahnhofs erreichen. Mit Stuttgart 21 würde der Regionalverkehr geschwächt. Bahnfahrende hätten keine Vor- sondern nur Nachteile, die mit Steuermilliarden bezahlt werden sollen.
Um diese Fehlverteilung von Geldmitteln „rückgängig“ zu machen, macht sich die Delegation Stuttgarter Bürger auf den Weg in baden-württembergische Regionen, in denen Mittel für sinnvollen Ausbau des Bahnverkehrs fehlen. Auf dem Heidelberger Kornmarkt nehmen Stuttgart-21-Gegner stellvertretend für alle Heidelberger und Mannheimer Bahnreisenden den Millionenscheck entgegen.
Am Abend findet in der Volkshochschule Heidelberg, Bergheimer Str. 76, um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Landtagskandidaten statt. Thema: „Nach der ‚Schlichtung‘ – Vor der Wahl. Wie weiter mit dem Bahnhof? Wie weiter mit mehr Demokratie?“ Teilnehmer sind die Kandidaten der Grünen, der SPD (die in Heidelberg S21 ablehnt!) und der Linken. Die Landtagskandidaten von CDU und FDP haben ihre Teilnahme abgesagt. Klaus Gebhard, Gründer der Parkschützer-Initiative, wird ein 30-minütiges Eingangsreferat zu Stuttgart 21 und zu den Folgen für Heidelberg halten.
Wenn die CDU und FDP sich vor der Wahl zu diesem Thema nicht mehr äußern will: Vermutlich würde es hier ganz deutlich werden, dass den sachlichen Argumenten gegen S21 nicht auf Augenhöhe begegnet werden kann. Und zweitens würde die unsoziale Haltung der CDU und der FDP erneut klar zutage treten. Dann ist doch genau das der zentrale Grund, sie nicht zu wählen. S21 ist ja nur EIN Beispiel von vielen für ein unsoziales (Geldfresser) und menschenverachtendes (z.B. Sicherheit im Tunnel, im Tiefbahnhof und Flughafenbahnhof (26,4 m) , hohes Risiko der Vernichtung der Stuttgarter Mineralquellen) Denken am Bürger vorbei. Mir hat die Frage „wem nützt es?“ bei vielen anfangs unklaren Entwicklungen sehr geholfen.