Resolution zum Projekt Stuttgart 21
Wir, der IGM Vertrauenskörper der Robert Bosch GmbH am Standort Reutlingen, befürworten ausdrücklich Fortschritt und verkehrstechnische Entwicklung in Baden-Württemberg. Dies entspringt unserem ureigenen Interesse am Erhalt unserer Arbeitsplätze und unseres relativen Wohlstands.
Allerdings sollte in Zeiten leerer Staatskassen und hoher Schuldenlasten überlegt werden, ob ein städtebaulich so umfangreiches und teures Prestigeprojekt wie Stuttgart 21 das richtige Zeichen für die notwendige, Zukunft sichernde Entwicklung unseres Landes darstellt. Wir empfinden die einseitige Förderung des Hochgeschwindigkeits- und Personenfernverkehrs als falsche Weichenstellung. Wir sind der Meinung, dass finanziell günstigere und ökologisch weniger gravierende Alternativen ebenfalls die erhofften Vorteile für die Region erzielen können.
Wir stellen in Frage, ob die möglichen Risiken und die zu erwartenden, aber bisher in ihrer Höhe nicht absehbaren Projekt-Mehrkosten ohne weitere Legitimation vom Steuerzahler getragen werden sollen. Eine fortschreitende Weiterverschuldung von Bund, Ländern und Kommunen liegt grundsätzlich nicht im Interesse der Allgemeinheit. Für die Bevölkerung ist es zurzeit völlig undurchsichtig, welchen Einfluss die Mehrkosten auf die Rentabilität des Projektes S21 haben werden. Wir bezweifeln außerdem, ob während der Planungs- und Genehmigungsphase des Projektes den Einwänden, Vorschlägen und Interessen der Bevölkerung ausreichend Gehör geschenkt wurde.
Uns ist bekannt, dass die Rodung von 25 Bäumen im Schlossgarten am 1.10.2010 um 1 Uhr nachts durch das Eisenbahnbundesamt aus Gründen des Naturschutzes untersagt worden war. Das Fällen der Bäume war deshalb Unrecht und die vorangehende gewaltsame Räumung des Schlossparks unnötig und völlig unverhältnismäßig. Wir missbilligen in allerhöchstem Maße, dass durch das harte Vorgehen der Polizeiaktion Menschen verletzt, das Ansehen von Demonstranten, aber auch der Polizei beschädigt und sehr
hohe Kosten verursacht wurden.
Aus all diesen Gründen halten wir den anhaltenden Protest gegen Stuttgart21 und die dafür verantwortlichen Menschen und politischen Parteien für verständlich und unterstützen ihn.
Wir fordern die Verantwortlichen auf, einen Bau- und Vergabestopp zu verhängen und das Projekt Stuttgart 21 unter Berücksichtigung aller Daten und Fakten gemeinsam mit den Projektkritikern ernsthaft zu überprüfen.
IG Metall-Vertrauenskörper der Robert Bosch GmbH Reutlingen am 12.10.2010
Thorsten Dietter B
Leiter des IG Metall-Vertrauenskörpers
Robert Bosch GmbH Reutlingen
ülent Bengi
Stellvertretender Leiter des IG Metall-Vertrauenskörpers
Robert Bosch GmbH Reutlingen