Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,
wir wünschen Ihnen ein gutes und erfolgreiches Jahr 2012. Doch es soll bei den Wünschen nicht bleiben, wir schreiben Ihnen zum Jahreswechsel auch, weil wir mehr von Ihnen erwarten als gute Vorsätze und fromme Wünsche.
In den letzten Monaten und gerade im Vorfeld der Volksabstimmung haben Sie immer wieder geäußert, dass Sie sich von der Bahn nicht erpressen lassen wollen – genau diesen Vorsatz müssen Sie nun der Bahn gegenüber durchsetzen. Dafür sind Sie Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.
Verhandlungen mit der Bahn sind gewiss kein Sonntagsspaziergang, das ist uns allen bewusst. Gerade deshalb dürfen Sie nicht zulassen, dass die Bahn – einfach nur um Fakten zu schaffen – Bäume und historische Gebäude zerstört. Sie dürfen nicht zulassen, dass die Bahn so die Verhandlungsposition des Landes weiter schwächt, während Bahnchef Grube die Offenlegung der wahren Kosten und tatsächlichen Risiken des Tunnelprojekts Stuttgart 21 verweigert. Die Bahn hat großes Interesse, Tatsachen zu schaffen, solange weder die Finanzierung noch die offenen Fragen zum Schutz des Mineralwassers oder des Artenschutzes geklärt sind. Dieser Aktionismus richtet sich gegen unser aller Interessen, diesen Aktionismus dürfen Sie, Herr Ministerpräsident, nicht protegieren.
Wie Sie selbst gesagt haben, ist es Ihre Aufgabe, verbindlich zu klären, wer die Mehrkosten trägt – bevor die Bahn weitere Tatsachen schafft! Ist der angerichtete Schaden erst einmal groß genug, wird das Land erpressbar sein, dagegen helfen fromme Wünsche nichts. Sie müssen dafür Sorge tragen, dass nicht das ganze Land unter dem Kannibalen Stuttgart 21 leidet. Bereits jetzt ist bestätigt, dass Stuttgart 21 weder für die Rheintalstrecke, noch für Gäubahn oder Südbahn Geld übrig lässt.
Sie haben für die Interessen des ganzen Landes einzustehen: gegenüber der Bahn, gegenüber dem Bundesverkehrsminister und gegenüber der Bundesregierung. Auch wenn es unangenehm ist, Sie sind gewählt, um sich diesem Konflikt zu stellen, so wie sich Tausende Mutbürger seit Jahren für einen rechtschaffenen Umgang mit öffentlichem Geld und Gut einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Gebhard, Gründer der Parkschützer
Der Parkschützerrat
Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer
Egon Hopfenzitz, ehem. Vorsteher des Stuttgarter Hauptbahnhofs
Sigrid Klausmann-Sittler, Regisseurin
Walter Sittler, Schauspieler
Volker Lösch, Regisseur
Werner Sauerborn, Gewerkschafter gegen Stuttgart 21
Dr. Christoph Engelhardt, Analyst und Mitbegründer von WikiReal
Rudolf Pfleiderer, Bezirksbeirat in Stuttgart-Weilimdorf
Dr. Carola Eckstein, Mathematikerin, Ingenieure 22
Wolfgang Kuebart, Diplomphysiker und Entwicklungsingenieur, Ingenieure 22
Hans Heydemann, Dipl.-Ingenieur, Ingenieure 22
Harald Schorr, Dipl.-Ingenieur, Ingenieure22
Wolfgang Jakubeit, Dipl.-Ingenieur, Ingenieure22
Fridtjof Schmidt-Eisenlohr, Dipl.-Ingenieur, Ingenieure22
Martin Poguntke, Theologe gegen S21
Friedrich Gehring, Pfarrer i.R.
PS: Zwei Hinweise möchten wir Ihnen noch mit ins neue Jahr geben:
- Vor gut einem Jahr konnte der damalige Schweizer Bundesrat Moritz Leuenberger den Tunneldurchstich zum Gotthard-Basistunnel mit den Worten feiern: „Heute durchbohren wir [den Berg] und schaffen den längsten Tunnel der Welt, zum Zeitpunkt, wie wir ihn planten, zu den Kosten, wie wir sie rechneten.“ Es ist also durchaus möglich, auch sehr große, sehr komplexe Projekte korrekt zu planen und zu kalkulieren, bevor man 'mal anfängt, hier etwas einzureißen und dort zu buddeln und Bäume zu fällen'. Auch die Ingenieure und Planer der deutschen Bahn können das, daran besteht kein Zweifel; zumal der in Stuttgart geplante Tunnelbahnhof ein weitaus kleineres Projekt ist als der Gotthard-Basistunnel.
- Um das Tunnelprojekt Stuttgart 21 baulich voranzutreiben, wäre derzeit Folgendes notwendig: Die Fertigstellung des Grundwassermanagements – der Weiterbau ist bis auf weiteres gerichtlich untersagt – und die Tieferlegung des Nesenbachs – der Bau des dafür notwendigen Dükers ist seit weit über einem Jahr im Verzug. Solange das Grundwassermanagement nicht läuft und erprobt ist, kann nichts gebaut werden, wobei unsere Schlossgarten-Bäume im Weg wären. Bis das Grundwassermanagement einsatzbereit und getestet ist, bedarf es noch über ein Jahr, auch ohne den aktuell geltenden Baustopp. Aus technischer Sicht besteht also keine Eile, Bäume zu fällen.Auch für den Bau des Nesenbachdükers muss kein Baum gefällt werden, es bedarf lediglich eines Auftragnehmers, der willens ist, die riskanten Arbeiten knapp über dem Mineralwasser zu übernehmen. Das Grundwassermanagement ist für diese Arbeiten eher hinderlich, schließlich bietet der Wasserdruck des Grundwassers einen gewissen Schutz für das unter starkem Druck stehende Mineralwasser.Die Verzögerung dieser beiden, für S21 essenziellen, Bauabschnitte führt unweigerlich zu einer Verzögerung des Gesamtprojekts. An dieser Verzögerung kann eine voreilige Zerstörung des Schlossgartens oder des Südflügels nichts ändern. Den Nordflügel hat die Bahn bereits vor über einem Jahr ab- und die ihm benachbarten Bäume ausgerissen. Dies sollte Platz schaffen für ein Technikgebäude, mit dessen Bau die Bahn bis heute nicht begonnen hat. Zum jetzigen Zeitpunkt kann das Fällen von Bäumen oder der Abriss historischer Gebäude nur eines bewirken: Eine weitere wüste Brache in der Stuttgarter Innenstadt und damit eine weitere Schwächung von Stadt und Land in den notwendigen Verhandlungen mit der Bahn.
Gem. Radiointerview im SWR ist MP Kretschmann bis zum 9.1.2012 im Weihnachtsurlaub und die meiste Zeit in einem Kloster zum Kräftesammeln. Ich denke, dass die Bauarbeiten beginnen werden, bis MP Kretschmann zum Lesen dieses Textes kommen wird!
Mein persönlicher großer Dank an alle, die diesen Brief unterschrieben haben.
Ich schließe mich an. Mögen wir alle im nächsten Jahr unseren Weg bis zum Erfolg gehen.
Leider kein Wort dazu, dass jede weitere Baumaßnahme und Zerstörung im mittleren Schlossgarten vor Klärung ALLER artenschutzrechtlichen Fragen angesichts des jüngsten Urteils des VGH Mannheim ebenso rechtswidrig wäre wie die letztjährigen Zerstörungen. Das gilt auch für den Polizeieinsatz und Kretschtanamo.
Eigentlich müsste diese gerichtlich eindeutig festgestellte Tatsache im Mittelpunkt jeder Erklärung stehen.
Lieber Klartexter, wer hindert Dich, direkt an Kretschmann persönlich zu schreiben und Deine wichtigen Bemerkungen an „den Mann“ zu bringen?
Auch Martin sollte unbedingt direkt ans Staatsministerium schreiben, ich denke, Kretsche wird auch im Kloster auf dem Laufenden gehalten.
Mein persönlicher Dank an alle Engagierten, die keine Mühe scheuen und sich nicht entmutigen lassen. OBEN BLEIBEN und ein gutes 2012 mit intaktem Schlossgarten!
schade, dass kritik offenbar als agressive handlung aufgefasst wird. 🙁
und echt: in dieser prekären situation hier vor ort, im kloster sich den exerzitien – ausgerichtet für politiker – hinzugeben -… na ja ;(
schöner schein und das sein – und das handeln?
Auch von mir vielen, vielen Dank für den Brief und die damit verbundene geleistete Arbeit. Wie Eva schon sagt, kann jeder jederzeit selber einen Brief o.ä. an die Pro-Verantwortlichen schreiben. In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr 2012 und … oben bleiben!
hallo, das ist ja ambitioniert und – ääähh – nett was in dem offenen brief steht…
aber warum verklausuliert man es so?
wo wird es ohne langen text, endlich konkret?!
– wo ist z.b. die frage nach der offenlegung der geologischen gutachten? (frankfurter geheimkammer, whouhoo spooky) -> bevor man überhaupt so etwas wie das grundwasser(miss)management und abholzungen im schlossgarten auch nur im ansatz als irgendwie „gegeben“ (von oben oder wo?) in betracht zieht…
wieso diese nachsicht, verständnis („…kein sonntagsspaziergang…“) und dieses bitten (auch wenn es als anmahnung gedacht ist)?
mal was ganz ketzerisches: zahlen „die grünen“ immer noch in die portokasse? (whouhoo – grünenbashing *örks*)
man wird einfach nicht deutlich in dieser stadt! das ist traurig! 🙁
latenter pietismus? nur nicht anecken etc. …? … jedenfalls nicht zuviel…?
ps: mir ist bewusst, dass die menschen, die unterschrieben haben sich sehr engagiert gegen stuttgart 21 einsetzen – ebenso wie viele andere.
Ein Brief und ein Anliegen hat nur Erfolg, wenn man es trotz aller inhaltlichen Kritik freundlich und nicht unverschämt rüberbringt. Wir konzentrieren uns absichtlich auf wenige Punkte, weil das dann bei den Menschen und den Medienvertretern und Herrn Kretschmann hängen bleibt. Der allseits beliebte bunte Strauß an Argumenten gegen S21 hat uns in den letzten Jahren nur bedingt weitergebracht, weil alles, was hängen bleibt, ist: die sind gegen S21.
@ Matthias von Herrmann
eigentlich beschreiben sie in ihrer antwort genau das, worum es mir im kern ging.
ich denke, höflichkeit und auch aufrichtige freundlichkeit sind unabdingbar für einen respektvollen umgang – direktheit (und / oder vehemenz) schließt ein respektvolles miteinander nicht aus (sollte es zumindest nicht).
alles gute & viel kraft und erfolg für das kommende jahr!
alles gesagt, was jetzt sache ist.
vielen dank an die autoren für die klaren worte in der analyse der situation,
ob er’s liest oder nicht…
evtl. flüstert’s ihm der heilige geist
im kloster,
wo ist eigentlich grad das heinerle?
NEVER SURRENDER..!
Außer daß Kretschmann seinem Gott hinterherstolpert, habe ich von ihm noch
keine großen Initiativen erkennen können !
Oder??????
Matthias und Mitunterzeichner,
ich finde den Brief sehr gut, auch die Formulierung müßte auch einen Ignoraten vor dem Ofen vorlocken, aber leider sind halt die Scheuklappen aus Beton und zeigen nur in die Röhre, es ist zum Verzweifeln. Danke für Euern unermüdlichen Einsatz. Zum neuen Jahr wünsche ich Euch alles Gute, Kraft und Gesundheit. Möge Euer eifriger Einsatz endlich Früchte tragen. Sagen wir es mal mit Schmiedels Worten, mit Gottes Hilfe wird der Park und der Bonatzbau vor diesen …….ern verschont! Die guten Wünsche zum neuen Jahr sind natürlich für alle die so großen Einsatz leisten persönlich nicht nur auf das Projekt bezogen gemeint. Oben bleiben!
Grüße von der Zollernalb.
Kretsche und Schmi(e)d(el) täten gut daran von Züfle (und Gall?) zu lernen: Die scheinen BAA zu lesen! Aber Kretsche wird schon noch sein blaues Wunder erleben, wenn ihm der Heilige Geist nicht mehr grün ist…