Presseerklärung vom 27. Juli 2010
Demonstranten fordern: „Kein Abriss für ein gescheitertes Projekt“
Stuttgart, 27. Juli 2010: Gestern Abend gegen 18 Uhr gelang es mehreren Gegnern von Stuttgart 21, in den inzwischen leerstehenden Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs einzudringen. Kurz darauf konnten sie über Leitern und durch Fenster einen Zugang für die anwesenden Bürger schaffen. Die Demonstranten forderten, dass aktuelle Fakten und Zahlen zur Neubaustrecke Wendlingen-Ulm veröffentlicht werden, damit nicht mit dem vorgezogenen Abriss irreparabler Schaden angerichtet wird. Für das gescheiterte Projekt Stuttgart 21 dürfen nicht noch mehr Steuergelder verschwendet werden.
Die Aktion fand parallel zur Montagsdemo gegen Stuttgart 21 statt, die mit weit über 5.000 Teilnehmern sehr gut besucht war. Viele wollten ebenfalls in das Gebäude. Trotz wiederholtem Polizeiaufmarsch gelang es Teilnehmern, darunter auch SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch, über Leitern und Vordach in das Gebäude zu steigen. Insgesamt besetzten so über 50 Stuttgarter Bürger den Nordflügel des Bahnhofs. Tausende bejubelten sie und versorgten sie über Seile mit allem Notwendigen.
„Die Menge war begeistert, als sich die Fenster über dem verrammelten Erdgeschoss öffneten und verschiedene Banner entrollt wurden, u.a. mit der Aufschrift 'Bürgerbahnhof'“, sagt Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer. „Die gesamte Aktion verlief sehr gut und absolut friedlich. Es zeigte sich erneut, dass die Gegner von Stuttgart 21 genau wissen, dass sie gegen ein Wahnsinnsprojekt und nicht gegen die Polizei kämpfen.“
Der Nordflügel war über Stunden hinweg belagert, dadurch waren die Räumungsbestrebungen der Polizei lange aussichtslos. Ab 23 Uhr hatte die Polizei schließlich genügend Kräfte mobilisiert und begann mit der Räumung. Mindestens 52 Personen wurden festgenommen, darunter drei Fotojournalisten, die über die Leitern an den Ort des Geschehens gelangt waren. Entgegen allen Regeln wurden die Journalisten trotz der vorgezeigten Presseausweise festgenommen, ohne vorherige Aufforderung, das Gebäude zu verlassen. Auf der Polizeiwache wurden sie mehrfach durchsucht und ihre Personalien festgestellt.
Die Versammlung vor dem besetzten Nordflügel wurde von der Polizei zwar für aufgelöst erklärt, die Teilnehmer blieben jedoch aus Solidarität mit den Besetzern an Ort und Stelle. Die angedrohte Räumung durch die Polizei blieb jedoch aus.
Erst lange nach den ersten Festnahmen von Besetzern lichteten sich die Reihen der Demonstranten: Die Leute zogen zu den verschiedenen Polizeiwachen, um die freigelassenen Besetzer mit heißem Kaffee in Empfang zu nehmen. Mittlerweile sind alle wieder auf freiem Fuße.
Sowohl die Besetzung als auch die Versammlung rund um den Nordflügel blieben friedlich. Zwei einzelne gewaltbereite Zaungäste konnten in guter Zusammenarbeit von Demonstranten und Polizei neutralisiert werden, sodass der gewaltfreie Protest gegen Stuttgart 21 nicht gefährdet war.
Rückfragen an Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, Tel. 0174-7497868
Presseerklärung und Hintergrundinfos / Presseportal: www.parkschuetzer.org/presse
Parkschützer im Internet: www.parkschuetzer.de