[UPDATE 6.12.]: Berichte von W. Rüter im PS-Forum Müssen Tunnelbauer bei Stuttgart 21 jetzt schon Pseudo-Tunnelanstriche mitmachen? und Zwischenangriff Wangen aus der Vogelperspektive
121 Risiken? Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff. Hany-Azer-Liste? Dummes Geschwätz eines Angsthasen. Heilige Barbara? Schutzpatronin der Bergleute, Tunnelbohrer und Totengräber.
Was hat die Heilige Barbara mit der „Tunneltaufe der Zuführung Ober-/Untertürkheim“ im Rahmen von S21 zu tun? Am Mittwoch, 4. Dezember war Barbaratag, wo man sich Kirschzweige in die Vasen stellt, in der Hoffnung, dass sie bis Weihnachten erblühen. Oder eben einen Tunnel tauft, damit Barbara ihn beschütze, so dass er auch nicht ins Leere führe, nicht absaufe, nicht einstürze.
Am gestrigen Mittwoch begann um 10:30 Uhr in Wangen, in extra aufgestellten Zelten nahe der Ulmer Straße, eine Showveranstaltung der DB, um dem staunenden Volk wieder einmal zu zeigen, dass – siehe oben – alles im Griff sei. Zwei Geistliche waren für das Überirdische auserkoren; sie sollten laut Einladung der DB eine „Ökumenische Segnung“ vornehmen. Wie diese Segnung verlief, ist in Fotos der Stuttgarter Zeitung vom 4.12. online zu sehen. Man könnte ergriffen sein, glaubte man an die heilende Wirkung von Hokuspokus.
Auf dem Programm der Einladung stand weiterhin: Begrüßung durch W. Dietrich, Vorsitzender des Vorstands Verein Bahnprojekt Stuttgart – Ulm; dann kamen Ansprachen von M. Leger, Geschäftsführer der DB Projekt Stuttgart – Ulm, Ministerialdirigent E. Steinbacher, Abt.leiter der Abt. 3 Verkehr im Ministerium, R. Bauer, Arbeitsdirektor der SSB, A. Sebl-Litzlbauer, Geschäftsführer der Porr Bau und P. Schabert, Werkleiter Untertürkheim Daimler AG. Pastor Bauder (er segnete die Barbara-Statue) und Diakon Maile waren für die höheren Weihen zuständig und die Wangener Bezirksvorsteherin B. Dietrich, SPD und Patin des Beate-Tunnels, nahm die Taufe vor. Tunnelpaten sind Tradition, und da die Hl. Barbara nicht überall selbst Patronin sein kann, übernimmt eine Patin die Verantwortung für das Wohlergehen der Menschen unter Tage.
Im Zusammenhang mit S21 erlebte man bereits die Taufen des Susanne (Ramsauer)-Tunnels, des Tülay (Schmid)-Tunnels und des Gerlinde (Kretschmann)-Tunnels. Jetzt also ein sechs km langer Beate (Dietrich)-Tunnel, der unter dem Neckar hindurch führen soll.
Diese Taufe bezog sich übrigens auf einen geplanten 37 m tiefen Schacht, der mit einem ca. 500 m langen Hohlraum (Zwischenangriff) verbunden sein wird, der wiederum dann auf den eigentlichen Eisenbahntunnel stoßen soll. Über diesen Schacht soll später der Abraum/Aushub mit täglich 600 LKW-Ladungen über die Ulmer Straße abgefahren werden.
Auf eben dieser Ulmer Straße in Wangen kamen gestern Vormittag Gäste und Demoteilnehmer an, um an der Taufe teil zu nehmen. Immerhin wird S21 ja vom Geld der Steuerzahler gebaut, so dass eigentlich jeder das Recht haben sollte, der Taufe beizuwohnen. Das ging aber nicht; im extra aufgestellten Festzelt für die Gäste hatten etwa 400 Demonstranten keinen Platz, so dass sie auf der Straße verbleiben mussten.
Um 8:30 am Morgen konnten sich noch etwa 15 Protestierer vor dem Eingang zum Schachtgelände positionieren, u.a. mit dem Banner „Schutzheilige der 121 Lügen – Dr. Angela Merkel“. Außerdem nahmen die Demonstranten vor Ort die Gelegenheit wahr, den ankommenden Gästen Gespräche über „1.000 Lügen zu S21“ anzubieten.
Nachdem die Ulmer Straße gegen 9:30 Uhr von der Polizei – 200 Polizisten waren im Einsatz – abgesperrt worden war, verteilten sich die Demonstranten rechts und links der Straße und bezogen Stellung auf einer angemeldeten Demonstrationsfläche (ein vom Ordnungsamt zugewiesener schmaler Streifen entlang der Fahrbahn), auf der Plattform der Stadtbahn-Haltestelle bzw. auf der Straße in Form einer Spontandemo. Viele Teilnehmer in weißen Plastikwesten, mit denen sie auf die 121 Risiken zu S21 aufmerksam machten, standen dort. Auch Teilnehmer von weiter her, z. B. aus dem Hohenlohischen, waren dabei.
Vor einer Kette von Polizisten bildeten sich zwei Demoketten mit Bannern, die es den ankommenden Gästen schwer machten, das Jubelgelände zu erreichen. Nur mit Polizeischutz war es vielen möglich; auch Ordnungsbürgermeister Schairer und der CDU-Fraktionssprecher Kotz erlebten eine kraftvolle Demonstration bei ihrer Ankunft.
Die Fahrgäste der Stadtbahnlinien 4 und 9 konnten zunächst noch die Demonstration im Vorbeifahren beobachten, bis dann der Fahrbetrieb in Zusammenarbeit von Polizei und SSB eingestellt wurde. Warum das geschah, war unklar, waren es doch nur Polizisten, die zeitweilig auf den Schienen standen und den Fahrbetrieb blockierten.
"Solche Aktionen des direkten Widerstands sind mindestens genau so wichtig wie das Sammeln von Unterschriften für die Bürgerbegehren und das sollte in der ganzen Bewegung so gesehen werden," meinte Ursel Beck von der Blockadegruppe und erinnerte an den 2. Februar 2010, wo die K21-Bewegung im Stuttgarter Hauptbahnhof skandiert hatte: „Ihr baut keinen Prellbock ab, sondern die Demokratie! “ Sie nahm die heutige Tunneltaufe und die Demonstration zum Anlass, einmal mehr darauf hinzuweisen, mit welchen Risiken die Bahn das Projekt baut: An dieser Stelle in Wangen/Untertürkheim mit Inkaufnahme der Stilllegung des Bahnverkehrs zu Zeiten von Hochwasser. Wenn nämlich bei Hochwasser der Druck von unten gegen den Tunnel so groß ist, dass die Gefahr besteht, dass er aufschwimmt, müsste er geflutet werden als Gegendruck. Das würde die Stilllegung des Bahnverkehrs bedeuten, abgesehen von den Wasserschäden innerhalb des Tunnels. Sie sagte zudem: „In einem offenen Brief an die Projektverantwortlichen im Jahr 2011 hat der Geologe Martin Schaffer geschrieben: Die größte Gefahr geht nach meiner Meinung von den beiden Tunnelröhren bei Wangen/Untertürkheim aus, die sich bis 47 m unter dem Druckwasserspiegel des aus Richtung Esslingen zu den Heilquellen strömenden, hochmineralisierten und gasreichen Thermalstroms kreuzen. Hier könnte das Mineralwasser unter dem enormen Druck im Bereich bisher nicht gekannter, aber möglicher Störungszonen entlang von Auflockerungszonen aufbrechen. … Der Heilquellenschatz fließt dann in den Neckar und es wäre das Ende für die Stuttgarter Heilquellen.“
Alles Gründe, am Barbaratag genau an dieser Stelle zu stehen und zu protestieren. Die Mitglieder der Trommelgruppe und von Capella machten die Begleitmusik der Demo, die Versorger boten Tee, Kaffee und Kuchen an. Gegen 11:30 Uhr kamen die beiden Demonstrationsgruppen zusammen, bildeten einen langen Demozug und zogen – begleitet von Polizei zu Fuß und in Fahrzeugen - nach Untertürkheim in die Benzstraße zur Baustelle der Firma Porr Bau GmbH, wo vor einigen Wochen die exzessiven Rammarbeiten Häuser und Menschen erschüttert hatten. Zurück ging es an den S-Bahnhof Untertürkheim, wo sich die Teilnehmer mit den weißen Westen zum Thema „121 Risiken von S21“ aufstellten.
Was kann die K21-Bewegung dem zerstörerischen, Menschen und Natur verachtenden Projekt entgegensetzen, als immer wieder ihren Protest? Am gestrigen Mittwoch war dieser unüberhörbar und unübersehbar. Dieser Bewegung, die nun schon drei Jahre unermüdlich ihre Kraft und Zeit einsetzt, gegen ein Irrsinnsprojekt aufzustehen, ist es zu verdanken, dass immer wieder bewusst wird, dass S21 niemals gebaut werden darf. Es geht nicht darum, das Projekt hier und dort zu kritisieren, zu verbessern, auf Risiken aufmerksam zu machen, damit diese technisch verbessert werden. Es geht darum, S21 gar nicht zu bauen!
„Müssen Tunnelbauer bei Stuttgart 21 jetzt schon Pseudo-Tunnelanstriche mitmachen?
Echte Tunnelbauer, Mineure, würden lieber im Erdreich versinken, als sich für eine vom S21-Projektsprecher Dietrich inszenierte Show einer Tunneltaufe beim „Zwischenangriff Ulmer Straße“ in Stuttgart-Wangen vor den Karren spannen lassen. Warum sie es am 4.12.2013 dennoch gemacht haben, wird ihr Geheimnis bleiben. Propaganda must go on (Geld ist ja dafür genügend da). Also wurde die Tunneltaufe mit Weihung und allem drum und dran als „Tunnelanstich“ verkauft. Doch es war gar kein echter Tunnelanschlag, nur ein Pseudo-Tunnelanstrich, den die Medien dann auch gleich in die Welt hinaus posaunt haben. Und die geladenen, unkritischen und selbstgefälligen Gäste (alles was Rang und Namen hat, oder sich so fühlt) stimmten in den Chor mit ein, feiern die Taufe des „Beate-Tunnel“, für den sich die Bezirksvorsteherin aus Stuttgart-Wangen, Beate Dietrich, als Tunnelpatin hergegeben hat. Auch die gedankenlose, uninformierte Bevölkerung wird nun nach der ihr verabreichten Lektüre sagen, es geht voran.
Dabei ist in Stuttgart-Wangen noch kein einziger Meter Bahn-Tunnel gegraben. Lediglich beim Zwischenangriffs-Schacht haben die Tunnelbauer in Stuttgart-Wangen erst ein paar Kubikmeter Erdreich ausgehoben. Der Schacht ist von den vorgesehenen 37 m Tiefe mit seinen gerade einmal 10 m noch weit vom Tunnelanschlag entfernt. Warum hat man so etwas in Stuttgart nötig. Transparenz sieht anders aus …
Das Show-Spektakel jedenfalls wurde draußen vor dem Tore von rund 300 friedlichen K21-Befürwortern und 200 Polizisten begleitet, so die Polizeiangaben. K21-Befürworter waren u.a. in die Ulmer Straße 265 nach Stuttgart-Wangen zur Baustellen-Einfahrt gekommen, um die Gäste mit Bannern, Spruchbändern, Tafeln und den aufgedeckten 121 Risiken, die sie sich auf ihre Westen geschrieben hatten, zu begrüßen.“
-> Quelle: PS-Kommentar, 4.12.13: http://www.parkschuetzer.de/statements/165777
=> Fotos: https://picasaweb.google.com/112478480755709713158/TunnelfeierInSWangen04122013 ;
Fakt ist, dass S21 das größte Verbrechen auf der Welt ist, welches je begangen wurde. Dagegen ist alles andere Pinaz und trotzdem unternimmmt niemand etwas, keine UNO und kein Europäischer Gerichtshof!!!!
Wenn ich bei einer guten Fee einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass es auf der Erde nie ein grösseres Verbrechen als S 21 -gegeben hätte, -gibt , -geben wird …….
Mir ist nur noch schlecht.
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wenn ich auch zur Zeit in Wien arbeite, bin ich doch mit Interesse bei all Euren Aktionen dabei!