Presseerklärung vom 30. September 2010
Lehrlinge üben den Wiederaufbau mit Originalsteinen
Stuttgart, 30. September 2010: Lehrlinge aus dem Landschaftsbau arbeiten heute auf einer besonderen Lehrbaustelle mit Originalsteinen des abgerissenen Nordflügels. Unter Anleitung ihrer Meister errichten sie eine Mauer vor dem Bauzauntor. Unter dem Motto „Bildungsbausteine – Wir sind wieder da. Kein Stuttgart 21“ demonstrieren sie für nachhaltige Zukunftsinvestitionen in Bildung und Ausbildung sowie für den Erhalt gut funktionierender Infrastruktur. Deshalb steht ihre Mauer als Mahnmal vor dem Trümmerhaufen des sinnlos zerstörten Nordflügels. Bei den Steinen handelt es sich um Muschelkalk aus Crailsheim, der für die Errichtung des Bonatzbaus Anfang des 20. Jahrhunderts Stück für Stück handgearbeitet wurde.
„Bahn und Politik geben Milliarden aus für bahntechnisch sinnlose Großprojekte und schaden damit dem Mittelstand: Kleinere öffentliche Aufträge, von denen auch mittelständische Betriebe profitieren, wie
z.B. Pflege- und Instandhaltungsarbeiten, werden mit Blick auf das Megaprojekt Stuttgart 21 seit Jahren eingespart. Gleichzeitig hapert es bei der Bildung, da das Prestigeprojekt große Löcher in die öffentlichen Haushalte reißt“, sagt Gärtnermeister und Unternehmer Hansjörg Bärtschi. „Bereits jetzt
fehlen uns in den Betrieben allein in Baden-Württemberg 100.000 Fachkräfte mit Lehre oder Hochschulabschluss. Hier brauchen wir echte Zukunftsinvestitionen, nicht ein Milliardengrab, das nur einigen wenigen Großunternehmen nutzt, die mit Billiglöhnern und Schwarzarbeit nichts für die Zukunft unseres Landes tun.“
Die Bahn schreibt zunehmend Ausführungsplanung und Ausführung von Bauarbeiten gemeinsam aus und versucht mit allen Mitteln, sämtliche Risiken auf ihre Auftragnehmer abzuwälzen. Gerade bei riskanten Großprojekten könnte ein seriös kalkulierendes mittelständisches Unternehmen für einen
solchen Auftrag nur anbieten, wenn es einen Großteil der Ausführungsplanung vorab ‚auf Verdacht‘ machen würde. Anders ist eine belastbare Kostenschätzung nicht möglich. Da die Ausführungsplanung jedoch selbst schon einen großen Teil des Aufwandes darstellt, kann ein kleineres Unternehmen es nicht riskieren, diese Planung zu machen, ohne anschließend den Auftrag zu bekommen. Deshalb nutzen riskante Großprojekte nur großen Firmen, die skrupellose Dumpingangebote abgeben, wohlwissend, dass
die angegebenen Preise nur mit mangelhafter Qualität, Billiglöhnen und Schwarzarbeit zu halten sind.
Das Land Baden-Württemberg gibt im bundesdeutschen Vergleich sehr wenig für Bildung aus. Beispielsweise investieren Sachsen oder Hamburg doppelt so viel für ihre Kleinkinder und Grundschüler. Für Unternehmen ist es entsprechend schwierig, Auszubildende mit ausreichend guter Schulbildung zu finden. Statt dessen bezahlt Baden-Württemberg Milliarden für einen Bahnhof, der allein von der Bahn finanziert werden müsste, sowie für den Bau einer neuen Trasse, was reine Bundesaufgabe ist.
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Bei aller Sympathie für die Aktion bleibt festzuhalten, daß mal wieder im Kommetar oben die Nostalgiewelle mitgeritten wird.
„Bei den Steinen handelt es sich um Muschelkalk aus Crailsheim, der für die Errichtung des Bonatzbaus Anfang des 20. Jahrhunderts Stück für Stück handgearbeitet wurde.“
–> Ob die Steine 100 Jahre auf Halde lagen, schonmal irgendwo verbaut waren oder frisch aus dem Steinbruch oder der Zementfabrik kommen, sollte doch egal und nicht erwähnenswert sein.
Eine Frage zum Verständnis: Gibt es Informationen über die bereits vergebenen Ausschreibungen (wer hat diese gewonnen?) und die sicherlich auch noch beauftragten Subunternehmen (Größe, Mitarbeiterzahl etc.)?
Von einem Projekt in Wiesbaden (Justizzentrum) weiß ich zufällig, daß der Generalunternehmer zwar einer der ganz großen war (Bilfinger&Berger) aber die eigentliche Arbeit zum Großteil über Subunternehmer geleistet wurde (bis runter zur Unternehmensgröße von 10 MA).
Intention meiner Nachfrage: Vorsicht, daß die Argumentation einer Aktion nicht ins Leere läuft oder sogar gegen die K21 Befürworter verwendet werden könnte….
Zitat:
\Gleichzeitig hapert es bei der Bildung, da das Prestigeprojekt große Löcher in die
öffentlichen Haushalte reißt“, sagt Gärtnermeister und Unternehmer Hansjörg Bärtschi\
Wir (Das Handwerk) sollten anfangen, die von unseren Beiträgen bezahlten S21- Befürworter in den Handwerkskammern und den Kreishandwerkerschaften absägen.
AWK