Rezension: „Stuttgart 21 – Die Argumente“

Der von dem Stuttgarter Krimiautor Wolfgang Schorlau herausgegebene, von Kiepenheuer & Witsch verlegte Sammelband „Stuttgart 21 – Die Argumente“ trägt auf knapp 270 Seiten Texte rund um Stuttgart 21 mit dem Ziel, zusammen die Argumente gegen das Projekt zu bündeln.

Wolfgang Schorlau hat das Buch in die zwei Abschnitte „Der Bahnhof“ und „Die Demokratie“ gegliedert. In diesen Teilen legen ca. 30 Autoren ihre Argumente gegen Stuttgart 21 dar. Dabei wechseln sich für dieses Buch neu entstandene Texte mit schon in anderem Zusammenhang – ob als Rede oder in Printform – publizierten Texten ab. Gleichzeitig versammelt das Buch verschiedene Textformen, die von einer fachlichen Abhandlung über die Ökobilanz eines Baumes über Interviews und Briefe bis hin zu sehr persönlichen Texten, wie einer Beschreibung der Rolle der Kirche und ihrer eigenen Position im Konflikt von Guntrun Müller-Enßlin oder einer Liebeserklärung an den Bonatz-Bau von Joe Bauer reichen. Nicht zu vermeiden ist deshalb, dass sich Argumente wiederholen oder ergänzen und vor verschiedenen Hintergründen erläutert werden. Sehr ungewöhnlich für ein Buch ist die abgedruckte Powerpoint-Präsentation von Boris Palmer aus der Faktenschlichtung unter Heiner Geißler. Sie wirft die Frage auf, ob das Buch unter einem solch großen Zeitdruck entstanden ist, dass es nicht mehr möglich war, die Folien, die aus reinem Text bestehen, in einen Fließtext umzuwandeln.

Die gewählte Einteilung in die beiden Abschnitte Bahnhof und Demokratie deckt die beiden wichtigsten Aspekte in der Diskussion um Stuttgart 21 ab und ist in so fern sinnvoll. Leider ist es nicht gelungen, die Texte komplett auf diese Abschnitte aufzuteilen. Einige Abhandlungen passen perfekt in ein Kapitel, einige gehören zu beiden und wieder andere, wie der erwähnte Text zu Bäumen wollen sich überhaupt nicht so recht eingliedern. Sinnvoll erscheint es mir deshalb, die Abschnitte bei Seite zu lassen und die Texte je nach Interesse in selbst gewählter Reihenfolge zu lesen.

Schwierigkeiten bereitet, dass für den Leser nicht wirklich zu erkennen, ob und vor allem wann ein Text schon einmal veröffentlicht wurde. Dabei ist besonders die Frage nach dem Veröffentlichungszeitpunkt zur Einordnung und Bewertung des Textes wichtig.

Vielleicht wäre ein Buch aus einer Feder einfacher zu lesen und in sich konsistenter gewesen, es wäre dann aber längst nicht in der Lage gewesen, den vielfältigen Widerstand gegen Stuttgart 21 abzubilden. Insofern ist die gewählte Form gerade für die ersten beiden Bücher, die sich nicht nur mit den trockenen Argumenten sondern auch mit der Protestbewegung an sich auseinandersetzen die einzig sinnvolle.

Einziger Wermutstropfen ist die fehlende Zeitleiste des kompletten Projektes Stuttgart 21 und des entsprechenden Protestes. Sie könnte sehr zum Verständnis betragen.

„Stuttgart 21 – Die Argumente“ ist insbesondere nach der Faktenschlichtung ein absolut lesenswertes Buch und macht klar, dass dieses Projekt sofort beendet werden muss – egal zu welchen Ausstiegskosten. Es eignet sich sowohl für die klassischen Stuttgarter Berufsdemonstranten als Nachschlagewerk als auch für interessierte Bürger, die wissen wollen, was mit den Schwaben los ist.

Buchvorstellung

Montag, 6.12.2010
Liederhalle Mozartsaal
Berliner Platz 1-3
70174 Stuttgart
Eintritt: Euro 9,- / 7,- / 4,50

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2 Antworten zu Rezension: „Stuttgart 21 – Die Argumente“

  1. Thomas sagt:

    In dem Zusammenhang sei auch auf das Buch „Die entzauberte Stadt“, herausgegeben von Prof. Roland Ostertag hingewiesen, das kürzlich beim Peter-Grohmann-Verlag nachgedruckt wurde.
    siehe http://www.siegfried-busch.de/page23/page74/page74.html

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