„Eher wird man beim Abendmahl satt, als bei einer Infoveranstaltung der Bahn informiert.“

Kurzer unvollständiger Bericht von der gestrigen Infoveranstaltung in S-Wangen zu den (angeblich) bevorstehenden Baumaßnahmen im Rahmen des PFA 1.6a Zuführung Ober-/Untertürkheim.
Anwesend: Bezirksvorsteherin Dietrich, Alice Kaiser (Bürgerbeauftragte), die Herren Weiß, Heil, Prewitt (oder so ähnlich) von der Bahn, allesamt Ingenieure (?), Bürgerinnen und Bürger.
Kurze Vorstellung des Abschnitts, weitgehend bereits bekannt; Hinweis HIER
Zwischenangriff Ulmer Straße: (24-Std.-Baustelle an sieben Tagen in der Woche außer an drei Tagen im Jahr (Barbara-Tag =Schutzheilige der Mineure, Weihnachten und Ostern?); Lkw-An- und -Abfahrt (angeblich) nur an Werktagen, 570 Lkws (angeblich inklusive Leerfahrten) zwischen 6 und 20 Uhr über Ulmer Straße, Talstraße, B 10; macht knapp 41 Lkw pro Stunde, also alle eineinhalb Minuten ein Lkw. Schwer vorstellbar in diesem eh' schon mit vielen Staus belasteten Bereich. Rechnerisch allerdings (angeblich) Steigerung des Verkehrsaufkommens nur um 3%. Entsprechende Rückfragen und Kritik aus dem Publikum. Stärkste Verkehrsbelastung allerdings „nur" während knapp drei Jahren, etwa 2014 bis 2016, davor und danach weniger. Lärmemission erlaubt tagsüber bis 70 db(A), nachts bis 55 db(A).
Nachfrage nach Zuverlässigkeit der Zeitpläne angesichts Kostenexplosion, Änderung GWM, nicht genehmigungsfähigem Brandschutz wurde 1. in den Bereich der Spekulation verwiesen und 2. mit Hinweis auf den bestandskräftigen Planfeststellungsbeschluss (leider zurecht) als unwesentlich abgetan.
Beweissicherung: Angeblich kämen immer zwei Personen zur 'körperlichen' und 'geodätischen' Erfassung des Hauses, Bericht mit Durchschlag werde erstellt, Durchschlag an Haus-Eigentümer. Nachfrage aus dem Publikum: Beweissicherungsbesuch habe nur durch eine Person stattgefunden, weder Durchschlag des Berichts noch andere Nachricht bis heute. Hr. Weiß verspricht, sich persönlich drum zu kümmern.
Kritik aus dem Publikum an zu geringer Grenze von nur 50 m, Nachfrage insbesondere in Zusammenhang mit möglichen Sprengungen im Tunnel, bei denen 300m angebracht seien, außerdem Hinweis auf Hebungen/Senkungen(?) an Häusern im cm-Bereich oberhalb einer Überdeckung von 75 m bei unterirdischen Baumaßnahmen in Stuttgart. (Anm.: Bei so großer Überdeckung sieht DB keine Beweissicherung vor.) Antwort Hr. Weiß: Man weiß nicht, wann man wo welches Tunnelbauverfahren anwenden wird, richtet sich danach, was man gerade vorfindet im jeweiligen Stück der Tunnelbaustelle.
Auskunft Hr. Prewitt(?): Grundgipsschichten werden nirgends angebohrt.
Veränderungssperre: Auskunft bleibt trotz Nachfragen ungenau. Mein Einrduck: Veränderungssperre an Häusern bleibt in Kraft bis zur Inbetriebnahme von S21 - kann also dauern. Kritik an dieser Stelle: Die Bürgerbeauftragte schweigt. Weder sie noch die Vertreter der Bahn können darüber Auskunft geben.
3Entschädigung für dingliche Grundsicherung (Eintrag einer Grunddienstbarkeit ins Grundbuch wegen Unterfahrung des Grundstücks) ist Verhandlungssache (bezgl. Höhe der Entschädigung). Bahn gibt sich zu geknöpft. Mein Eindruck: Die Eigentümer sollten nix unterschreiben und sich beraten lassen. Die Bahn ist ein ernstzunehmender Gegner. An den gegensätzlichen Interessen lässt Hr. Weiß keinen Zweifel aufkommen.
Beweislast bei Hausschäden: Auskunft der Bahn bleibt unscharf. Sofern Schäden unmittelbar während der Tunnelbauarbeiten auftreten, sei es kein Problem, die Bahn müsse dafür aufkommen, danach wird's schwierig, kein genauer Zeitraum wurde genannt.
Nachfrage zu Notflutöffnungen im Tunnel bei der unterirdischen Neckarquerung für evtl. Tunnelflutung, um einen Auftrieb bei Hochwasser zu verhindern. Bahnvertreter halten das für schlechterdings undenkbar, sowas hätten sie ja noch nie gehört, ungläubiges Kopfschütteln. Vorlesen der entsprechenden Passagen aus dem Planfeststellungsbeschluss löst eifriges Relativieren aus, zuletzt gelobt man, sich den Planfeststellungsbeschluss einmal durchzulesen (!). Gewisse Beunruhigung über diese Unkenntnis im Publikum.
Klare Auskunft von Herrn Weiß: Wenn der Tunnel geflutet werden muss, ist er erstmal gesperrt, da fährt erstmal kein Zug mehr. Sei aber nur Katastrophenfall, könne man nicht wissen. Straßentunnel würden auch manchmal gesperrt. Hinweis, dass es da aber Ausweichstrecken gäbe, bleibt unkommentiert.
Mangelnde Längsneigung des Tunnels, d.h. Berg- und Talbahn innerhalb des Tunnels. Hr. Weiß versucht, diese Tatsache (lt. Planfeststellungsbeschluss) mit physikalischen Fachausdrücken und Spitzfindigkeiten zu entkräften. Festzuhalten bleibt: Ein antriebsloser Zug kann nicht aus dem Tunnel rollen, sondern bleibt irgendwo stehen. Wo das sein wird, konnte nicht geklärt werden. Dass eine der Stellen, an denen ein Zug stehen bleiben würde, vermutlich die tiefste Stelle an der Tunnelkreuzung unter dem Neckar sein würde, wollte Hr. Weiß nicht bestätigen.
Entsprechende Informationsveranstaltungen zum PFA 1.6a sollen angeblich Anfang 2013 in Obertürkheim und in Untertürkheim stattfinden.
Fazit: Die Bahn stellt sich entweder blöder als sie ist oder hat tatsächlich keine Ahnung von dem, was sie da 'bestgeplant' bauen soll. Frau Kaiser ist eine Nicht-Sprech-Puppe.

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7 Antworten zu „Eher wird man beim Abendmahl satt, als bei einer Infoveranstaltung der Bahn informiert.“

  1. Conny Kling sagt:

    Ich denke, die haben wirklich keine Ahnung, denn die wussten doch gar nicht was in der Planfeststellung drinsteht und das sollten die doch eigentlich wissen, wenn sie Anfang nächsten Jahres anfangen wollen

  2. Walli sagt:

    Das ist jetzt aber viel verlangt. Schließlich werden doch auch im Bundestag Dinge beschlossen, die keiner versteht.

  3. Dieter Burkhardt sagt:

    diese Nichtwisser müßten eigentlich jeden Tag den lieben Gott anflehen, daß er ein Wunder geschehen lassen möge, wonach dieser Unsinn S21 nicht gebaut wird. Das wäre die einzige Möglichkeit, sich nicht bis auf die Knochen zu blamieren.
    dibu

  4. dibu sagt:

    was bisher noch nirgends zur Sprache kam: Wie werden sich denn die Feinstaubwerte im Stuttgarter Kessel entwickeln, wenn jeden Tag eine Armada von LkW tonnenweise Bauschutt und Abraum durch die Gegend karrt? Das wird offensichtlich ebenso ignoriert wie vieles andere bei diesem Wahnsinnsprojekt. Da könnte sich der künftige OB Kuhn gleich mal profilieren und den Finger in die Wunde legen.

    • Walli sagt:

      Könnte … sorry, dibu, auch hier gilt: Eher wird man beim Abendmahl satt und geht anschließend noch mit dem Kamel durchs Nadelöhr! Wetten?

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