Psychiatrische Notfallpraxis.
Ein Anruf der Polizei, sie würden einen Verwirrten bringen, hört sich für mich nach Routine an. Der Mann, mit dem sie dann nach einiger Zeit kommen, kommt mit irgendwie bekannt vor. Die Polizei erzählt mir, dass er im Park dabei war, einen großen alten Baum auszugraben und ihn an einer anderen Stelle wieder eingraben wollte. Er murmelte etwas von 100 Parkplätzen, 1000 Parkplätzen, die ganze Stadt solle ein Parkplatz werden. Irgendwas von Tunnels.
Ich versuche mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und wieder: „100 Parkplätze, 1000 Parkplätze, die ganze Stadt, Tunnels." Meine Erwiderung, dass man eigentlich doch immer weniger Parkplätze bei einem gut ausgebauten Nahverkehr brauche, scheint bei ihm nicht anzukommen. Ich versuche es damit, ihm aufzuzeigen, dass in Madrid das ganze Netz 1 Euro 30 kostet und in London für Autos im Innenstadtbereich extra Gebühren erhoben werden. Madrid, London wo soll das denn sein?
Schließlich flüstert er mir aber im vertraulichen Ton zu, er wolle unter der ganzen Stadt Tunnel bauen. Und noch vertraulicher, er habe sogar Milliarden dafür zur Verfügung gestellt bekommen. Er höre schon lange eine Stimme, die ihm sage, er müsse die Tunnel bauen. Wenn er das nicht mache, falle die ganze Stadt aus Europa heraus und er sei der Schuldige. Er habe auch Visionen, wie schön da unten alles sein werde.
Zu den Tunnels fällt mir dann noch ein: Katakomben, der dritte Mann, Kanalratten und anale Masturbation.
Mit weiteren Argumenten will ich mir ein Bild davon machen, ob er sich von seinen Ideen distanzieren kann. Nein. Ich hätte mir als erfahrener Psychiater auch denken können, dass ich ein so ausgeklügeltes Wahnsystem nicht knacken kann.
Also sage ich ihm, dass er durch das Baumverpflanzen und den Tunnelbau gefährdet sei. Unruhig und getrieben, ja fast in Panik ruft er: „ich brauche mehr Polizisten zu meinem Schutz, es sollen aus dem ganzen Land welche kommen.“ Hektisch nestelt er in seiner Jackentasche. „Ich habe auch einen direkten Draht zum Ministerpräsidenten. Rufen sie ihn sofort an, er soll mich hier rausholen.“ Aber er findet die Nummer nicht und wird blass und blässer. Und wieder ruft er nach mehr Polizeischutz, wo die denn blieben. Er sei schließlich auch schon verfolgt worden, man habe sein Auto blockiert.
Ich erkläre ihm noch, dass er nicht nur sich selbst gefährde. Falls ein Baum auf einen Vorbeigehenden falle oder ein Tunnel einstürze, auch viele andere. Er solle doch mal besser dableiben.
Die Tür der geschlossenen Abteilung fällt zu. Morgen wird sich der Staatsanwalt über die Unterbringung Gedanken machen.
Diagnose: schizophrener Schub.
Befund: unruhig, zerfahren, verwirrt, Verlust der Realitätsprüfung, überwertige Ideen, optische und akustische Halluzinationen, Wahrnehmungsstörungen, gesteigertes Selbstwertgefühl, Kontakt nicht herstellbar, Auffassung und Merkfähigkeit deutlich eingeschränkt. Stimmung submanisch, wechselnd mit Panikattacken und paranoiden Ängsten, akute Handlungsabsicht, von der er sich nicht distanziert, nicht absprachefähig. Keine Krankheitseinsicht. Keine Behandlungsmotivation.
Ähnlichkeiten mit gewissen Polit-Akteuren sind weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.
(frei nach Heinrich Böll)
:-))) Gute Parodie die stimmen könnte wenn nur ein einzelner dahinter steckt. Weiter so!
Amen 😉
Was soll dieser Beitrag? – Ja, es ist schlimm, wenn über der Sache manche Leute psychisch krank werden (wenn es überhaupt so ist). Aber das ist ja wohl kein Argument für oder gegen den Bahnhofsumbau, auch kein Grund in diesem Plauderton hier darüber zu schreiben. – Dem Mann geht es schlecht! Und das halte ich für ungeeignet und deplatziert, um hier – ja was? – die Leserschaft zu unterhalten?
Der Text ist eine Parodie…
Den Mann gibt es (wahrscheinlich) in dieser Form nicht.
ER könnte aber auch aus Ägypten kommen …
Vorsicht! Satire.
Vorsicht! Satire. Im Ernst!
okay, reingefallen.
Trotzdem zeugt das von einem fiesen Zynismus den wirklich Kranken gegenüber. – Solcher schadenfreudig-verrannter Humor rückt natürlich auch den Autor in ein bestimmtes Licht…
nur den?
Schöner Text! 🙂
Hm… mein Kommentar fehlt – ich habe ein ebenfalls satirisches Amen angefügt – was ist damit nicht ok? Bin tats. im unklaren. Danke
Sorry, der war irgendwie im Papierkorb gelandet. Was sicher keine Absicht. Ich habe ihn wieder rausgeholt und glattgestrichen… sieht noch fast wie neu aus.
Da! Ein kleines Eselsohr! Also nee, nee, nee 😉
Ich finde diese „Satire“ unangebracht.
Wer für Freiheit und Demokratie kämpft, sollte sich nicht – auch nicht im Spaß – eines totalitären, menschenverachtenden System bedienen. Politische Psychiatrie gibt es nicht nur ihn China, sondern auch in Deutschland. Wer es bereits vergessen hat, den erinnere ich nochmal an den Fall des Ex- Steuerfahnders Schmenger.
In Deutschland werden jährlich hunderttausende von Menschen in der Psychiatrie misshandelt. Viele sterben dabei oder tragen schwere körperliche und psychische Dauerschäden von deren „Behandlung“ davon. Also wahrlich nichts zum lachen.