Erneut gefährlicher Zwischenfall bei S21, eine Verletzte
Stuttgart, 15. April 2012: Am Samstag wurde eine 71-jährige Passantin am Stuttgarter Hauptbahnhof verletzt, als bei Abrissarbeiten ein ca. 30 cm großen Betonbrocken über den Bauzaun hinaus auf die Straße flog. Der Vorfall reiht sich ein in eine lange Reihe von Pfusch am Bau, von Verstößen gegen Richtlinien, Sicherheitsvorschriften, Naturschutzauflagen, etc. – und der Vorfall zeigt einmal mehr, dass die Bahn dringend einer unabhängigen staatlichen Aufsicht unterstellt werden muss. Verstöße müssen geahndet werden und müssen ernstzunehmende Konsequenzen haben. Eine Firma, die die Allgemeinheit leichtfertig solchen Gefahren aussetzt, darf nicht einfach weiterarbeiten.
„Bundesverkehrsminister Ramsauer muss endlich für eine wirksame Kontrolle der bundeseigenen Bahn sorgen“, sagt Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer. „Was der Bundesrechnungshof für des Finanzgebaren der Bahn schon lange fordert, gilt ebenso für Bau und Unterhalt öffentlich finanzierter Infrastruktur: Der Staat muss kontrollieren, was die staatseigene Bahn tut! Es geht nicht an, dass die Bahn ihre eigene Bauaufsicht stellt, selbst entscheidet, ob sie einen Prüfstatiker bezahlt, selbst den Zustand ihrer Anlagen beurteilt und sogar offensichtliche Verstöße oder Fehleinschätzungen keinerlei Konsequenzen haben – den Schaden trägt ein ums andere Mal die Allgemeinheit. Das muss sich ändern, Herr Ramsauer! Sie sind als Bundesverkehrsminister für die Sicherheit unserer Verkehrsinfrastruktur verantwortlich, Sie müssen durchsetzen, dass die bundeseigene Bahn nicht weiter die öffentliche Sicherheit gefährdet.“
Bereits beim Nordflügel-Abriss kam es auch wiederholt zur Gefährdung von Passanten (siehe z.B. Presseerklärung vom 20.9.2010 als PDF und BAA-Bericht).
Nach Meinung unabhängiger Experten stellt auch das vor kurzem bei den Abrissarbeiten beschädigte Bahnhofsdach eine akute Gefahr für alle Reisenden im Kopfbahnhof dar: Ohne den Windschutz durch die Seitenflügel des Bahnhofes kann es starken Böen unter Umständen nicht standhalten. Die Bahn arbeitet ohne Prüfstatiker, das enorme Risiko für die Bevölkerung wird billigend in Kauf genommen, siehe BAA-Bericht vom Samstag.
Aber auch mit anderen Gesetzen und Auflagen nimmt es die Bahn nicht so genau: Bis heute geht die Bahn einfach über die Auflagen der Planfeststellung hinweg, dass nur Fahrzeuge und Maschinen mit Rußpartikelfilter eingesetzt werden dürfen. Am Grundwassermanagement wurde monatelang illegal gebaut, schon zum zweiten Mal wurde ein Baum gefällt, in dem die streng geschützten Juchtenkäfer lebten – und all das unterstützt durch unsere Polizei und ohne jegliche Konsequenzen.
Video, auf dem ab Min. 2:15 der Betonbrocken mit herausragenden Armierungseisen zu sehen ist.