Zahl der Verletzten vom 30.9. viel höher als offiziell angegeben

Bereits am Schwarzen Donnerstag (30.9.) haben die Demosanitäter, die ehrenamtlich die Verletzten im Bereich des Biergartens versorgten, die tatsächliche Zahl der Verletzten in einem Zwischenbericht angegeben. Da die Medien und die Politik laufend die viel zu niedrigen Verletztenzahlen des Roten Kreuzes angeben, stellen wir diesen Zwischenbericht hier noch einmal online:

"ZWISCHENBERICHT DER DEMOSANITÄTER

Christoph Hoffmann, LRA, OrgL

Unabhängige Rettungskräfte, bestehend aus Demosanitätern, örtlichen Ärztinnen und Ärzten, dienstfreiem Rettungs- und Pflegepersonal sowie Ordnerinnen und Ordnern der Parkschützer haben im Zeitraum von 10:00 bis 22:30 Uhr insgesamt 368 (dreihundertachtundsechzig) protestierenden Bürgerinnen und Bürgern aktionsbedingt medizinische Hilfe leisten müssen. Dazu kamen derzeit 12 sonstige Hilfeleistungen ohne Aktionsbezug.

Die von Polizei und öffentlichem Rettungsdienst verbreitete Zahl von ca. 100 Patienten ist falsch, da sie sich ausschließlich auf den geringen Bruchteil der von den Demosanitätern an das Rote Kreuz übergebenen sowie der direkt am Rettungsbus der Berufsfeuerwehr (Schillerstrasse) vorstellig gewordenen Patienten bezieht.

Die tatsächliche Zahl von derzeit 368 aktionsbedingten Verletzten setzt sich wie folgt zusammen:

320 Patienten, die unter Augen-, Haut- und Schleimhautreizungen durch seitens der Polizei eingesetztem Pfefferspray litten;
32 Patienten mit Prellungen aller Art, verursacht durch Faust- und Knüppelschläge der Polizei;
12 Patienten mit Kopfplatzwunden, verursacht zumeist durch Knüppelschläge der Polizei;
2 Patienten mit Rippenbrüchen, verursacht durch den Wasserstrahl eines Wasserwerfers der Polizei,
1 Patient mit einer schweren Augenverletzung, deren Ursache uns unbekannt ist, da dieser Patient direkt an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben wurde.

Dazu kommt, insbesondere Augenreizungen und Prellungen betreffend, eine bei vergleichbaren Anlässen sehr hohe Dunkelziffer, also Patienten, die sich erst abseits der Aktion oder gar nicht in medizinische Behandlung begeben.

Kursierende Gerüchte über einen Todesfall können wir derzeit weder bestätigen noch dementieren. Es gab zwar definitiv mindestens eine Meldung über eine Reanimation (Wiederbelebung), die aber ebenso definitiv falsch war.

Weitere Meldungen folgen. Privatpersonen vermeiden bitte unbedingt diesbezügliche Anfragen an die Demosanitäter, sowohl vor Ort als auch telefonisch. Die Presse wird gebeten, sich bei Bedarf persönlich am Rettungsplatz im Biergarten des mittleren Schlossparks zu melden.

Derzeitige Standorte medizinischer Hilfe sind:

1. Der Rettungsplatz der Demosanitäter im Biergarten des mittleren Schlossgartens
2. Der Verbandplatz des Deutschen Roten Kreuzes ca. 300 m weiter in Richtung Cafe Nil
3. Der Rettungsbus der Berufsfeuerwehr in der Schillerstraße.

Die Demosanitäter bedanken sich herzlich für die zahlreichen Materialspenden.
Es ist aber nicht notwendig, Kochsalzlösung oder Augentropfen teuer zu erwerben, da zum einen ausreichende Vorräte vorhanden sind und zum anderen bei nahezu allen mit Pfefferspray kontaminierten Personen ausschließlich Wasser eingesetzt werden braucht.
Kochsalzlösung bietet keinen verbesserten Effekt. Milch, Zitronensaft oder Essig sind selbstverständlich vollkommen ungeeignet.

30.09.2010, 23:32 Uhr"

Siehe auch Video/Interview bei BAA: Notfallversorgung am 30.9. im Schlossgarten

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4 Antworten zu Zahl der Verletzten vom 30.9. viel höher als offiziell angegeben

  1. daMax sagt:

    Mir persönlich ist noch ein bisher nicht genannter Verletzter bekannt, den der Wasserwerfer so heftig ins Ohr getroffen hat, dass davon sein Trommelfell vollständig zerstört wurde, was eine Transplantation eines Stück Muskels nach sich zog. Dieser Verletzte hat sich jedoch nirgends gemeldet, weil es wochenlang nicht in der Lage war, das Haus zu verlassen (große Schmerzen etc).

  2. Pingback: Die Polizeischlächter von Stuttgart 21 | Mywakenews's Blog

  3. Mark sagt:

    Ein junger Mann mit blutender Nase taucht mit Sicherheit auch in keiner Statistik auf, da er von Umstehenden versorgt wurde.

  4. Pingback: Augenzeugenbericht zur Stuttgarter Polizeigewalt « Stuttgart 21 FAIL

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